13.01.2004

"Daniel Eckmann, warum braucht Armin Walpen einen Stv.?"

Daniel Eckmann (Bild) tritt im Frühherbst seine Stelle als Stellvertreter von SRG-Generaldirektor Armin Walpen an. Der Berner Jurist und ehemalige Handball-Nationalspieler amtierte die vergangenen zwölf Jahre als Kommunikationschef von Bundesrat Kaspar Villiger. Von 1987 bis 1991 war der heute 53-Jährige Pressechef von SF DRS. Warum kehrt er nun zur SRG zurück? Wie wird er sich mit Armin Walpen vertragen? Und hätte er nicht bei Bundesrat Merz bleiben können? Das Interview:
"Daniel Eckmann, warum braucht Armin Walpen einen Stv.?"

Bis jetzt kam Armin Walpen allein zurecht. Warum braucht er jetzt plötzlich einen hochdotierten Stellvertreter?

Dass der Posten wegen mir neu geschaffen wurde, ist eine Legende. Es gibt bereits heute den Generalsekretär Beat Durrer, der ein vergleichbares Geschäftsfeld inne hat und zusätzlich den Zentralrat -- unseren "Verwaltungsrat" -- inklusive dessen Ausschuss betreut. Im Zuge einer verstärkten Corporate Governance fällt nun aber diese Personalunion bei Management und Ausschuss weg. Dafür kommen neue Aufgaben hinzu, darunter die echte Stellvertretung der SRG gegen aussen. Denn diese stellt eine gewaltige Belastung für den Generaldirektor dar. Deshalb wurde die Funktion des Generalsekretärs, der ebenfalls schon Stellvertreter war, zum Stellvertretenden Generaldirektor ausgebaut.

Welches werden genau Ihre Aufgabe sein?

Inhaltlich gehören dazu neben dem Einsitz in der Geschäftsleitung und der Stellvertretung gegen Innen und Aussen der Rechtsdienst, die Unternehmensentwicklung sowie die Unternehmenskommunikation und die zehn Dienstleistungszentren Media Services -- insgesamt umfassen diese Einheiten rund dreihundert Beschäftigte.

Welche Ziele haben Sie in der neuen Funktion, was reizt Sie?

Die SRG ist ein gut geführtes, gut verankertes und gut akzeptiertes Unternehmen. Eine solche Verankerung muss aber ständig neu errungen werden, sie versteht sich nie einfach so von selber. Denn die Ansprüche des Publikums, die Möglichkeiten des wirtschaftlichen Bestandes, die Rahmenbedingungen der Politik und die Realitäten des Wettbewerbs verändern sich sehr rasch, so dass es nie den Moment gibt, in dem die SRG einfach etabliert ist und man sie gleichsam drauflos segeln lassen kann. Vielmehr muss an der führenden Rolle des Unternehmens ständig gearbeitet werden, und zwar sowohl auf der Ebene des Programms der einzelnen Unternehmenseinheiten, als auch bei Strategie und Medienpolitik. Diese vielschichtige Aufgabe im Boot der Idée Suisse war es, die mich motiviert hat.

Sie kennen die SRG bereits aus Ihrer Zeit als SF-DRS-Pressechef. Inwiefern hat diese Erfahrung Sie zur Rückkehr zur SRG bewogen?

Diese Zeit zählt in meiner beruflichen Laufbahn zu den schönsten Jahren! Für mich stellt sich immer die Frage, für wen ich arbeite, das ist zentral -- für eine Schraubenfabrik hätte ich nicht das gleiche Engagement entwickeln können. Medien faszinieren mich, und ich bin von der Relevanz überzeugt, dass sich dieses Unternehmen einsetzt für einen unabhängigen Journalismus, für anspruchsvolle Kultur, für gescheite Unterhaltung und für eine gewisse Publikumsnähe, die hilft, Identitätsbrücken zu bauen. Meine positiven Erlebnisse beim Schweizer Fernsehen haben bei meinem Entscheid sicher geholfen. Hinzu kommt, dass ich damals mit den Trägerschaften in engem Kontakt war. Aber auch in meiner Zeit im Bundeshaus hatte ich viel mit der SRG, mit dem Medienrecht, mit der Kommunikationswissenschaft und mit der Medienpolitik zu tun. So habe ich das Unternehmen und das Umfeld gut kennengelernt und kaufe jetzt keine Katze im Sack.

Ihr neuer Chef Armin Walpen gilt als dominant. Wie wollen Sie allfälligen Kompetenzproblemen begegnen?

Ich finde es nur gut, wenn ein Generaldirektor eine starke Persönlichkeit ist. Ich habe auch nicht das geringste Problem mit meiner Rolle als Nummer zwei. Ausserdem sind die Aufgabenfelder sehr klar definiert; oberste Leitung, Finanzen, Personal, die Führung der Geschäftsleitung und der Business Unit Sport liegen bei Armin Walpen. Im übrigen kenne ich den Generaldirektor beruflich seit gut zwei Jahrzehnten. Ich sehe nicht Probleme, sondern die Chance, dass jeder seine Stärke einbringt. Wir sind charakterlich sicherlich keine siamesischen Zwillinge, vielmehr ergänzen wir uns -- was für die Funktion des Stellvertreters ideal ist.

Inwiefern sind Sie denn anders als Herr Walpen?

Ich bin wohl weniger temperamentvoll und jemand, der zwar Ziele klar definiert, aber beim Lösungsweg den Ausgleich sucht. Auch ist mein Stil, an Sachen heranzugehen, anders. Wer sich also auf Machtkämpfe freut, wird enttäuscht vor leerer Arena sitzen.

Oswald Sigg wurde nach Adolf Ogis Abgang Sprecher von Ogi-Nachfolger Samuel Schmid. Gab es für Sie keine Option, zu Hans-Rudolf Merz zu wechseln?

Doch, Bundesrat Merz sagte auch, dass er mich gerne behalten hätte, und ich stehe ihm in seiner Startphase auch noch zur Verfügung. Mein Vertrag als Delegierter der Kommunikation war aber an Bundesrat Villiger gebunden. Nachdem ich diese Aufgabe nun zwölf Jahre voll engagiert ausgeführt habe und mir noch gut zehn Berufsjahre bevorstehen, war das Ende der Ära Villiger für mich ein fast logischer Moment für eine neue lange Berufsetappe. Darin findet sich vieles wieder, was ich bereits gemacht habe: Kommunikation, Medienrecht, Strategie. Auch ist das Finanzdepartement wie die SRG ein "grosser Laden" mit nationaler Ausstrahlung, Tausenden von Mitarbeitenden und milliardenhohem Budget. Zudem handelt es sich bei meinen neuen Aufgaben wieder um eine Service-Public-Funktion -- ich bin nie dem Ruf des höchsten Lohns gefolgt. Der Posten bei der SRG mit ihrem Wertgefüge ist etwas, hinter dem ich hundertprozentig stehen kann. Gleichzeitig handelt es sich um einen Schritt nach oben in eine Position mit umfassenderer Verantwortung. So gesehen passt dieser Wechsel zu meinem beruflichen Weg.

Sie waren früher PR-Mann. Warum wollten Sie nicht zurück in die Privatwirtschaft?

Mein PR-Zeit mit Ivan Rickenbacher und Dieter Jäggi war toll aber kurz, ich folgte dem Ruf zurück an Bundesrat Villigers Seite bereits nach einem Jahr. Trotz markant besserer Angebote habe ich gegenüber Staat und Gemeinwesen schon immer ein starkes Verantwortungsgefühl verspürt. Ich finde es wichtig, dass sich profilierte Leute für Institutionen einsetzen, die auch staatspolitische Leistungen erbringen -- wie es die SRG im Interesse der nationalen Kohäsion etwa bei der Einbindung finanziell schwächerer Regionen tut. Dafür zu kämpfen, entspricht meinem Charakter.


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