27.05.2004

"Der Blick lanciert eine zweite Borer-Kampagne gegen mich!"

"Reisst Anke Schawinski ins Elend?", so die Schlagzeile des Blicks vom Donnerstag. Im Brennpunkt: der umstrittene Start der Late-Night-Show von Anke Engelke, die der neue Sat.1-Chef Roger Schawinski (Bild) initiiert hatte. Gegenüber "persoenlich.com" nimmt Schawinski zu den Vorwürfen der Boulevardzeitung Stellung. Das Interview:
"Der Blick lanciert eine zweite Borer-Kampagne gegen mich!"

Roger Schawinski, der Blick stellt in seiner heutigen Ausgabe die ketzerische Frage "Reisst Anke Schawinski in Elend?" Wie haben Sie darauf reagiert?

Wenn der Blick gross auf Seite Eins schreibt, dass alle über die Sendung lästern, und exakt zwei Namen aufführt, zeigt dies die aussergewöhnliche Tiefe der Recherche. Und wenn man dann die Namen dieser beiden Kritiker liest, wird es noch grotesker. Es handelt sich um die Koproduzenten des grössten Late-Night-Flops überhaupt: Peter Schellenberg und Dieter Moor, die zusammen Millionen von Konzessionsgeldern verdummt haben. Seit ich in Berlin bin, bin ich der völlig überzogenen Kritik des Blicks ausgesetzt. Allmählich habe ich sogar den Eindruck, dass man gegen mich eine zweite Borer-Kampagne lanciert hat -- frei nach dem Motto, dass es neben Frank A. Meyer keinen wichtigeren Schweizer in Berlin geben darf. Borer verunglimpfte man mit Zoten, mich mit Quoten. Das Meyersche System ist immer dasselbe, bei Ringier ist offenbar ein Lernprozess unmöglich.

Aber Tatsache ist, dass die Zahlen der neuen Late Night Show weit unter Ihren Erwartungen liegen...

Die Zahlen sind viel besser als bei Harald Schmidt am Anfang. Am Dienstag hatten wir in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sogar mehr Quote als die bewährten Talkshows "Kerner" und "Maischberger" zusammen, die zum gleichen Zeitpunkt ausgestrahlt wurden. Klar, eine solche Sendung wie die "Anke Late Night" braucht eine gewisse Zeit -- und diese Zeit gebe ich ihr.

Wieviel Zeit?

Harald Schmidt benötigte für seinen Durchbruch vier Jahre. Wir schaffen es viel, viel schneller. Ich hoffe auf vier Monate.

Aber trotzdem, geht dieses mediale Gewitter Anke Engelke nicht an die Substanz?

Harald Schmidt war anfangs viel härterer Kritik ausgesetzt.

Aber sind Sie als Sat.1-Chef zufrieden mit der Sendung?

Die Sendung wird jeden Tag weiterentwickelt. Anke und ihr Team gewinnen mit jeder Sendung Routine, das weiss jeder Profi. Anke selber ist bester Dinge, wie sie mir vor einigen Tage bestätigte.

Für Rudi Carell ist die Schlacht schon geschlagen. Wer zahlt jetzt wem die gesetzte Wettsumme?

Ich bin sicher, dass Rudi Carell die Wette verliert -- sein Frauenbild ist ja bekannt, da erübrigt sich jeder weitere Kommentar. Die Kritik an Anke Engelke geht in diese Richtung.

Nochmals zur Kritik: Haben Sie diese in solcher Härte erwartet?

In Deutschland hält sich die Kritik an der Sendung in Grenzen. Renomierte Blätter wie die FAZ und die FAZ am Sonntag berichteten sehr differenziert und positiv über das Programm. Der Grundton ist viel sachlicher als die faktenschwache Boulevardkampagne des Blicks, die nur auf mich zielt.

Sie sind zur Zeit in Los Angeles. Wie reagiert Ihr Chef, Haim Saban, auf die ganze Auseinandersetzung?

Haim ist zufrieden, wie es bei Sat.1 läuft. Ich bin hier wegen den LA-Screenings in den USA. Alle grossen amerikanischen TV-Anstalten zeigen ihre künftigen Produktionen. Einige von denen werde ich einkaufen. Dabei hat mich ein Vertreter des Schweizer Fernsehens gestern gefragt, ob er diese zuerst auf SF DRS ausstrahlen könne, da Peter Schellenberg endlich weg sei. Ich musste dankend ablehnen.

(Interview: Matthias Ackeret).


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