14.05.2001

Radio 105

"Bessere Konditionen statt Subventionen"

Giuseppe Scaglione nimmt Stellung.

Radio 105 ist bestürzt über "das Selbstverständnis, das Roger Schawinski und Kreise der Medienwirtschaft neuerdings an den Tag legen", wie es in einer Stellungnahme von Montag heisst. Ist der unternehmerische Schwung erst erschöpft, werde er durch den Ruf nach staatlichen Subventionen ersetzt, wie Giuseppe Scaglione, Delegierter des Verwaltungsrates von Radio 105 Network AG, schreibt. Dies dürfe nicht der Weisheit letzter Schluss sein. "persoenlich.com" bringt einen Ausschnitt:

"Nicht die fehlenden staatlichen Finanzen, sondern die völlig unzeitgemässen Rahmenbedingungen sind der eigentliche Hemmschuh für die elektronischen Medien. Leider hat es die Medienwirtschaft bisher verschlafen, sich mit Nachdruck für eine moderne Radio- und Fernsehordnung einzusetzen. Die Medienunternehmer sind dagegen immer noch dem längst überholten System verbunden, welches der SRG auf nationaler Ebene ein uneingeschränktes Radio-Monopol zugesteht.

Es ist absehbar, dass dem Scherbenhaufen im Fernsehen ein nächster im Radiobereich folgen wird. Konkurrenten aus dem Ausland werden den schweizerischen Markt bedrängen, der sich technisch und vom Nutzungsverhalten her immer mehr verändert. Satelliten-Radios und Web-Radios nehmen an Bedeutung zu. Das Nutzungsverhalten orientiert sich immer mehr an der Musikrichtung und an Inhalten, die zielgruppenspezifisch sind. Lokalradios müssen alle Zielgruppen abdecken, währenddessen Zielgruppensender national sein müssen, um ein genügend grosses Publikum zu erhalten. In Italien hören 15 Jahre nach der Einführung der Privatradios 80 Prozent der Bevölkerung nationale Privatradios, bei den Jugendlichen sind es sogar 90 Prozent.

Die schweizerische Medienlandschaft ist am Ende ihrer Geschichte angelangt, wenn sie sich nicht endlich dazu aufrafft, eine wirkliche Konkurrenz zur SRG auf nationaler Ebene zuzulassen. Es braucht somit eine vollständige Neuorientierung im Radiobereich, damit sich die Schweiz rechtzeitig an die europaweit erfolgenden Veränderungen der Medienlandschaft anpassen kann. Wenn der Zug verschlafen wird, so fährt er ohne die Schweiz ab, d. h. dem wirtschaftlichen und inhaltlichen Überhandnehmen ausländischer Radioprogramme wird nichts eigenständiges entgegengesetzt. Ist das die Zukunftsvision der Schweiz von heute?

Wenn die FDP endlich nach "gleich langen Spiessen" zwischen SRG und Privaten ruft, dann ist das längst nicht ausreichend. Der Service Public, der inzwischen zum diffusen Schlagwort für die Zementierung der SRG-Monopol-Strategie verkommen ist, wird von keiner Seite wirklich grundsätzlich beleuchtet und endlich auf das reduziert, was in einer zeitgemässen Rechtsordnung zu fordern wäre: dass die SRG ihr Programmangebot sukzessive abbaut und nur jene Leistungen mit staatlich verordneten Zwangsabgaben (Gebühren) finanziert, die vom Medienmarkt nicht erbracht werden könnten. Unter dem Stichwort der gleichlangen Spiesse könnte die SRG sonst noch auf die glorreiche Idee kommen, den Privaten durch Radiowerbung das Leben noch mehr zu erschweren.


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