20.01.2016

SRF

«Nicht alle Sendungen können das breite Publikum erreichen»

Die TV-Sender von SRF verlieren weiter Zuschauer, der Marktanteil ist 2015 um knapp zwei Prozent gesunken. TV-Chefredaktor Tristan Brenn spricht im Interview mit persoenlich.com über die Verluste bei den Informationssendungen und sagt, wie weit die Sparmassnahmen dort umgesetzt sind.
SRF: «Nicht alle Sendungen können das breite Publikum erreichen»

Herr Brenn, wie die an der Jahresmedienkonferenz präsentierten Zahlen zeigen verliert SRF weiter an Zuschauer. Weshalb?
Das vergangene Jahr war generell schwierig. Die sinkenden Quoten sind nicht auf die Qualität der Programme zurückzuführen, sondern hauptsächlich mit der Fragmentierung zu begründen. Es hat im letzten Jahr noch mehr neue Fernsehsender gegeben. Generell haben die kleinen Sender zusammengerechnet mit rund einem Prozent Marktanteil zugelegt. Das geht natürlich auf Kosten der grossen etablierten Sender und deren Sendungen. Ein Umstand, den man gerade auch bei den grossen deutschen Sendern beobachten konnte. Unsere Zahlen sind jedoch weiterhin gut, deshalb macht uns das wenig Sorgen.

«Glanz & Gloria» konnte den Marktanteil als einzige Informationssendung steigern. Woran liegt das?
«G&G» zählt auf ein treues Stammpublikum. Zudem spielt die Programmeinbettung eine wichtige Rolle. Das Format folgt auf die erfolgreiche Sendung «Mini Beiz, dini Beiz». Dementsprechend hoch ist der Audience Flow.

Als Sorgenkind gilt vor allem die «Arena», welche im letzten Jahr einen Marktanteil von 17,4 Prozent (minus 2 Prozent) erreicht hat. Was läuft da falsch?
Die Quoten sind stark vom Thema der Sendung abhängig. Wenn es uns nur um die Zuschauerzahlen ginge, hätten wir auf die letzte Ausgabe zur Nahrungsmittelspekulation verzichten können, da die tiefe Quote zu erwarten war. Aber wir dürfen und wollen nicht nur auf die Quote schauen. Wir haben einen Leistungsauftrag zu erfüllen. Das Gleiche gilt für die Abstimmungsarena. Jonas Projer hat sich im Gegensatz zu seinen Vorgängern vorgenommen, alle Vorlagen zu behandeln – auch wenn nicht alle gleich interessieren. Ich finde das gut. Damit nehmen wir aber in Kauf, dass wir nicht mit allen Sendungen das breite Publikum erreichen.

Auch die «Rundschau» büsst 1,8 Prozent Marktanteil ein.
Ja, aber 2014 hat die Sendung über drei Prozent zugelegt. Auch hier spielt die Themensetzung mit. Ist die Quote bei einer Ausgabe sehr tief ist dies für eine wöchentliche Sendung aufs Jahr hinaus schwierig aufzuholen.

SRF muss insgesamt 23 Millionen Franken bis 2018 sparen – wie wollen Sie das beim Fernsehen umsetzen?
Jede Abteilung hat ja einen Sparauftrag erhalten, dabei waren die Ansätze unterschiedlich. Im Bereich Information wird, was die Sichtbarkeit im Programm betrifft, einzig bei «Puls» gekürzt – die Sendung geht sechsmal weniger im Jahr über den Sender. Ansonsten versuchen wir die Einsparungen mit Synergien auf den Redaktionen zu erzielen. Insgesamt müssen bis Mitte dieses Jahres rund acht Stellen abgebaut werden. Das ist machbar.

Wie weit sind Sie mit dem Prozess fortgeschritten?
Vieles wurde bereits umgesetzt, in anderen Bereichen sind wir noch dabei. Den personellen Abbau versuchen wir mit Pensenreduktionen und Frühpensionierungen aufzufangen und Entlassungen zu umgehen. Dieser Prozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Laut der aktuellen Fög-Studie konsumieren Jugendliche weniger Nachrichten-Formate. Generell verbringen sie weniger Zeit vor dem Fernseher. Was ist Ihr Rezept dagegen?
Es ist schwierig ein Rezept zu finden. Es ist zum einen Tatsache, dass wir das jüngere Publikum im Live-Fernsehen verlieren. Wir versuchen sie online mit dem TV-Livestream und den Sendungen on Demand wieder abzuholen. Das ist eine wichtige Massnahme, um den Weggang zu kompensieren. Der Trend, das die Jugendlichen weniger Qualitätsmedien konsumieren betrifft die ganze Branche, nicht nur das Fernsehen. Ich bin aber überzeugt, dass es der falsche Weg wäre, nicht mehr auf qualitativ starke Informations-Formate zu setzen. Bei SRF wäre dies aufgrund des Leistungsauftrags auch gar nicht möglich.

Bild: zVg.


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