29.10.2023

#MediaToo

Das brachte die Republik-Untersuchung hervor

Drei Monate nach den Vorwürfen gegen einen Reporter sind die Untersuchungsresultate da. Eine Hinweisgeberin sei «ohne Wertschätzung behandelt worden», so die Experten. Die Geschäftsführung habe sich nach der Verdachtsmeldung durch eine Beratung fehlleiten lassen. Auf dem Meldeportal gingen 35 Hinweise ein.
#MediaToo: Das brachte die Republik-Untersuchung hervor
Erhielt erneut das volle Vertrauen vom Verwaltungsrat ausgesprochen: Republik-Co-Geschäftsführerin Katharina Hemmer. (Bild: Keystone/Gaëtan Bally

Ende August hat SRF Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen einen Republik-Journalisten publik gemacht (persoenlich.com berichtete). Anfang Oktober hatte die Republik den Reporter per sofort entlassen, nachdem sie ihn zuvor freigestellt hatte. Am Freitag hat das Onlinemagazin nun die Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlicht, die drei Wochen nach Meldung der Vorwürfe in Auftrag gegeben wurden.

Untersucht wurde unter anderem der Anstellungsprozess der beschuldigten Person. Rechtsanwältin und Compliance-Beraterin Helke Drenckhan und Wirtschafts­kriminalist Lukas Fischer kommen zum Schluss: Die Republik hat eine Hinweis­geberin «unangebracht und ohne Wertschätzung behandelt sowie keine geeigneten Massnahmen ergriffen, um künftige sexuelle Belästigungen im Arbeits­umfeld möglichst zu vermeiden». Die Republik veröffentlicht Schlussfolgerungen aus dem Untersuchungsbericht der Expertinnen und Experten.

Eine andere Untersuchung, durchgeführt von Rechts­anwältin Regula Mullis Tönz, nahm den Prozess nach der Meldung an die Geschäftsführung unter die Lupe und kommt zum Schluss: Die Geschäfts­führung hat sich bei der Behandlung der eingegangenen Verdachts­meldungen nach bestem Wissen und Gewissen und entsprechend ihrer Pflicht engagiert, sich aber durch die rechtliche Beratung bei ihren Entscheidungen fehl­leiten lassen. Laut der Untersuchung hat die totale Erneuerung des Verwaltungsrats ab August eine zusätzliche Schwierigkeit in der Kommunikation dargestellt. Der Verwaltungsrat stellt sich hinter die Geschäftsführung und «erneuert sein volles Vertrauen», wie es im Beitrag heisst.

Zudem hat die Republik vom 14. bis zum 28. September 2023 eine anonyme Meldeplattform installiert. Insgesamt haben laut der Untersuchung zirka 20 Personen 35 Meldungen abgegeben. In etwa der Hälfte der Fälle kam es zu einem Dialog zwischen diesen Personen und den vom Verwaltungsrat beauftragten Experten Helke Drenckhan und Lukas Fischer. Eine sorgfältige Analyse aller Meldungen zeige, dass die Republik von Anfang an mit personellen Konflikten, Führungs­kämpfen und verletzendem persönlichem Verhalten auf verschiedenen Ebenen konfrontiert gewesen sei. Mehrere Meldungen würden vom Verwaltungsrat in den nächsten Wochen persönlich weiter­verfolgt, um eine geeignete Regelung der Probleme zu gewährleisten.

Die Republik habe seit Beginn alle Energie darauf verwendet, ihren Platz in der Medienwelt einzunehmen. Dabei hätten die Effizienz der internen Organisation und die Harmonie der zwischenmenschlichen Beziehungen leider teilweise gelitten, schreibt der Verwaltungsrat. Die neue Geschäfts­führung engagiere sich dafür, die Situation zu verbessern. (wid)


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