26.04.2018

Publicitas in Schwierigkeiten

Weitere Grosse wenden sich vom Vermarkter ab

NZZ, Ringier, Ringier Axel Springer Schweiz und Admeira ziehen nach: Einen Tag nach Tamedia kündigen auch sie die Geschäftsbeziehungen mit der Werbevermittlerin Publicitas per sofort. Auch sie begründen dies mit «zahlreichen offenen Forderungen».
Publicitas in Schwierigkeiten: Weitere Grosse wenden sich vom Vermarkter ab
Nach Tamedia haben auch Admeira, Ringier und Ringier Axel Springer ihre Geschäftsbeziehungen zu Publicitas gekündigt. (Bild: Keystone)

Nach Tamedia kündigen auch Ringier, Ringier Axel Springer Schweiz, Admeira und die NZZ-Mediengruppe die Geschäftsbeziehungen mit der Werbevermarkterin Publicitas per sofort. Alle begründen dies mit «Zahlungsrückständen seitens Publicitas» und den «aktuellen Ereignissen».

NZZ Media Solutions, die zentrale Vermarktungsorganisation der NZZ-Mediengruppe, teilte am Donnerstagabend mit, dass sie sich gezwungen sehe, die Zusammenarbeit zu beenden. «Unsere Kunden bitten wir daher, künftig direkt bei NZZ Media Solutions zu buchen.» Gemäss der Mitteilung kontaktiert NZZ Media Solutions sämtliche Werbekunden, um über die nächsten Schritte zu informieren. Zudem würden alle Kunden gebeten, noch offene Zahlungen direkt an die NZZ zu leisten.

«Nicht länger zu verantworten»

Die seit geraumer Zeit unbefriedigende Zahlungsmoral von Publicitas hat auch Admeira, Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz dazu bewogen, die Zusammenarbeit aufzukündigen. Auch sie fordern ihre Kunden auf, offene Rechnungen direkt bei den Medienunternehmen zu begleichen.

«Unternehmerisch war es nicht länger zu verantworten, die über Admeira erfolgende Zusammenarbeit mit Publicitas fortzuführen», liess sich Ringier-Schweiz-COO Alexander Theobald in der Mitteilung vom Donnerstagmorgen zitieren. Entwicklungen der vergangenen Monate hätten den Schritt nötig gemacht.

Admeira, an der auch die SRG und Swisscom beteiligt sind, ist nach eigenen Angaben direkte Ansprechpartnerin im Bereich der Kampagnenplanung und Auftragsabwicklung für alle Print-Titel und Online-Plattformen von Ringier. Dieselbe Rolle hat sie für Ringier Axel Springer Schweiz.

Nach Bekanntwerden des Ausstiegs von Admeira, Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz war am Donnerstagmorgen die Webseite von Publicitas kurzfristig nicht mehr erreichbar.

Publicitas «überrascht»

Mit nahezu denselben Worten hatte am Mittwoch das Medienhaus Tamedia seine Kündigung der Zusammenarbeit mit Publicitas vermeldet (persoenlich.com berichtete). Die Werbevermittlerin zeigte sich «überrascht» vom Schritt von Tamedia und teilte mit, man arbeite an einem Sanierungskonzept zur mittelfristigen Stabilisierung.

Einen wesentlichen Teil des Konzeptes bilde das Bekenntnis der grossen Verlage, die Zusammenarbeit unter revidierten Bedingungen weiterzuführen. Publicitas leidet wie die Medienhäuser unter dem markanten Rückgang der Zeitungswerbung. Das Unternehmen schrieb schon mehrfach rote Zahlen.

Kontroverse um Zahlungen

Eine Kontroverse zeichnete sich um die Aufforderung ab, Rechnungen direkt bei Tamedia zu bezahlen. Publicitas ihrerseits bat in ihrer Reaktion auf die Kündigung, das Geld wie gewohnt an sie zu überweisen. Die Beträge würden separiert und wie vereinbart auf ein Tamedia-Konto überwiesen.

Tamedia reagierte umgehend und kündigte an, rechtliche Schritte auf Grund von «Vertragsverletzung seitens von Publicitas» zu prüfen. Die Aufforderung von Publicitas entbehre jeder rechtlichen Grundlage und stelle eine bewusste Irreführung der Kundschaft zu deren Schaden und zum Schaden von Tamedia dar. (sda/cbe)



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Kommentare

  • Gaby Nehme, 27.04.2018 12:19 Uhr
    Es gibt noch einen anderen Weg, den ich der Buchhaltung und der Inserateverwaltung unseres Periodikums gegeben habe: Aufträge von Publicitas nur noch auf Vorauszahlung annehmen. Wenn Publicitas das nicht akzeptiert, verzichten wir sicherheitshalber auf den Auftrag. So ist Publicitas frei, sich zu sanieren und bei guter Bonität die Zusammenarbeit weiterzuführen und der Reputationsschaden hält sich auch in Grenzen, da so niemand zu Schaden kommt. Zeitungen sind auf jedes Inserat angewiesen und schneiden sich womöglich ins eigene Fleisch, wenn sie Inseratevermittler "absägen".
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