04.11.2002

Urs Gossweiler

Das Contra zu Lebruments Forderung nach einer Umverteilung der TV-Konzessionen

"In Zukunft werden sich Brand und Inhalte durchsetzen und nicht die Konzession".

"Ich will das Konzessionsgebiet von TeleZüri", forderte Hanspeter Lebrument, Verleger der Südostschweiz, am Freitag auf "persoenlich.com". Und tat so auf provokative Weise kund, dass die TV-Konzessionen grundsätzlich neu zu verteilen seien. Ein Vorschlag, den die SonntagsZeitung als "Jux" abtat. Nun schaltet sich der Brienzer Verleger Urs Gossweiler, erklärter Lebrument-Gegenspieler, in die Diskussion ein. Das Interview:

"Ich will das Konzessionsgebiet von TeleZüri", forderte Hanspeter Lebrument, Verleger der Südostschweiz, am Freitag auf "persoenlich.com". Und tat so auf provokative Weise kund, dass die TV-Konzessionen grundsätzlich neu zu verteilen seien. Ein Vorschlag, den die SonntagsZeitung als "Jux" abtat. Nun schaltet sich der Brienzer Verleger Urs Gossweiler, erklärter Lebrument-Gegenspieler, in die Diskussion ein. Das Interview:

Herr Gossweiler, in St. Moritz anlässlich der Jahrestagung von Schweizer Presse sprachen Sie sich gegen die Presseförderung und Gebührensplitting aus. Diese Forderung haben Sie letzte Woche im Facts noch einmal unterstrichen. Nun geht Ihr "Erzfeind" Hanspeter Lebrument noch einen Schritt weiter und fordert eine Neuverteilung der TV-Konzessionen. Was denken Sie darüber?

Hanspeter Lebrument ist sicher kein Erzfeind von mir. Was jedoch stimmt ist die Tatsache, dass wir uns seit Jahren an den offiziellen Verbandstagungen verbal in den Haaren liegen. Ehrlich gesagt lässt es sich auch wunderbar streiten mit ihm. Viel besser als mit den Diplomaten im Hintergrund, die selten bis nie offen zu ihrer Meinung stehen. Zu Ihrer Frage: Ich musste am Freitag erst einmal laut vor mich hinlachen, als ich seine Forderung nach der TeleZüri-Konzession gelesen habe.

Warum?

Lebrument will wie soviele zur Zeit mehr Geld vom Staat für seine Medienaktivitäten. Insbesondere ist er sich mit seinen Präsidiumskollegen vom Verband Schweizer Presse einig, dass die Privat-TV-Stationen - und am liebsten nur jene, die im Besitz eines Zeitungsverlages sind - mehr, viel mehr Geld aus dem Gebührensplitting erhalten. Nun haben es die grossen und mittelgrossen Verlagshäuser geschafft eine sensationelle Eingabe beim BAKOM zu dieser Frage einzureichen, den Bundesrat auf ihre Linie zu bringen, die Mitglieder des Verbandes in dieser Frage geschickt zu umgehen und die SRG auf Distanz zu halten um auf der Zielgerade sich selbst ein Bein zu stellen.

Sie glauben, Lebrument gefährde damit das Gebührensplitting beim neuen Radio- und Fernsehgesetz?

Das wohl nicht gerade, aber er zeigt immerhin, wie suspekt und wirr die Aktivitäten einiger Verleger geworden sind. Statt sich auf die eigene Marktstärke zu konzentrieren wird gefeilscht um Gebühren, Fördergelder und Konzessionsgebiete. Es ist sehr gefährlich, wenn man seine Energie, Wünsche und Träume auf den Staat ausrichtet. Doch genau dies geschieht seit einigen Monaten in den Chefetagen der Schweizer Medienhäuser. Lebrument hat es hier nur auf die Spitze getrieben mit seiner Forderung nach der TeleZüri-Konzession.

Aber er beruft sich doch auf den Föderalismus in der Schweiz. Der sollte Ihnen als Berner Oberländer ja sympathisch sein.

Die Schweiz besteht aus 24 Kantonen, die wiederum eingeteilt sind in Bezirke und unzählige Gemeinden. Der Bund verteilt innerhalb dieses komplexen Gebildes seine Hochschulen, Verwaltungen, Postzentren und Militärstützpunkte. Dies ist sehr sinnvoll und wichtig für die Schweiz als Ganzes. Wer nun aber Besitzer einer TV-Konzession für die Stadt Zürich wird, hat mit Föderalismus rein gar nichts zu tun. Ich denke Roger Schawinski als Zürcher hat sich damals eine Radio- und später eine TV-Konzession erkämpft. Die Tamedia hat beide für viel Geld eingekauft. Sie wird sie also nicht kampflos abtreten. Für die Zukunft jedoch werden sich Brand und Inhalte durchsetzen und nicht die Konzession. Deshalb bin ich ja auch so vehement für eine Konzentration des Staates auf die SRG SSR idée suisse und eine private Freiheit für die Übrigen. Hier sollten wir nun wirklich den Markt spielen lassen. Doch dies bleibt wohl eine Illusion.


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