07.11.2002

Weltwoche

Drei Neuzugänge -- sieben Kündigungen

Roger Köppel: "Keine Umgehung von Sozialplänen".

Drei Neuzugänge vermeldet die Weltwoche in ihrer aktuellen Ausgabe, sieben Kündigungen finden hingegen keine Erwähnung. Die neuen Mitarbeiter sind, wie bereits vermeldet, der Rückkehrer Urs Paul Engeler, Daniela Niederberger (zuvor Tages-Anzeiger) sowie Spiegel-Autor und Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre.

Gleichzeitig wurden in den vergangenen Wochen vier Mitarbeiter in der Produktion entlassen, drei Korrespondenten ist eben erst das Fixum gestrichen worden -- eine Veränderung, über die verschiedene Kollegen nicht informiert worden sind.

Wird nun die Redaktion umgebaut? Chefredaktor Roger Köppel gegenüber "persoenlich.com": "Mir geht es darum, ein möglichst gutes Team zu bilden. Die Optimierung ist ein kontinuierlicher Prozess." Ein Teil der Kündigungen sei strukturell bedingt, ein anderer durch die Leistungen: "Ich wähle meine Mitarbeiter nach dem Leistungsprinzip. Ein Blatt wie die Weltwoche zu machen, ist ein Privileg." Letztlich wolle er wirtschaftlichen Erfolg, dafür müsse man kosteneffizient arbeiten.

Zu ersten Trennungen ist es vor rund einem Jahr nach Köppels Einstellung gekommen. Danach, so der Wewo-Chefredaktor, sei die personalpolitische Arbeit erschwert worden durch die Unklarheiten bezüglich der Jean-Frey-Eignerschaft. Zum jetzigen Zeitpunkt zieht Köppel Konsequenzen aus den Erfahrungen der Zusammenarbeit.

Zu seinem künftigen Korrespondentennetz meint Roger Köppel: "Ich will weiterhin eine kleine Zahl fixer Korrespondenten. Daneben setze ich bewegliche Leute ein. Auch dort, wo wir das Fixum gekündigt haben, ist eine freie Zusammenarbeit in Zukunft durchaus möglich und sogar erwünscht."

Bei mindestens fünf gleichzeitigen Kündigungen spricht der Gesamtarbeitsvertrag für Journalisten, dem auch die Weltwoche untersteht, von Massenentlassung. Für diesen Fall wird ein Sozialplan verlangt. Die Regelung lässt sich umgehen, indem etappenweise gekündigt wird. "Gestaffelte Kündigungen sind nicht die Regel, kommen aber immer wieder vor", so Hans-Peter Graf von der Mediengewerkschaft Comedia.

Verfolgt auch die Weltwoche diese Strategie? Köppel dementiert vehement: "Auf gar keinen Fall! Wir haben wie schon im Vorjahr bei strukturell bedingten Trennungen einen Sozialplan ausgearbeitet. Das ist diesmal genau so." Auch jetzt verfahre er mit Härtefällen grosszügig. Man müsse aber die spezifischen Anstellungskonditionen betrachten: Mitarbeiter mit Zehnprozent-Fixa könnten doch Vollzeitangestellten nicht gleichgestellt werden.

Prinzipiell sei er aber nicht gegen Teilzeit-Anstellungen, so Köppel. "Wir haben Leute, die fünfzig oder achtzig Prozent arbeiten." Schlecht sei im aktualitätsgebundenen Newsgeschäft jedoch ein Übergewicht an Mitarbeitern mit kleinen Pensen. "Wenn's brennt, fehlen die Ressourcen. Ich halte es hier in der Tendenz eher mit einem meiner Vorgänger, Jürg Ramspeck, der die Weltwoche mit einem festen Theater-Ensemble verglich: Wenige, ausgewählte, voll verfügbare Mitarbeiter."


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