06.08.2023

Gilles Marchand

«Die Leute stehen auf unserer Seite»

Der SRG-Generaldirektor äussert sich im Interview mit dem SonntagsBlick zur Halbierungsinitiative. Er geht davon aus, dass eine Mehrheit der Bevölkerung hinter der SRG steht.
Gilles Marchand: «Die Leute stehen auf unserer Seite»
SRG-Generaldirektor Gilles Marchand am Swiss Media Forum im vergangenen April. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)

Nach dem gescheiterten Versuch, der SRG die Mittel ganz zu streichen («No Billag»), werden die Stimmberechtigten in den nächsten Jahren über eine Halbierung der Gelder für Schweizer Radio und Fernsehen abstimmen. Eine entsprechende Volksinitiative aus dem Umfeld der SVP hat die erforderlichen Unterschriften beisammen (personlich.com berichtete). Sie soll demnächst eingereicht werden. Aus diesem Anlass hat der SonntagsBlick mit SRG-Generaldirektor Gilles Marchand gesprochen.

Der Chef des öffentlichen Rundfunks zeigt sich überzeugt, dass eine Reduktion der SRG-Finanzierung keine Mehrheit finden wird. «Denn wir spüren, dass die Bevölkerung uns unterstützt, dass sie den Zusammenhalt des Landes extrem schätzt, für den wir stehen», sagt Marchand im SonntagsBlick-Interview. Er betont dabei den Beitrag der SRG für die «nationale Solidarität» in den Bereichen Kultur, Information und Sport. «Deshalb stehen die Leute auf unserer Seite.»

«Attacke gegen Schweiz und ihre Vielfalt»

Die geforderte Reduktion des Budgets auf rund 700 Millionen Franken pro Jahr stelle «eine Attacke gegen die Schweiz und ihre Vielfalt» dar, glaubt der SRG-Chef. Der unvermeidbare Abbau des Angebots würde die Türen für ausländische Anbieter öffnen. «Die Konkurrenz lauert nicht innen, sondern aussen. Wollen wir das? Ich glaube nicht», sagt Marchand im Sonntagsblick-Interview.

Der Kritik, wonach die SRG im Internet zu gross geworden und eine Bedrohung für die privaten Verlage geworden sei, begegnet Marchand mit dem Hinweis, dass sein Unternehmen dort sein müsse, wo das Publikum ist. «Und ein grosser Teil, gerade die Jungen, orientiert sich nun mal online», sagt der SRG-Direktor der Ringier-Zeitung.

Ausserdem sieht er das vielfältige und umfassende Onlineangebot der SRG gar nicht zwingend in einem Konkurrenzverhältnis zum Angebot der Verlage. Marchand nennt eine Studie aus Norwegen, die zeige, dass «der dortige Service public mit seinem Onlineangebot den Privaten sogar hilft, weil dadurch das Bedürfnis nach News steigt.»

«Kommerziell besser entwickelt»

Den Vorwurf, wonach die SRG zu wenig spare, kontert Marchand mit dem Hinweis auf 100 Millionen Franken Einsparungen zwischen 2018 und 2022. Weitergehende Sparmassnahmen – angekündigt waren noch zusätzliche 50 Millionen – musste die SRG nicht treffen, weil sich «die kommerziellen Einnahmen, vor allem aus der TV-Werbung, besser entwickelt» hatten als gedacht, so Marchand. (nil)


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KOMMENTARE

Pierre Rothschild
08.08.2023 21:11 Uhr
Die Sache ist einfach. Wenn im Umfeld der Abstimmung die wichtigen Sportrechte bei privaten Medien sind, ist die Sache gelaufen.
Victor Brunner
07.08.2023 13:49 Uhr
Lieber Kühne, SRG ist ein Milliardenkonzern mit dem roten Staatsteppich und liefert abgekupfertes und Flopps, wie die unsäglichen Tatorte. Bei Privaten mag das gehen bei SRG ist es Ausdruck von Inkompetenz!
Nik Kühne
07.08.2023 10:58 Uhr
Ja genau Herr Binswanger. Und Schulen, Kindergärten, Spitäler etc. sollen bitte auch nur die Leute zahlen, die das brauchen und gut finden. Logisch, oder?
Roberto Binswanger
07.08.2023 10:33 Uhr
Wenn die Leute "auf unserer Seite stehen" und die SRG-Programme schätzen, bezahlen sie sicher die Gebühren freiwillig, und es braucht keine Zwangsgebühren mehr. Oder eben nur noch die Hälfte. Logisch, nicht?
Ueli Custer
07.08.2023 09:20 Uhr
Herr Brunner, was ist schlecht daran, Ideen aus dem Ausland einzuschweizern? Das ist nichts anderes als ein verantwortungsvolles Einsetzen der Mittel. Und eine ganze Anzahl von Eigenproduktionen sind so typisch schweizerisch, dass man sie kaum aus dem Ausland abkupfern könnte. Vielleicht schauen Sie wieder einmal in die SRG-Programme. Und ganz abgesehen davon: Die SRG produziert Programme in den vier Landessprachen. Das gibt es auch nicht gratis.
Nik Kühne
07.08.2023 08:11 Uhr
Herr Brunner, vielleicht müssten Sie einfach etwas genauer hinschauen. Denn Innovation hat viele Gesichter. Gegenüber dem privaten Einheitsbrei ist das Programmangebot der SRG eine reine Wohltat.
Leon Meier
07.08.2023 00:54 Uhr
Man kann nur hoffen, dass die Leute nicht so dumm sind, dass sie denken, man könne das Budget der SRG halbieren – aber ausgerechnet all die Sendungen und Programme, die sie selbst gut finden, würden bestehen bleiben und nur all das, was ihnen nicht gefällt, werde abgeschafft.
Victor Brunner
06.08.2023 16:24 Uhr
Marchand: «Die Leute stehen auf unserer Seite». Genau diese Erkenntnis ist Grund das SRG so innovationslos ist. Ausser "Transformation" seit Jahren keine wirklich neuen Sendegefässe. Vom Ausland abkupfern ist das Leitmotiv des Senders.
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