02.05.2002

Der diesjährige MAGAZIN-Fotopreis geht an Maya Dickerhof

Die Gewinnerin des MAGAZIN-Fotopreises heisst Maya Dickerhof. Im Rahmen der MAGAZIN-Fotonacht vom Freitagabend im Zürcher ewz-Unterwerk Selnau wurde der Zürcher Berufsfotografin für ihr Projekt "Erinnerung" (Bild) der Preis in Höhe von 10'000 Franken übergeben. "Some day..., 2002" heisst die Arbeit, die die Schweizerische Stiftung für die Photographie für 5000 Franken in ihre Sammlung ankauft. Umgesetzt wurde sie von Daniel & Françoise Cartier.
Der diesjährige MAGAZIN-Fotopreis geht an Maya Dickerhof

"Die Fotos von Maya Dickerhof erinnern an Bilder, die in Fotoalben kleben, an Fotos von Familienfesten und Freunden, Schnappschüsse und Posen, so wie sie jede Amateurkamera macht. Augenblicke sollen festgehalten werden. Doch hier lösen Unschärfen Gesichter in Farbflächen auf, Überbelichtungen und Reflexe bringen ganze Bildteile zum Verschwinden. Die Bilder verweigern sich dem Betrachter und würden vom Fotolabor als 'nicht gelungen' taxiert, durchgestrichen und gratis abgegeben. Diese Fotos geben nichts von der gewesenen Wirklichkeit preis sondern zeigen nur das, was sie sind: Fotografien."

So lautet das Fazit der fünfköpfigen, internationalen Jury, die aus Bertrand Desprez (Fotograf "agence vu", Paris), Martin Gasser (Konservator Schweizerische Stiftung für die Photographie, Zürich), Astrid Grosser (Fotografin, London/Hamburg), Valentina Herrmann (AD Advico Young & Rubicam, Zürich) sowie Donald Schneider (AD VOGUE und VOGUE HOMMES, Paris) bestand. Sie prüfte während den beiden Jurytagen im Februar über 3000 Bilder, bzw. 400 - und damit fast 30 Prozent mehr - Arbeiten als noch vor einem Jahr.

Besonders schwierige Jurierung:

"Vieles sieht so aus, als hätte man bei einem Glas Wein eine Idee gehabt und dann ein Jahr lang daran gearbeitet. Es wäre besser, ein Jahr an einer Idee zu studieren, um dann in fünf Minuten etwas Tolles zu machen." Diesen ersten Eindruck von Donald Schneider teilten auch die anderen Jurymitglieder. Oft sei ihnen der Ansatz gut erschienen, doch es fehle der nächste Schritt, der in die Tiefe geht, die formale, inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung mit einem Thema. Nach stundenlangen Diskussionen wurden die 20 Arbeiten für "The Selection vfg.2001" bestimmt. Die Auswahl sei eine interessante Mischung, die der Vielfältigkeit des Anfangs treu bleibe, so die Jury. Martin Gasser: "Alle diese Bilder haben auf ihre Art Auseinandersetzungen provoziert und diese über ziemlich lange Zeit aufrechterhalten. Das ist durchaus positiv zu werten."

Die Vergabe des MAGAZIN-Fotopreis erwies sich dieses Jahr denn auch als besonders schwierig: Fünf Arbeiten wurden nominiert. Schlussendlich entschied sich die Jury für das neu Gesehene. "Wenn Innovation das Thema ist, dann ist's eindeutig die Familie", so Valentina Herrmann. Im Projekt "Erinnerung" fänden sich die Ecken und Kanten, die bei den meisten Arbeiten vermisst wurden. Martin Gasser: "Die Bilder reiben sich aneinander. Das ist eine ungewöhnliche, seltene Arbeit." und Donald Schneider: "...bewusst inkonsequent, spielt mit Stilen und Formaten, das ist interessant."

Der zum vierten Mal verliehene MAGAZIN-Fotopreis wird von der Beilage Magazin des Tages-Anzeigers gesponsert und gilt der Förderung guter Berufsfotografie in der Schweiz. Der Preis steht unter dem Patronat des Bundesamtes für Kultur, der Schweizerischen Stiftung für Fotografie und des Präsidialdepartements der Stadt Zürich.

Ankauf der Schweizerischen Stiftung für die Photographie:

"Some day..., 2002" heisst die Arbeit, die die Schweizerische Stiftung für die Photographie für 5000 Franken in ihre Sammlung ankauft. Umgesetzt wurde sie von Daniel & Françoise Cartier. "Some day..., 2002" verweist auf die Anfänge der Fotografie, auf Henry Fox Talbots erste fotografischen Versuche, Fotogramme oder "photogenic drawings", wie er sie nannte. Unter den Objekten, die er auf sein lichtempfindliches Papier legte und der Sonne aussetzte, waren - wie in der vorliegenden Arbeit - verschiedene Stoffe, feine Spitzen vor allem, die die Detailgenauigkeit des fotografischen Verfahrens demonstrieren sollten.

Bei der Serie "Some day..., 2002" des Künstlerpaars Cartier aus Biel, die eine Reihe von Barbiekleidchen zeigt - quasi an einer Wäscheleine aufgehängt vor rosarotem Himmel -, geht es jedoch um etwas anderes: um ein poetisch-spielerisches, auch ironisches Hinterfragen von Stereotypen der Mode. Die nur wie Schleier wahrnehmbaren Kleidchen von Barbie-Puppen suggerieren gleichzeitig Verhüllung und Repräsentation und konfrontieren Wünsche aus der Kindheit mit der Realität des Erwachsenenseins. Eine überzeugende Idee, fotografisch konsequent umgesetzt, und eine bestechende Auseinandersetzung mit unserer Welt im Spannungsfeld zwischen Sein und Schein, lautet denn auch hier das Fazit.

Eine Bildauswahl:

"Lightscape" von Charles Weber.

"Atem" von Giorgio von Arb.

"Metro" von Julian Salinas.

"Digital" von Melanie Hofmann.

"Hollyhood" von Thomas Muscionico.


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