30.05.2019

Deutschland

Axel Springer bestätigt Gespräche mit KKR

Ziel könnte der Rückzug des Berliner Medienkonzerns von der Börse sein. KKR kooperiert seit 2014 mit Ringier.
Deutschland: Axel Springer bestätigt Gespräche mit KKR
Ob es zu «gesellschaftsrechtlichen Strukturmassnahmen» komme, sei offen, so Axel Springer. (Bild: axelspringer.com)

Axel Springer hat am Mittwochabend Gespräche mit dem amerikanischen Investor KKR über eine strategische Beteiligung bestätigt. Der Verhandlungsstand sehe vor, dass die Amerikaner zusammen mit Beteiligungsgesellschaften von Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner ein Kaufangebot für die restlichen Springer-Aktien vorlegten. Ob es zu den beschriebenen Schritten und «anschliessenden gesellschaftsrechtlichen Strukturmassnahmen» komme, sei aus Sicht des Vorstands derzeit offen.

Wie Spiegel.de schreibt, könnte das Ziel der Rückzug des Berliner Medienkonzerns von der Börse sein. Springer-Aktien schossen daraufhin am Donnerstag um über 22 Prozent in die Höhe und steuerten auf den grössten Tagesgewinn seit 20 Jahren zu. Damit ist der Herausgeber der «Bild»-Zeitung an der Börse knapp 6 Milliarden Euro wert. 

Die Gespräche seien eine positive Überraschung für Springer-Aktionäre und könnten den im Zuge der Medienkrise stark gefallenen Aktienkurs wiederbeleben, sagte ein Händler. «Es ist spannend, dass ein weiterer Deal ansteht, nachdem Vivendi M7 übernommen hat und Mediaset bei ProSieben eingestiegen ist», schrieb Analyst Harry Read von der Investmentbank Liberum.

Springer-Familie hält Mehrheit

Die Witwe des Verlegers Axel Springer und ihr langjähriger Vertrauter Döpfner halten zusammen 45,4 Prozent am Konzern und wollen ihre Anteile behalten. Die übrigen Anteile, die an KKR gehen könnten, sind an der Börse 2,66 Milliarden Euro wert. 

Die Familie des «Bild»- und «Welt»-Gründers Axel Springer hält eine Mehrheit an dem börsennotierten Konzern. Was Springers Enkel Axel Sven und Ariane Melanie mit ihren Anteilspaketen von zusammen 9,8 Prozent vorhaben, teilte das Unternehmen nicht mit.

«Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes», hiess es in der Mitteilung. Döpfner baut den Konzern gerade vom Zeitungshaus zu einem Internet-Unternehmen um, das aber seine journalistischen Wurzeln behalten soll. 

Neben der «Bild» betreibt Springer auch Journalismus im Internet sowie Job-, Immobilien- und Autoportale. Ob es zum Einstieg von KKR komme, sei aber noch offen. «Insbesondere ist die rechtliche, steuerliche und finanzielle Machbarkeit noch im Einzelnen zu prüfen», warnte der Vorstand.

Kooperation mit Ringier

«Die Gespräche sind in einem frühen Stadium», sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Sollten sie gut verlaufen, könne es in den nächsten Wochen eine Einigung geben. 

KKR hat bereits Erfahrung im deutschen Mediensektor. Von 2006 bis 2013 war die Beteiligungsfirma an der Fernsehsender-Kette ProSiebenSat.1 beteiligt und stieg mit Gewinn wieder aus.

Auch in der Schweiz ist KKR keine unbekannte Firma. Seit 2014 kooperiert sie mit Ringier. Die beiden Unternehmen hatten damals eine langfristige Partnerschaft für die Online-Marktplätze und im Vermarktungsbereich vereinbart (persoenlich.com berichtete). Im Zuge desssen übernahm KKR eine Minderheitsbeteiligung von je 49 Prozent an den Ringier-Tochterunternehmen Scout24 Schweiz AG und Omnimedia AG. Zu Scout 24 gehören die Onlineportale Autoscout24.ch, Motoscout24.ch und Immoscout24.ch sowie die Kleinanzeigenplattform Anibis.ch. Die Anteile an Scout24 hatte KKR dann aber im Frühling 2016 wieder verkauft: an die Mobiliar (persoenlich.com berichtete).

Investitionen drückten Springer-Gewinn

Springer hat bereits Erfahrung mit Finanzinvestoren als Miteigner. Der Finanzinvestor General Atlantic hatte dem Medienkonzern beim Aufbau des Geschäfts mit Online-Kleinanzeigen aufzubauen und war vorübergehend zweitgrösster Aktionär. 2017 stieg der Finanzinvestor wieder aus.

Friede Springer hat vor kurzem ihre Machtposition im Konzern gestärkt. Die Verlegerwitwe übernahm die alleinige Kontrolle über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, bei der 37,5 Prozent der Aktien liegen. 

Zuletzt drückten Investitionen für die Digitalisierung das Ergebnis. Der operative Gewinn (EBITDA) fiel im ersten Quartal um 2,5 Prozent auf 167 Millionen Euro. Der Umsatz bröckelte auf 772 Millionen Euro ab. (sda/reu/eh)



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