29.06.2004

Landbote

Auflage nach oben manipuliert

Verlag reicht Strafanzeige gegen ehemaligen Verlagsleiter ein.

Der ehemalige Verlagsleiter des Winterthurer Landboten hat die Auflagezahlen frisiert. Am Dienstag ist nun vom Verlag Strafanzeige eingereicht worden. Die Auflagendokumente sollen von einer externen Revisiongesellschaft überprüft werden.

Die vom Verlag deklarierten Zahlen seien "durch Manipulationen um mehrere tausend Exemplare überhöht worden", teilte die Herausgeberin der Tageszeitung, die Ziegler Druck- und Verlags-AG, mit. Die WEMF-beglaubigte Auflage wurde bisher mit 48 448, die Grossauflage mit 93'755 angegeben.

Vor etwa drei Wochen habe der Verlag erste Anhaltspunkte für die Auflage-Manipulationen erhalten, sagte Chefredaktor Rudolf Gerber auf Anfrage. Bei der internen Überprüfung wurden die "Unstimmigkeiten" in der Auflagenberechnung bestätigt. Am Dienstag reichte der Verlag laut Gerber bei der Bezirksanwaltschaft Winterthur Strafanzeige gegen den verantwortlichen ehemaligen Mitarbeiter ein. Der Mitarbeiter war bis im März als Verlagsleiter verantwortlich für Marketing, Werbung und Vertrieb. Über die möglichen Motive der Auflagenschönung könne er keine Angaben machen, sagte Gerber.

Es seinen wohl nicht nur die Zahlen von 2004 nach oben korrigiert worden. Die vom Verlag gegenüber der AG für Werbemittelforschung (WEMF) deklarierten und von dieser beglaubigten Zahlen sind in den letzten Jahren stetig angestiegen.

Für Inseratepreise relevante Zahlen korrekt

Die für die Gestaltung der Inseratetarife entscheidenden Zahlen über die Reichweite der Zeitung seien allerdings korrekt, betonte Gerber. Die Leserzahl des Landboten von 77'000 sei von der WEMF unabhängig erhoben und publiziert worden. Die WEMF-beglaubigten Auflagezahlen sind gemäss Gerber für die Tarifgestaltung irrelevant, stellten aber die "Visitenkarte" einer Zeitung dar. Insbesondere die Auflageentwicklungen sind fürs Image von Medien wichtig.

Bei der WEMF selbst hält man die Zahlen für nicht ganz so unbedeutend. Tatsächlich seien die Leserschaftszahlen für die Anzeigetarife entscheidend, die WEMF-beglaubigten Auflagezahlen einer Zeitung seien allerdings "ein ganz wichtiger Indikator für die Werbebrache", sagte WEMF-Verwaltungsrat Alexander Theobald. Der Ziegler-Verlag will nun gemäss Gerber "sauberen Tisch" machen und beauftragt eine externe Revisionsgesellschaft mit der Überprüfung der Auflagendokumente des Landboten. Sobald die Ergebnisse vorlägen, werde bei der WEMF eine Zwischenbeglaubigung beantragt.

Falsche Zahlen auch im Tessin


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