Der Streit um die geplante UKW-Abschaltung geht weiter: Nachdem Medienpionier Roger Schawinski am Donnerstag die Petition «Rettet UKW» lancierte – mittlerweile haben über 6000 Personen unterzeichnet –, behandelte er das Thema auch in seiner wöchentlichen Talksendung «Doppelpunkt» auf seinem Sender Radio 1. Gast war Markus Ruoss, Gründer und langjähriger Besitzer von Radio Sunshine sowie Schawinskis Cheftechniker bei Radio 24 zu Pizzo-Groppera-Zeiten.
Ruoss stellte sich anfänglich gegen die Einführung von DAB, heute ist er aber einer deren Befürworter. Schawinski betonte im Gespräch mehrfach, dass er sich nicht gegen die neue Technologie stelle, sondern ausschliesslich gegen die geplante Abschaltung von UKW im nächsten Jahr opponiere. Damit würden Millionen von Radioapparaten zu Elektroschrott. So seien 58 Prozent aller Autos ausschliesslich mit UKW-Geräten ausgestattet.
Ruoss wandte dagegen ein, dass man mit wenig finanziellem Aufwand einen Adapter erwerben könne, womit Radiohören im Auto wieder möglich sei. Zudem sei seit vielen Jahren bekannt, dass das UKW-Netz 2022 aufgehoben würde, dies stelle also keine Überraschung dar.
Radiovertreter beschliessen mit Medienministerin UKW-Abschaltung
Brisant war in der Sendung die Enthüllung Schawinskis, wonach die Vertreter der Radiobranche, Basilisk-Chef Matthias Hagemann und Radio-Verbandspräsident Jürg Bachmann, mit der damaligen Medienministerin Doris Leuthard und der Bakom-Vizedirektorin Susanne Marxer 2016 eine Vereinbarung ausgehandelt hätten, wonach die damals gültige Radiokonzession über das Jahr 2018 bis 2024 verlängert würde, wenn im Gegenzug das UKW-Netz abgeschaltet würde. Dies sei ihm – so Schawinski – mittlerweile bestätigt worden.
Für Schawinski ist dies ein handfester Skandal. Ausschlaggebend für «quid pro quo» sei die Angst der grossen Radiobetreiber gewesen, sie könnten bei der vorgesehen Konzessionsvergabe 2018 ihre Sendeerlaubnis verlieren. Dies passierte Radio Energy 2008, als dem damaligen Radio 105 von Giuseppe Scaglione plötzlich zwei Konzessionen zugesprochen wurden. Zudem musste das Bundesverwaltungsgericht über die Konzessionsvergabe im Aargau und Graubünden entscheiden, als sich Roger Schawinski auch um eine Sendeerlaubnis bewarb.
Ruoss hingegen mochte hinter dieser Abmachung nichts Skandalöses sehen, bei der Diskussion über die Abschaltung des UKW-Netzes, so der Zuger Radioexperte, herrsche zwischen Bakom, SRG und den Schweizer Privatradios mit Ausnahme Schawinskis Einigkeit. Leidtragende, konterte der Medienpionier, seien aber die UKW-Hörerinnen und Hörer, die ab nächstem Jahr nur noch ein Rauschen aus ihren Geräten vernehmen würden. Fortsetzung folgt. (ma)
Lesen Sie auch das persoenlich.com-Interview mit Roger Schawinski.
Kommentare
-
roger schawinski, 03.05.2021 14:46 Uhr
Was Ueli Custer schreibt ist falsch. Ich habe den schriftlichen Beleg für diesen bisher unbekannten Hinterzimmerdeal. Den kann ich jederzeit vorlegen. Custer ist wohl etwas gar weit vom Geschehen entfernt und verbreitet Unterstellungen statt Fakten, die ihm ganz offensichtlich nicht schmecken. -
Ueli Custer, 03.05.2021 07:46 Uhr
Schawi "erfindet" irgendwelche "Geheimabsprachen", die schon längst in aller Öffentlichkeit bekannt gegeben wurden. Nachdem der Abschalttermin gemeinsam festgelegt wurde, machte es schlicht keinen Sinn, für die verbleibenden Jahre nochmals alle UKW-Konzessionen neu auszuschreiben. Schawi wäre wohl der erste gewesen, der gegen diese sinnlose Übung interveniert hätte. Aber jetzt hat er aufgedeckt, was längst in allen Fachkreisen bekannt ist. Und wenn einer der besten Radio-Technologie-Kenner, nämlich Markus Ruoss sich für den Wechsel ausspricht, ist dem sicher nicht zu widersprechen.