26.05.2015

aerotelegraph.com

"Als Mini-Verlag fällt der Ballast an Sitzungen weg"

Stefan Eiselin widmet sich nun vermehrt dem Schreiben und seinem Luftfahrt-Portal.
aerotelegraph.com: "Als Mini-Verlag fällt der Ballast an Sitzungen weg"

Ende Woche geben Sie die Leitung des Schweizer Wirtschaftsnetztes ab und arbeiten dann als Redaktor für die "Handelszeitung". Fällt Ihnen der Schritt zurück ins "dritte Glied“ nicht schwer?
Ja und Nein. So einen Entscheid fällt man nicht einfach so. Erstens verlasse ich beim Wirtschaftsnetz ein tolles Team. Es machte mir enorm Spass diese engagierten Journalisten zu führen und gemeinsam mit ihnen das Produkt zu verbessern und nach vorne zu bringen. Das ist uns auch gelungen. Zugleich spürte ich aber den Wunsch, wieder mehr zu schreiben. Der überwog am Ende.
 
Nebst dem Schreiben möchten Sie sich stärker Ihrem Projekt aerotelegraph.com widmen, einer Plattform mit News und Hintergründen über Flugreisen und die Luftfahrt. Wer klickt sich durch die Site?
Das sind zum einen natürlich die Menschen, die in der Luftfahrt- und Reisebranche arbeiten und ihren Job meist so richtig lieben. Wir - ich und meine Geschäftspartnerin Laura Frommberg, mit der ich den Dienst gegründet habe - bieten aber kein Branchenfachportal. Wir wählten von Anfang an einen journalistischen Ansatz, um Geschichten aus der Branche erzählen, wie es andere nicht tun. Das hat sich auch ausgezahlt. Uns lesen daher vor allem auch Menschen, die gerne in die Ferne reisen. Dafür nehmen sie das Flugzeug. Und von diesen Leuten gibt es immer mehr. Jeder hat zum Thema einen Bezug und eine Meinung.

Das Onlineportal hat seine Leser vor allem in Deutschland (60 Prozent), in der Schweiz sind es lediglich 25 Prozent. Wie kommt das?
Das ist das Spiel des Marktes. Deutschland ist zehn Mal grösser als die Schweiz. Es wäre töricht gewesen, wenn wir uns nicht von Anfang an auch auf diesen Markt ausgerichtet hätten. Zudem ist Deutschland für die Luftfahrt auch von zentraler Bedeutung. Wir pflegten daher etwa auch von Anfang an die deutschen Schreibweisen, auch wenn ich als Schweizer selbst immer wieder darüber stolperte. Laura Frommberg stammt aus Deutschland. Das half bei der Sprache, aber auch bei den Beziehungen und der Markteinschätzung.
 
Und inwiefern beeinflusst dies die Finanzierung?
Der deutsche Markt ist viel grösser. Das ist ein Vorteil. Die Preise sind dafür tiefer. Dennoch überwiegen die Vorteile bei weitem auch in Bezug auf unsere weiteren Expansionspläne.

Wie wollen Sie das Wachstum weiter forcieren?
Wir haben viele Ideen, die wir nach und nach umsetzen werden. Erster Schritt ist der grosse Relaunch, den wir auf Ende Mai umsetzen. Danach wollen wir uns thematisch verbreitern und so noch ein grösseres Publikum ansprechen. Ich habe künftig aber auch mehr Zeit für die wichtige Beziehungspflege. Zeit, die wir bis anhin viel zuwenig hatten. Daneben haben wir einige spannende Projekte in petto.

Welche zum Beispiel?
Derzeit kann ich noch nichts verraten. Aber wir haben bereits mit der Arbeit begonnen.
 
In der Verlagsbranche herrscht allgemeines Wehklagen: Wie begegnet eine kleines Portal wie ihres diesen Herausforderungen?
Als Mini-Verlag hat man einen riesigen Vorteil: Der ganze Ballast an Sitzungen, Hierarchien, Dienstwegen fällt weg. Das macht uns blitzschnell. Zudem versuchen wir Dinge oft einfach, bei denen man in einem Grossverlag vielleicht erst eine mehrmonatige Analyse machen würde. Ich glaube auch, dass das ganze Projekt wohl in einem Verlag nie gestartet worden wäre. Denn es gab ja bereits Angebote in unserer Nische. Aber wir machten es trotzdem. Und dank unseres journalistischen Knowhows und unseres Engagements zogen wir es durch und wurden erfolgreich. (wid)

Bild: zVg.


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