30.01.2018

Abbau bei der SDA

Die Redaktion streikt am Mittwoch weiter

Eine Rückmeldung des Verwaltungsrats ist ausgeblieben. Darum wird die Belegschaft der SDA einen weiteren Tag nicht arbeiten. «Wir sind müde, aber wir stehen hinter unserem Streik», sagen die Redaktoren.
Abbau bei der SDA: Die Redaktion streikt am Mittwoch weiter
Mit Transparenten und Pfeifen: Journalistinnen und Journalisten der SDA demonstrierten am Dienstag in Bern. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Mit dem Streik erhofften sie sich, Gespräche mit den Chefs führen zu können. Dazu kam es nicht. Weder Verwaltungsratspräsident Hans Heinrich Conix, noch ein anderes VR-Mitglied meldete sich bei den über hundert streikenden Redaktoren. «Damit ist unsere Forderung nicht erfüllt. Wir werden also auch am Mittwoch weiter streiken. Das haben wir so beschlossen», sagt Sebastian Gänger von der SDA-Redaktionskommission. 

Chefs melden sich nicht

Er und seine Arbeitskollegen hatten am Montagabend mit 124 zu 8 Stimmen beschlossen, die Arbeit bis auf Weiteres niederzulegen. Am Dienstag setzten sie das Vorhaben um. Sie wollen damit zum Ausdruck bringen, dass sie nicht bereit sind, den Abbau von 35 der 180 Stellen mitzutragen. Sie verlangen von der Führung, dass zuerst durchdachte Zukunftsszenarien entwickelt werden. Schliesslich sorgte ein Interview mit CEO Markus Schwab in der «NZZ am Sonntag» für heftiges Kopfschütteln. Er hatte gesagt, die SDA sei einzig ihren Aktionären etwas schuldig (persoenlich.com berichtete).

Nach diesen Äusserungen sei das Vertrauen der Redaktion zum CEO massiv gestört, daher verlangte die Redaktion eine Aussprache mit dem Verwaltungsrat. Diese hat jedoch nicht stattgefunden. «Wir haben nicht einmal eine Bestätigung erhalten, dass unser Schreiben angekommen ist», sagte Gänger am Dienstagabend gegenüber persoenlich.com. Bis auf eine E-Mail, in welcher ein vereinbarter Gesprächstermin für den Mittwoch abgesagt wurde, habe sich niemand von der Geschäftsleitung gemeldet. Darum geht es weiter. Gänger dazu: «Wir sind müde, aber wir stehen hinter unserem Streik».

20 Meldungen pro Stunde statt eine

Der SDA-Kanal, der die Redaktionen normalerweise mit Nachrichten beliefert, blieb am Dienstag fast vollständig leer. Einzig einige Mitarbeiter der Sportredaktion arbeiteten weiter. Und auch gewisse Ressortleiter oder Kader – sie verfassten selber Meldungen. Den Ausfall spürten die Zeitungsredaktionen, die Radios und Onlineportale der ganzen Schweiz. «Statt 20 Meldungen pro Stunde, kam nur eine», schilderte SRF die Situation. «Wir setzen mehr auf Eigenleistungen», hiess es von Seiten Tamedia oder Radio Energy. Weniger stark betroffen waren die TV-Sender. Bei TeleZüri liege der Anteil an Informationen, welche auf SDA-Material basieren, bei 20 Prozent, sagte Chefredator Claude Winet gegenüber persoenlich.com.


Während die Redaktionen über alternative Quellen und mit Einbezug von Medienmitteilungen versuchten, ihre Nachrichtengefässe zu füllen, hielten die SDA-Redaktorinnen und Redaktoren mit Unterstützung der Gewerkschaft Syndicom und des Journalistenverbandes Impressum in Bern Streikveranstaltungen ab. So gab es am Dienstagmorgen einen Protest-Marsch durch die Stadt und auf dem Bundesplatz (siehe Video oben). Es folgten Sympathiebekundungen im Hotel National in Bern, unter anderen mit Grünen-Politikerin Regula Rytz.

VR will sich treffen

Am Nachmittag meldete sich dann doch noch der Verwaltungsrat, jedoch nicht bei seiner Belegschaft, sondern in den Medien. Er will baldmöglichst zu einer Sitzung zusammenkommen. Dies sagte VR-Präsident Hans Heinrich Coninx gegenüber Watson. Inhaltlich nahm er keine Stellung zum Streik und zu den Forderungen der Redaktion.

 

 

 


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