24.02.2019

Mein unbekanntes Amerika

«Das ist anderes Fernsehen als das tägliche Business»

Das «persönlichste TV-Projekt meines Lebens» nennt SRF-Moderator Arthur Honegger die Dok-Serie, welche am Montag startet. Der langjährige Washington-Korrespondent sagt, was er durch die Filme Neues über die USA gelernt hat und kündigt Slapstick im Pazifik an.
Mein unbekanntes Amerika: «Das ist anderes Fernsehen als das tägliche Business»
«Dieses Land wird faszinierender, je mehr man davon erlebt», sagt Arthur Honegger (im Bild) über die USA. (zVg.)
von Michèle Widmer

Herr Honegger, am Montag und Mittwoch wird Ihre Dokumentation «Mein unbekanntes Amerika» ausgestrahlt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Projekt in Angriff zu nehmen?
Nachdem die Serie «Mein anderes Russland» mit Christof Franzen bei 3sat letztes Jahr hervorragend lief, wollte das Team nachlegen, mit einem ähnlichen Konzept: Jemand, der ein Land sehr gut kennt, entdeckt ganz neue Seiten an ihm. Das hat mich sofort überzeugt.

Sie zeigen Orte fernab der grossen Politik. Welche Regionen haben Sie besucht, und weshalb?
Wir sind in jene Staaten gefahren, die ich als Korrespondent noch nicht besucht hatte: South Dakota, New Mexico und Hawaii. Zudem nach Puerto Rico, das zwar Teil der USA ist, aber kein eigener Staat. Jetzt habe ich alle fünfzig Bundesstaaten besucht und muss sagen: Dieses Land wird faszinierender, je mehr man davon erlebt.

Wie lange haben Sie an diesem Film gearbeitet?
Von den ersten Meetings bis zur Ausstrahlung jetzt ist über ein Jahr vergangen. Die vier Filme wurden von drei unterschiedlichen Autoren produziert, mit denen ich von Beginn an sehr eng zusammengearbeitet habe. Gedreht haben wir im Sommer und Herbst, was logistisch nicht ganz einfach war, schliesslich musste alles auch noch mit meinem Dienstplan bei 10vor10 kompatibel sein. Ich bin sehr dankbar, dass die Kollegen mir da eine neue Erfahrung ermöglicht haben: Eine Dok-Serie, fünfzig Minuten pro Film, das ist schon ganz anderes Fernsehen als das tägliche News-Business.



Waren die Filme von Beginn weg als Serie in vier Teilen geplant?
Ja, dieser Rhythmus hat auch bei der Russland-Reihe sehr gut funktioniert. Auf 3sat füllen wir zwei Abende mit je zwei Filmen: South Dakota und Puerto Rico am Montag, New Mexico und Hawaii am Mittwoch.

Wie haben Sie sich die Arbeit im Team aufgeteilt?
Teamarbeit war alles bei diesem Projekt: Das Konzept für jede Folge entstand mit dem jeweiligen Autor, der Dreh erfolgte ebenfalls gemeinsam. Mit Sergio Cassini konnten wir zudem einen der besten Kameramänner der Schweiz für die Serie gewinnen, was mich sehr gefreut hat. Den Schnitt habe ich bewusst den Autorinnen und Cuttern überlassen, sie sollten die besten Szenen auswählen und auf eine eigene Dramaturgie setzen. Im Gegenzug habe ich mich dann beim Texten und bei der Vertonung wieder stark eingebracht; diese persönliche Note in den Geschichten spürt man denke ich ganz gut.

Was haben Sie durch den Film über die USA gelernt, was Sie zuvor nicht wussten?
Da gibt es so Vieles: Die unfassbare Armut der Lakota-Indianer hat mich sehr bewegt – ebenso wie der spirituelle Reichtum dieses Volkes. Der immense Wille in Puerto Rico, nach der Zerstörung durch Hurricane Maria weiterzumachen. Erstaunt war ich über die Normalität an der Grenze zwischen den USA und Mexico, wo Pendler, ja sogar Primarschüler täglich zwischen zwei Welten unterwegs sind. Und auf Hawaii hat mich die Ruhe überrascht, mit der die Menschen durchs Leben gehen; ein wenig mehr Shaka würde uns in der Schweiz wohl auch gut tun.

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Sie haben als Washington–Korrespondent acht Jahre lang in Amerika gewohnt. Was vermissen Sie, jetzt wo Sie zurück sind in der Schweiz?
Ich habe an den Amerikanern immer die Offenheit geschätzt, die Bereitschaft Dinge anders zu machen, einfach um zu sehen was dann passiert. Das kann enorm inspirierend sein, aber es birgt auch grosse Risiken. Ich sage immer: Die USA sind ein grosses Menschheits-Experiment. Mal geht es vor die Hunde, und mal auf den Mond.

Zum Schluss: Der Trailer zur Dokumentation zeigt Sie Hula-Tanzen und Surfen in Hawaii. Was hat Ihnen mehr Spass gemacht, und was konnten Sie besser?
Surfen ist ganz klar mehr mein Ding. So Tanzen nach vorgegebenen Schritten, das kann ich nicht. Auf einem Brett aber fühle ich mich sofort wohl, als langjähriger Snowboarder und Skater – wobei man beim Surfen ja zuerst mal aufstehen muss auf der Welle, was mir in den paar Tagen auf Maui nur selten gelungen ist. Es gibt also auch Slapstick im Pazifik zu sehen.


Die vierteilige Dok-Serie wird am Montag, 25. Februar, und am Mittwoch, 27. Februar, jeweils ab 20.15 Uhr auf 3sat gezeigt.


Arthur Honegger hat die Fragen schriftlich beantwortet.



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