Nachdem die «Rundschau» über das Projekt für eine bodengestützte Luftabwehr (Bodluv) kritisch berichtet hatte, leistete sich Korpskommandant André Blattmann am Wochenende eine verbale Entgleisung. An einem Seminar vor über 150 Generalstabsoffizieren in Brugg sagte Blattmann laut der «Zentralschweiz am Sonntag»: «Ich freue mich, wenn man den Missetäter, den Verräter findet, und ich freue mich, wenn wir diesen im übertragenen Sinne auf die Schlachtbank führen können.» Gerne sei er «beim Demontieren der Gradabzeichen» behilflich, so der abtretende Chef der Armee. Dieser «widerliche Kerl» habe die «Zukunft unserer Armee und unserer Doktrin» in Frage gestellt.
Neben diesem «Verräter», der die Dokumente an die Medien aushändigte, ärgerte er sich auch über die Medien selbst. So bezeichnete er den Moderator der «Rundschau» als «Sandro Kotz, äh Brotz», wie die Zeitung weiter schrieb.
Dieser ging auf Twitter gelassen damit um: «Fanpost der übleren Sorte bin ich mir gewohnt», schrieb er auf seinem Twitter-Account. «Ich hoffe, der CdA verliert nur bei meinem Namen und nicht im Ernstfall die Nerven.»
@pakTagi Fanpost der übleren Sorte bin ich mir gewohnt. Ich hoffe, der #CdA verliert nur bei meinem Namen und nicht im Ernstfall die Nerven.
— Sandro Brotz (@SandroBrotz) 7. Mai 2016
Doch TV-Chef Tristan Brenn sah das anders: Zusammen mit «Rundschau»-Redaktionsleiter Mario Poletti verfasste er einen Brief, in dem die beiden Herren eine öffentliche Entschuldigung von Blattmann fordern. Sein Verhalten «zeuge von wenig Demokratieverständnis», heisst es im Schreiben, welches am Montag verbreitet wurde. In einem Land, in dem seit jeher die Kraft der Argumente zähle, seien solche Entgleisungen nicht zu akzeptieren. Weiter fordern Brenn und Poletti eine öffentliche Entschuldigung bei der «Rundschau» und dem Moderator.
Offener Brief an den Chef der Schweizer Armee, André Blattmann. @SRF pic.twitter.com/LAAkVSWoD9
— Tristan Brenn (@brenntr) 9. Mai 2016
Kurze Zeit später reagierte Blattmann auf die Kritik und entschuldigte sich «in aller Form für die unangebrachte, persönliche Verunglimpfung» bei der SRF-Chefredaktion und dem Moderatoren Sandro Brotz. Er sei sich bewusst, dass er die Öffentlichkeit damit allenfalls vor den Kopf gestossen habe. Das bedaure er, schrieb André Blattmann am Montag in einem Mail an SRF-Chefredaktor Tristan Brenn und «Rundschau»-Redaktionsleiter Mario Poletti, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
An seiner Kritik an der Person oder den Personen, welche die Dokumente an Dritte weitergaben, halte er jedoch fest, schreibt Blattmann weiter. (sg/sda)