27.09.2019

SRF

«Das ist die billigste Sendung überhaupt»

Mit dem Ende von «Schawinski» im Schweizer Fernsehen geht für Roger Schawinski eine Ära zu Ende. Gegenüber persoenlich.com blickt er zurück auf über 300 Sendungen und versucht zu ergründen, warum ihm nun der Stecker gezogen wird.
SRF: «Das ist die billigste Sendung überhaupt»
Noch seien seine beruflichen Pläne nicht spruchreif: Roger Schawinski, hier anlässlich eines Panels zu «No Billag» Anfang 2018 in Zürich. (Bild: Keystone-SDA/Gaetan Bally)
von Edith Hollenstein

Herr Schawinski, nun hat also «der Pitbull tatsächlich ausgedient», wie es der «Tages-Anzeiger» schreiben würde. Sind Sie traurig, dass Ihre Sendung nun gestrichen wird?
Ich mache die Sendung seit acht Jahren mit grosser Begeisterung – und noch keine einzige Folge ist ausgefallen.

Wie viele Arbeitsplätze sind betroffen, wenn es «Schawinski» nicht mehr gibt?
Ich habe einen einzigen Produzenten im 60-Prozent-Pensum und eine Praktikantin. Wir sind also extrem schlank aufgestellt.

Die Produktion von «Schawinski» war also vergleichsweise billig. Gibt es denn noch andere Gründe, warum Nathalie Wappler Ihre Sendung gestrichen hat?
Nicht nur vergleichsweise billig. Es ist die billigste Sendung überhaupt. Für den zweiten Teil Ihrer Frage bin ich nicht der richtige Adressat.

Hat der Entscheid möglicherweise auch damit zu tun, dass Nathalie Wappler keinen Meinungsjournalismus will? Die SRF-Direktorin sagte vor Ihrem Antritt: «Der Sender soll vermehrt auf Kultur setzen und ausschliesslich informieren statt polarisieren». Könnte es sein, dass das demnach auch an Ihre Adresse gerichtet war?
Auch dazu müssen Sie Nathalie Wappler befragen.

Welchen Einfluss hatte die Sendung mit Salomé Balthus und die Kritik, die anschliessend auf Sie eingeprasselt ist? Der Ombudsmann befand ja sogar, Sie hätten Balthus’ Menschenwürde verletzt.
Naja, ich machte bisher über 320 meist kritische Sendungen, zwei davon haben sehr hohe Wellen geworfen. Das ist beinahe enttäuschend wenig, finde ich.

Welche dieser 320 Sendungen war die beste?
Viele sind mir in guter Erinnerung. Welches die beste Sendung ist, kann ich als Moderator nicht beurteilen. Das liegt immer im Auge des Betrachters.

Wer war am häufigsten zu Gast?
Ich habe bei der Gästewahl eine extrem tiefe Wiederholungsrate, viel tiefer als bei amerikanischen Talkshows oder etwa bei der «Arena». Christoph Blocher war neunmal in der Sendung, Michael Hermann achtmal.

Und welche erreichte die beste Quote?
Den höchsten Marktanteil mit 33 Prozent hatte die Sendung mit Roger Köppel nur Stunden nach dem Rücktritt von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand.







Wie hat sich die Tatsache, dass Sie seit August 2011 fürs SRF arbeiten und damit eine Innensicht auf die SRG haben, auf Ihre frühere Rolle als Kritiker des öffentlich-rechtlichen Radio und Fernsehens ausgewirkt?
Ich war immer ein Kritiker des Monopols – und bin es geblieben. Meine Analyse des heutigen Mediensystems habe ich letztes Jahr im Buch «No Billag?» formuliert.

Radio Planet 105 haben Sie an Tamedia verkauft, nun fällt die SRF-Sendung weg: Was haben Sie nun beruflich Neues vor?
Es ist etwas in der Pipeline, aber noch nicht spruchreif.

Wer wäre Ihr Wunschgast für die allerletzte Sendung?
Daran studiere ich tatsächlich schon herum, habe aber noch keine optimale Lösung gefunden. Hätten Sie mir zwei, drei knackige Vorschläge?

Gerne: Wie wäre es mit Donald Trump, Greta Thunberg oder John Oliver? Oder Nathalie Wappler?






Lesen Sie in diesem Zusammenhang den Kommentar von Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor von «persönlich».



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Kommentare

  • Beat Aebi, 28.09.2019 23:41 Uhr
    Ich fand die Sendung «Schawinski» seit jeher billig.
  • Robert Weingart , 27.09.2019 16:37 Uhr
    Wohl falscheWortwahl. Preiswert. Billig kann man auch als kaum was wert verstehen.
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