25.11.2014

NZZ-Gruppe

Druckerei in Schlieren wird geschlossen

Harter Einschnitt bei der NZZ: Wie am Dienstag bekannt wurde, wird das Druckzentrum in Schlieren dicht gemacht. Die "Neue Zürcher Zeitung" und die "NZZ am Sonntag" werden ab Juni 2015 bei Tamedia gedruckt, dem härtesten Konkurrenzunternehmen. 125 von 184 Mitarbeitern droht die Kündigung. Die Gewerkschaften sind "schockiert" und kritisieren vehement, dass sie nicht informiert worden waren. Die Absicht, ein Konsultationsverfahren zur Rettung von Arbeitsplätzen einzuleiten, sei ein Hohn.
NZZ-Gruppe: Druckerei in Schlieren wird geschlossen

Die NZZ-Mediengruppe schliesst ihre Druckerei in Schlieren ZH, wie sie am Dienstag mitteilte. Davon seien maximal 125 der 184 Arbeitsplätze betroffen. Die "Neue Zürcher Zeitung" und die "NZZ am Sonntag" werden ab dem 30. Juni 2015 im Druckzentrum Zürich der Tamedia AG gedruckt. Gewerkschaften sind entsetzt.
 
Für den Druck bei der Tamedia sei ein langfristig bindender Vertrag ausgehandelt worden, heisst es in der Mitteilung. Um die Folgen der Betriebsschliessung in Schlieren zu mildern, werde die NZZ-Unternehmensleitung eng mit den Arbeitnehmervertretungen zusammenarbeiten.
 

Zu hohe Investitionen
Für das NZZ-Druckzentrum in Schlieren, dessen Kapazität in den 90er Jahren auf dem Höhepunkt des Zeitungsbooms geplant worden sei, stehen laut Mitteilung Ersatzinvestitionen in zweistelliger Millionenhöhe an. Diese liessen sich wegen rückläufiger Auflagen und der Margenerosion bei Drittaufträgen wirtschaftlich nicht rechtfertigen.
 
Zeitungsdruckereien in der Schweiz seien wegen sinkender Auflagen für Eigenprodukte zunehmend auf die Aufträge von Drittkunden angewiesen. Aufgrund der Überkapazitäten seien die Preise für diese Aufträge stark unter Druck.
 
Die NZZ-Gruppe wird laut Mitteilung ihre Zeitungsdruckaktivitäten an den Standorten Winkeln SG und Adligenswil LU konzentrieren. Die Aufträge Dritter sollen künftig weitgehend im Druckzentrum Winkeln produziert werden.
 
Arbeitnehmervertreter: Stellungnahme bis Mitte Januar
Die Einstellung des Druckbetriebs in Schlieren steht laut Mitteilung unter dem Vorbehalt der Konsultationen mit den Arbeitnehmervertretern. Diese haben bis Mitte Januar 2015 Gelegenheit, zu den beabsichtigten Massnahmen der Unternehmensleitung Stellung zu beziehen und Vorschläge zu erarbeiten, wie Kündigungen vermieden werden können.
 
Laut CEO Veit Dengler liegt das Wachstumspotenzial der NZZ-Mediengruppe vor allem im Digitalmarkt. Seit 2008 sei die gedruckte Auflage der "Neuen Zürcher Zeitung" um 36'000 Exemplare gesunken. Rund 18'000 seien als digitale Auflage wieder aufgebaut worden. Um die Zukunft zu sichern, investiere die NZZ konsequent in die Verbreiterung der Produktepalette im Online- und Mobile-Bereich, heisst es in der Mitteilung.
 
Gewerkschaften sind schockiert und empört
Die Gewerkschaft syndicom zeigte sich in einer Mitteilung "schockiert" vom Entscheid zur Schliessung des Traditionsbetriebs in Schlieren. Es sei ein Hohn, ein Konsultationsverfahren zur Rettung von Arbeitsplätzen einzuleiten, obwohl bereits bindende Verträge mit Tamedia geschlossen worden seien.
 
Syndicom verlangt die Rücknahme des Schliessungsentscheids. Als Sozialpartner sei syndicom übergangen und nicht im Vorfeld informiert worden. Die Gewerkschaft werde sich gemeinsam mit den Betroffenen dafür einsetzen, dass Lösungen zur Sicherung der Arbeitsplätze gefunden würden.
 
Die Gewerkschaft Syna ist "empört, dass die Schliessung via Medien kommuniziert wird und dass es die Verantwortlichen nicht für nötig erachten, die Sozialpartner in ein Konsultationsverfahren miteinzubeziehen".
 
Syna fordert die NZZ-Mediengruppe auf, ihre sozialpartnerschaftliche Pflicht wahrzunehmen und mit den Vertragspartnern an einen Tisch zu sitzen. Schliesslich habe die NZZ-Mediengruppe Ja zum GAV der grafischen Industrie gesagt und sich damit verpflichtet, die Bestimmungen einzuhalten. GAV-Vereinbarungen liessen sich nicht so einfach aushebeln, heisst es in der Mitteilung. (sda)

Bild: Keystone, Walter Bieri

 

 


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