11.03.2018

SRF

«Die inhaltliche Qualität wird erhöht»

Das Schweizer Fernsehen führt einen Newsroom und damit verbunden neue Fachredaktionen ein. Die Newssendungen würden trotzdem ihre Eigenständigkeit behalten, versichert Tristan Brenn, Chefredaktor TV. Einen Stellenabbau schliesst er zum jetzigen Zeitpunkt aus.
SRF: «Die inhaltliche Qualität wird erhöht»
Tristan Brenn, Chefredaktor TV bei SRF: «Wir verschieben Stellen aus den heutigen Sendungsredaktionen in die Fachredaktionen.» (Bild: SRF/Oscar Alessio)
von Christian Beck

Herr Brenn, ab Herbst nehmen die neuen Fachredaktionen Inland und Ausland ihre Arbeit auf und liefern Beiträge für die «Tagesschau», «10vor10» und «Schweiz aktuell» (persoenlich.com berichtete). Sie geben damit die Eigenständigkeit der Formate auf.
Keineswegs. Redaktionsleiter, Produzenten und Moderatoren der Sendungen sorgen für diese Eigenständigkeit. Die Sendungen werden weiterhin ihr unverwechselbares Profil haben.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie die Zusammenarbeit künftig aussehen könnte?
Das Prinzip ist einfach: Wir haben weniger Generalisten und mehr Fachredaktoren. Diese bedienen die Sendungen mit Storys. Es bedeutet einen höheren Koordinationsaufwand, dafür haben wir mehr Checks and Balances, was wiederum die inhaltliche Qualität erhöht.

Tamedia wurde für ihre neuen Kompetenzzentren stark kritisiert. Wo liegt da der Unterschied?
Ich kenne die Organisationsstruktur der Tamedia-Redaktionen im Detail nicht. Grundsätzlich erhöhen Kompetenzzentren die journalistische Qualität. Und wir geben ja nicht die Vielfalt in unseren Newsformaten auf.

In der Mitteilung vom Donnerstag hiess es, die Sendungsredaktionen der Nachrichtenformate würden personell verkleinert. Wie viele Stellen werden abgebaut?
Wir verschieben Stellen aus den heutigen Sendungsredaktionen in die Fachredaktionen. Das heisst also, die Sendungsredaktionen werden insofern verkleinert, als dass bisherige Redaktoren zum Beispiel der «Tagesschau» neu in einer Inland- oder Auslandredaktion arbeiten. Bei der Wirtschaft oder im Bundeshaus haben wir heute schon dieses Prinzip. Das bedeutet keinen Stellenabbau.

Dann kommt es also zu keinen Entlassungen…
Wir lagern Stellen um, aber bauen sie nicht ab. Ob allenfalls das Sparpaket der SRG Auswirkungen auf den Newsroom hat, lässt sich heute noch nicht sagen.

Haben Sie mit der Kommunikation für den Newsroom bewusst die No-Billag-Abstimmung abgewartet?
Nein. Wir haben den Newsroom als solchen ja schon länger kommuniziert. Die Stellenbesetzungen sind jetzt eben abgeschlossen worden.

Sie sagten es: Der Newsroom wurde schon ewig angekündigt. Warum brauchen Sie für die Umsetzung so lange?
Unser Newsroom ist auch ein Bauprojekt, und das braucht Zeit. Wir standen vor der Entscheidung, die alten Räumlichkeiten zu sanieren oder neu zu bauen. Wir haben uns für den Neubau entschieden, weil nur dieser eine zeitgemässe Newsproduktion erlaubt und weil wir im Neubau auch kostengünstiger produzieren können.

Andere Redaktionen – sogar Unternehmenskommunikationen – haben längst schon Newsrooms. Warum kommt SRF erst jetzt?
Wir haben über Jahre in einer gut funktionierenden Organisation gearbeitet. Die hatte durchaus auch ihre Vorteile. Jetzt sehen wir die Zeit gekommen, unsere Redaktionsstrukturen zu ändern. 


Das Interview wurde schriftlich geführt.



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