21.02.2025

SRF-Abbau

Direktion bleibt trotz Protesten hart

Seit der Ankündigung von Sparmassnahmen Anfang Februar wurden mehrere Petitionen für den Erhalt von Programmen lanciert. Eine davon wird am Samstag in Basel im Rahmen einer Protestaktion überreicht. Für SRF bleiben die Einsparungen «vertretbar».
SRF-Abbau: Direktion bleibt trotz Protesten hart
Die Sparbaustelle bei SRF ist noch nicht fertig. (Bild: Keystone/Michael Buholzer)

Anfang Februar hat das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Einstellung der 20-jährigen Gesellschaftssendung «G&G» angekündigt. Gleich am nächsten Tag hat Direktorin Nathalie Wappler die Streichung mehrerer weiterer Programme bekanntgegeben, darunter Hintergrundformate wie «Kontext» oder das «Wissenschaftsmagazin».

Diese Ankündigungen haben in der Bevölkerung eine Protestwelle ausgelöst, wie es bei Sparmassnahmen in den Medien selten zu sehen ist. Interessengruppen aus dem Kulturbereich haben eine Petition für den Erhalt von «G&G» lanciert und bisher fast 5000 Unterschriften gesammelt.

Von Filmjournalisten bis Akademien

Gegen den Kulturabbau machen sich auch über hundert Persönlichkeiten aus der Branche in einem offenen Brief stark. Dazu wurde am Montag auch eine Petition lanciert, die etwas mehr als 350 Unterschriften verzeichnet. Auch der Verband der Filmjournalisten zeigt sich besorgt.

Besonders gross ist das Engagement für das «Wissenschaftsmagazin». Die halbstündige Radiosendung existiert seit 18 Jahren. Ihre Verfechter betonen, wie wichtig Wissenschaftsjournalismus in den Zeiten der Corona-Pandemie und der Klimaerwärmung ist.

Die akademische Welt hat sich zu Wort gemeldet. Universitäts- und ETH-Professorinnen und -Professoren haben einen offenen Brief an die Direktion von SRF und der SRG geschrieben. Dazu wurden fast 10'000 Online-Unterschriften gesammelt. Auch die Akademien der Wissenschaften Schweiz haben sich für die Sendung eingesetzt.

«Zur Kenntnis genommen»

Zwei andere Online-Petitionen haben mittlerweile circa 25'000 Unterschriften gesammelt. Die Initianten Monique Wittwer und Köbi Gantenbein werden diese am Samstag in Basel SRF überreichen. Sie haben auch zu einer Protestaktion aufgerufen. In Abwesenheit von SRF-Direktorin Nathalie Wappler wird Rajan Autze, Leiter Publizistik Kultur ad Interim, die Petition entgegennehmen, schreibt SRF auf Anfrage.

Auch in den sozialen Medien läuft die Diskussion. Kritische Posts von SRF-Wissenschaftsredaktoren hatten für ein grosses Echo gesorgt, bevor sie gelöscht werden mussten. Dies hat wiederum für Entsetzen gesorgt.

Wie kommt die Protestwelle bei SRF an? «SRF hat die laufenden Petitionen zur Kenntnis genommen», schreibt die Medienstelle. Die Entscheide von Anfang Februar seien definitiv, betont der Sender. Die Sparmassnahmen seien wegen des gesunkenen Budgets unumgänglich. Und: «Die Einsparungen im Programm belaufen sich auf 8 Millionen Franken, was wir für vertretbar halten, zumal weitere 12 Millionen dieses Jahr noch an anderer Stelle eingespart werden.»


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KOMMENTARE

C. Lukas Bohny
23.02.2025 10:55 Uhr
Demokratie geht anders. Bisher glaubte ich, dass unsere Schweizer Demokratie gerade auch die Minderheiten schützt, weil sie von der Diskussion und vom Kompromiss lebt. Was hier die Direktion der SRG abliefert, ist das genaue Gegenteil von Demokratie: Sie diktiert aus direktoraler Macht heraus, was gestrichen wird und was nicht. Gerade läuft im Radio die unsägliche Sonntagmorgentalkshow, wo irgendwelche Leute sich eine ganz Stunde lang über Banalitäten unterhalten, und alles hört zu. Wenn die hohe Direktion einen solchen Schmarren nicht einzustellen gewillt ist, dann darf sie sicher auch das halbstündige Wissenschaftsmagazin nicht nur beibehalten, sondern fördern, ausbauen, einem grösseren Publikumskreis schmackhafter machen, z.B. mit einer spannenden wissenschaftlichen Gesprächsrunde am Sonntagmorgen um 10 Uhr.
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