13.10.2025

Medienausstellung

Die SRG ist zurück im Verkehrshaus

Am Montag eröffneten Bundesrat Albert Rösti und SRG-Generaldirektorin Susanne Wille die Ausstellung «Wirklich?! – Fakt, Fake oder Meinung? Finde es raus.». Damit kehrt die SRG nach neun Jahren zurück ins Verkehrshaus. Sie hatte das Feld vorübergehend Red Bull überlassen.
Medienausstellung: Die SRG ist zurück im Verkehrshaus
«Die Ausstellung tut etwas sehr Kluges: Sie vermittelt Wissen spielerisch»: Albert Rösti bei der Eröffnung der neuen Medienausstellung im Verkehrshaus. (Bild: Keystone/Philipp Schmidli)

Im Verkehrshaus steht wieder ein Fernsehstudio, respektive ein Aufnahmestudio mit Teleprompter – im Hochformat, wie heute mehrheitlich Videos produziert und konsumiert werden. Die Anlage ist Teil der neuen Ausstellung «Wirklich?! – Fakt, Fake oder Meinung? Finde es raus.», die am Montag im Luzerner Verkehrshaus eröffnet wurde. Doch anders als bei früheren Medienausstellungen geht es diesmal weniger um die Newsproduktion an sich. Wie der Titel sagt, steht der Umgang mit News und Fake News im Zentrum (siehe auch Interview mit Pascal Nufer).

Die neue Ausstellung besteht aus drei Bereichen. So kann das Publikum lernen, Informationen zu prüfen, Fakten von Fakes zu unterscheiden und die Gefahren von Algorithmen zu erkennen. Man habe einen Ort geschaffen, wo sich die Museumsbesucherinnen und -besucher «mit den Chancen und Risiken der digitalen Kommunikation auseinandersetzen können», beschreibt das Verkehrshaus seine neue Medienausstellung.

«Gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen»

Das Angebot richtet sich besonders an ein junges Publikum, nicht zuletzt mit Blick auf die 3000 Schulklassen, die jedes Jahr das Verkehrshaus besuchen. «Kinder und Jugendliche lernen bei uns nicht nur, wie ein Satellit funktioniert oder warum ein Zug fährt, sondern auch, wie man Wissen prüft und Fragen stellt», hielt Martin Bütikofer, Direktor des Verkehrshauses, in seinem Redetext zur Ausstellungseröffnung fest. Ein Anliegen, das sein Haus mit der SRG teilt. Die Partnerschaft mit der SRG «beruht auf dem gemeinsamen Anliegen, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und Medienkompetenz zu fördern», so Bütikofer weiter.

Am Anfang der Ausstellung steht das Aufnahmestudio. Hier schlüpfen die Besucherinnen und Besucher nicht nur in die Moderatorenrolle, sondern erleben auch, wie einfach der Sinn ihrer eigenen Aussagen je nach Kontext komplett verfälscht werden kann. Das Museum will damit vermitteln, welche Verantwortung Medienschaffende tragen und wie wichtig die Quellenprüfung ist.

Die zweite Station beschäftigt sich mit der zentralen Rolle von Algorithmen in digitalen Medien. Das Publikum erfährt hier, wie sich der Blick auf die Welt verengen kann, wenn man nur noch bestimmte Inhalte zu Gesicht bekommt. Eine Vereinfachung soll das illustrieren: Durch einen Farbfilter sieht man nur einen Teil eines Bildes. Mit einem anderen Filter sieht man einen anderen Teil des Bildes.

Wie in der Fernseh-Kinderspielshow «1, 2 oder 3»

Die dritte Station ist ein Faktencheck-Spiel. Hier kann man Social-Media-Beiträge analysieren und als Fakt oder Fake bewerten. Das geschieht im Stil der früheren Fernseh-Kinderspielshow «1, 2 oder 3»: Man stellt sich auf das Feld mit der richtigen Antwort – und wer richtig steht, sieht es, wenn das Licht angeht.

An allen drei Stationen kann man sein Wissen auf einer persönlichen Lochkarte dokumentieren und am Ende des Besuchs bilanzieren, wie es um die eigene Medienkompetenz steht.

Dieser Zugang zum Thema gefällt Bundesrat Albert Rösti besonders gut. «Die Ausstellung tut etwas sehr Kluges: Sie vermittelt Wissen spielerisch», formulierte Rösti in seiner Rede zur Vernissage. Er wünsche «Wirklich?!» viele Besucher – «und vor allem viele junge Menschen, die mit neuen Fragen, aber auch mit mehr Sicherheit nach Hause gehen. Denn wer kritischer denkt, ist freier. Und wer freier denkt, stärkt unsere Demokratie.»

Wille: «Für eine starke, demokratische Schweiz»

Um die Stärkung der Demokratie geht es auch SRG-Generaldirektorin Susanne Wille, wie sie anlässlich der Ausstellungseröffnung sagte: «Wer Informationen versteht, wer News versteht, kann mitreden. Und wer mitreden kann, gestaltet mit – für eine starke, demokratische Schweiz.» Das bedingt aber, dass alle ein Stück weit Journalistinnen und Journalisten sind und «gewisse Facetten des journalistischen Handwerks beherrschen», so Wille.

Die neue Ausstellung im Verkehrshaus reiht sich ein in ein breites Angebot der SRG zur Förderung der Medienkompetenz. Dazu zählen Workshops in Schulen oder die Beteiligung an der Plattform UseTheNews. Damit fördert die SRG zusammen mit Keystone-SDA und dem Verlegerverband den Zugang zu Lerninhalten für Medienkompetenz.

Mit der Eröffnung von «Wirklich?!» ist die SRG mit einer eigenen Ausstellung ins Verkehrshaus zurückgekehrt. 2015 hatte das Medienunternehmen «vor allem aus Kostengründen» entschieden, seine Präsenz aufzugeben und stärker auf Publikumsführungen in den eigenen Studios zu setzen.

Auf die SRG folgte Red Bull mit Virtual Reality

Die SRG-«Media Factory» ersetzte das Verkehrshaus 2016 mit der «Media World» des Red Bull Media House. Der Fokus dieser Ausstellung lag weniger auf der journalistischen Medienproduktion, sondern auf technologischer Innovation wie Virtual- und Augmented Reality.

Auch ohne eigene Ausstellung blieb die 2007 besiegelte Partnerschaft zwischen SRG und Verkehrshaus bestehen. Schliesslich verbindet die beiden Institutionen eine über sechzigjährige gemeinsame Geschichte. Fünf Jahre nach der Gründung des Museums eröffnete die SRG 1964 im ehemaligen Direktionsbüro des Verkehrshauses das Regionalstudio Zentralschweiz, das zwanzig Jahre dort blieb.

Den Themenbereich Kommunikation, der von Anfang an Bestandteil des Ausstellungsangebots war, deckte das Verkehrshaus anfänglich in Zusammenarbeit mit den PTT ab und fokussierte entsprechend auf Post und Fernmeldewesen. Bei der Neugestaltung der Kommunikationshallen 1991 kamen die Medien stärker ins Spiel. Damals richtete die SRG ein Fernsehstudio ein, das sich in den folgenden 25 Jahren zum Publikumsmagneten entwickeln sollte.

SRG zahlte damals 14 Millionen Franken für den Neubau

2009 eröffnete das Verkehrshaus zu seinem 50-jährigen Bestehen das neue Eingangsgebäude «FutureCom». An den Kosten von rund 50 Millionen Franken für diesen Neu- und Umbau beteiligte sich die SRG mit 14 Millionen. Im ersten Geschoss war mit der «Media-Factory» die komplett neu gestaltete Medienausstellung untergebracht. Obwohl als Dauerausstellung angelegt, blieb sie nur sieben Jahre bestehen, bevor Red Bull übernahm.

Zu den Kosten der aktuellen Ausstellung macht die SRG auf Anfrage keine Angaben. Auch bleibt es etwas diffus, wer den Faden wieder aufgenommen hat nach all den Jahren ohne SRG-Ausstellung. Beide Parteien teilen auf Anfrage nur so viel mit, dass die Idee zur nun eröffneten Ausstellung aus der «langjährigen Zusammenarbeit heraus entstanden» sei.

Klar ist aber, dass sich der Kreis nun schliesst und die SRG wieder mit einer eigenen Ausstellung im Verkehrshaus präsent ist. Zumindest für die nächsten vier Jahre – mit einer Option auf Verlängerung. Gleichzeitig bleibt auch die Red-Bull-Ausstellung vorerst bestehen.


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