14.11.2018

Neue SRF-Chefin

Der publizistische Kurswechsel bleibt wohl aus

SRF wolle an den bisherigen Grundsätzen festhalten, teilt die Radiochefredaktorin Lis Borner ihren Mitarbeitenden in einen internem Schreiben mit, aus dem die «Medienwoche» zitiert. Anlass zur Verunsicherung waren pointierte Aussagen von Nathalie Wappler.
Neue SRF-Chefin: Der publizistische Kurswechsel bleibt wohl aus
«Wir müssen keinen Meinungsjournalismus machen», diese Äusserung gegenüber der NZZaS hat hohe Wellen geworfen. Nun relativiert SRF-Radiochefredaktorin Lis Borner die Aussage. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

«Wir müssen ein Programm machen, das informiert, aber nicht polarisiert. Wir müssen keinen Meinungsjournalismus machen», hat die künftige SRF-Chefin Nathalie Wappler im Interview mit der «NZZ am Sonntag» festgehalten (persoenlich.com berichtete). Diese Aussage hat in der Medienwelt hohe Wellen geworfen.

Internes Mail soll beruhigen

Laut «Medienwoche» will sich Wappler bis zu ihrem Stellenantritt im kommenden April nicht mehr öffentlich äussern. Dagegen soll ein internes Schreiben der SRF-Radiochefredaktorin Lis Borner Klarheit unter den Mitarbeitenden schaffen. In einer Notiz, die der «Medienwoche» vorliegt, schreibe Borner, dass die Äusserungen Wapplers nicht als Ankündigung eines publizistischen Kurswechsels aufzufassen seien.

«An unseren bisherigen Grundsätzen ändert sich nichts. Wir sollen und werden auch künftig nicht nur abbilden, sondern auch einordnen, gewichten und Hintergrund liefern», wird die Radiochefredaktorin im Artikel zitiert. Das sei das Resultat eines klärenden Gesprächs mit Nathalie Wappler gewesen.

Borner habe darauf hingewiesen, dass der Meinungsjournalismus bei SRF bereits bisher nicht erwünscht war und es auch weiterhin nicht sei, heisst es in der «Medienwoche» weiter. Wapplers Anliegen, so Borner, sei viel mehr gewesen, an die journalistischen Tugenden – wie die sachgerechte Darstellung aller relevanten Fakten oder eine unvoreingenommene Haltung – zu erinnern. Diese Tugenden seien schon heute in der Programmcharta und den publizistischen Leitlinien von SRF festgeschrieben.

Der TV-Chefredaktor pflichtet bei

Einen Tag nach Lis Borner richtete sich auch TV-Chefredaktor Tristan Brenn am Dienstag an seine Mitarbeitenden, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Brenn habe Borners Mail weitergeleitet und angefügt: «Was Lis Borner schreibt, deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Auch ich habe gestern mit Nathalie telefoniert. Wir sind uns im Prinzip einig, was guten Journalismus ausmacht. Diesen wollen wir auch in Zukunft weiterverfolgen. Nach unseren bisherigen Vorstellungen und Standards, die Lis unten beschreibt», wird der Chefredaktor im Tagi zitiert. (as)



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Kommentare

  • Peter Eberhard, 15.11.2018 10:32 Uhr
    Ist doch schön, dass sich alle drei einig sind. Also alles ein Sturm im Wasserglas? Man erinnert sich an die Stellungnahme von Frau Wappler von 2014, als sie als Kulturchefin SRF im Zusammenhang mit dem Streit um ein Heidegger-"Zitat" zwischen Elke Heidenreich und Stefan Zweifel zu Protokoll gab: "Es ist grundsätzlich nicht die Aufgabe der Redaktion, nachträglich zu kontroversen Meinungen in Fernsehdebatten Stellung zu nehmen." Dabei hatte nachweislich Zweifel recht, aber nicht Heidenreich, sondern er musste über die Klinge springen.
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