13.10.2025

Medienausstellung

«Journalistisches Denken ist eine wichtige Fähigkeit für alle»

Als Projektmanager Public Value war Pascal Nufer massgeblich an der Entwicklung der neuen SRG-Ausstellung im Verkehrshaus beteiligt. Im Interview sagt der frühere SRF-Korrespondent, wie sein Sohn als Testperson reagierte und warum auch ein älteres Publikum profitiert.
Medienausstellung: «Journalistisches Denken ist eine wichtige Fähigkeit für alle»
«Die Medienwelt findet heute im Hosensack statt»: Pascal Nufer hat die neue Medienausstellung im Verkehrshaus massgeblich mitentwickelt. (Bild: Geri Krischker)

Pascal Nufer, wie muss man sich die Zusammenarbeit zwischen SRG und dem Verkehrshaus vorstellen bei der Entwicklung der neuen Medienausstellung?
Es war von Anfang an eine Symbiose zwischen zwei Institutionen, die zusammenpassen. Ich erlebte eine echte Zusammenarbeit, bei der wir eine klare Aufgabenteilung hatten: Die SRG übernahm den inhaltlichen und medienpädagogischen Teil, während das Verkehrshaus für die szenografische Umsetzung und das Ausstellungskonzept verantwortlich war.

Was ist die zentrale Botschaft der Ausstellung?
Unsere Kernidee war die, dass journalistisches Denken eine wichtige Fähigkeit ist – auch für Mediennutzerinnen und -nutzer. Früher gab es die Journalisten als Gatekeeper, die Informationen filterten. Heute muss jede und jeder selbst gewisse Facetten des journalistischen Handwerks beherrschen. Die Ausstellung soll jungen Menschen helfen, sich im News-Dschungel zurechtzufinden. Mit dieser Stärkung der Medienkompetenz erfüllt die SRG auch einen gesetzlichen Auftrag, durch den sich Jugendliche am gesellschaftlichen und politischen Leben besser beteiligen können.

Wie nah kommt die fertige Ausstellung an die ursprünglichen Ideen heran?
Ehrlich gesagt kommt das, was heute hier steht, der ursprünglichen Idee sehr nahe. Ich habe einige Kompromisse bei der Umsetzung eingehen müssen – an Stellen, wo ich gerne noch mehr Inhalt untergebracht hätte. Aber das Wesentliche ist geblieben. Gestern konnte ich die Ausstellung mit meinem elfjährigen Sohn testen, und ich war erfreut, zu sehen, wie selbstverständlich er die Aufgaben gelöst hat. Das gibt mir das Vertrauen, dass unser Konzept funktioniert.

Wer ist die Zielgruppe?
Primär sind es Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 10 bis 16 Jahren. Natürlich kommen diese in der Regel mit ihren Eltern oder Grosseltern, deshalb haben wir versucht, einen Spagat hinzubekommen. Bei den Begrüssungsvideos kommt zum Beispiel «Tagesschau»-Moderatorin Andrea Vetsch vor, die vor allem Erwachsene kennen. Die eigentlichen Aufgaben in der Ausstellung sind jedoch klar auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet.

«Wir haben uns bewusst auf Kinder und Jugendliche konzentriert»

Auch ältere Menschen haben Defizite bei der Medienkompetenz. Warum sprechen Sie diese Zielgruppe nicht an?
Tatsächlich konzentrieren wir uns bewusst auf Kinder und Jugendliche, das gibt aber einen schönen Nebeneffekt. Wenn Kinder ihren Grosseltern erklären, was sie hier gelernt haben, passiert genau das, was wir auch beobachten – dass Erwachsene ihre Kinder fragen: «Wie geht das? Erklärs mir!» 

Die Medienwelt verändert sich extrem schnell. Wie stellen Sie sicher, dass die Ausstellung nicht ebenso schnell veraltet?
Wir haben beispielsweise bewusst entschieden, dass wir Plattformen wie TikTok nicht namentlich benennen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf grundsätzliche, zeitlose Fragen. Den Effekt von Filter-Bubbles zeigen wir mit roten oder blauen Brillen, die jeweils einen unterschiedlichen Ausschnitt eines Bildes zeigen. Das ist universell gültig. Oder bei unserer Station zum Erkennen von Falschmeldungen – das sind grundlegende psychologische Indikatoren, die zeitlos sind. Fake News haben schon in der Antike nach demselben Prinzip funktioniert. Bei Elementen, die sich schneller verändern können, haben wir bewusst Video-Elemente eingebaut, die man mit relativ wenig Aufwand anpassen kann.

«Die Ausstellung entspricht dem Medienkonsum der jungen Generation»

Trotz Medienwandel und Digitalisierung bleibt ein Fernsehstudio Teil der Ausstellung. Warum?
Das ist kein klassisches Fernsehstudio. Wir haben vielmehr einen Newsroom dargestellt mit einem hochformatigen Setup, wie es heute VJs nutzen oder alle Menschen, die mit dem Handy Videos aufnehmen. Praktisch alle Bildschirme in der Ausstellung sind im Hochformat. Die Ausnahme sind zwei Fernsehgeräte, wo wir das klassische Fernsehprogramm der SRG-Sender zeigen. Das Hochformat symbolisiert das Handy – denn die Medienwelt findet heute grösstenteils auf dem kleinen Bildschirm statt. Die Ausrichtung der gesamten Ausstellung entspricht damit dem aktuellen Medienkonsum dieser Generation.

Die SRG steht politisch unter Druck, Stichwort Halbierungsinitiative. Wie ist die Ausstellung in diesem Kontext zu verstehen?
Die SRG hat bereits seit 2007 eine Partnerschaft mit dem Verkehrshaus. Diese wird nun mit der Ausstellung «Wirklich?!» intensiviert. Mit der neuen Ausstellung setzen wir uns für verlässliche Information ein. Es geht darum, die Bedeutung von Qualitätsjournalismus zu betonen. Es ist wissenschaftlich belegt: Wo es verlässliche Medienhäuser gibt, steigt auch der Medienkonsum. 

Warum haben Sie dann auf eine breitere Darstellung der Medienlandschaft verzichtet, wie das bei früheren Ausstellungen im Verkehrshaus der Fall war?
Letztlich konzentriert sich die Ausstellung auf das Thema Medienkompetenz und verbindet das mit unseren anderen Bildungsangeboten wie zum Beispiel UseTheNews, an dem die privaten Medien auch beteiligt sind.

Die Ausstellung ist relativ kompakt. Warum haben Sie keine grössere Fläche bespielt?
Die Fläche im Verkehrshaus war von Anfang an definiert und begrenzt. Wir haben uns deshalb auf das Wesentliche konzentriert. Das ist aber kein Nachteil, sondern gibt der Ausstellung einen klaren Fokus. 


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