07.08.2002

"Ein generalistischer Qualitätstitel mit Fokus Schweiz"

Auf Ende Jahr ist, wie berichtet, ein englischsprachiges Magazin für die Schweiz geplant. Violet, The Swiss International Magazine, richtet sich an die über eine Million Personen in der Schweiz, die täglich Englisch sprechen. "persoenlich.com" hat mit Gabriel Sigrist (Bild), einem der Mitinitiatoren, gesprochen. Das Interview:
"Ein generalistischer Qualitätstitel mit Fokus Schweiz"

Die Wirtschaft ist auf Tauchgang, die Medien entlassen Leute, und Sie lancieren ein neues Magazin. Was verleiht Ihnen den Wagemut?

Wir halten dies für einen guten Zeitpunkt. Es braucht jetzt Leute, die antizyklisch handeln. Wir sind überzeugt, dass sich die Wirtschaft bald erholen wird. Abgesehen davon muss man differenzieren: Tageszeitungen haben zwar gelitten, Titel mit hoher Positionierung hingegen verzeichneten eine Zunahme an Anzeigen. Zudem richten wir uns an ein interessantes Publikum mit hoher Kaufkraft.

Dennoch: Sie rechnen mit fünfzig Seiten Werbung bezogen auf einen Heftumfang von hundert Seiten. Das ist doch kaum zu schaffen.

Wir haben nie von fünfzig Seiten gesprochen, wir wurden falsch verstanden. Wir planen etwa zwanzig von insgesamt rund neunzig Seiten mit Werbung zu füllen. In dieser Kategorie von Publikationen ist das normal.

Violet richtet sich an eine englischsprachige Leserschaft, die vermutlich gebildet und belesen ist. Warum sollte die Ihr Magazin noch brauchen?

Die internationalen anglophonen Medien decken sehr viele Themen ausgezeichnet ab. Die Schweiz kommt dabei aber zu kurz. Es ist für Expats sehr schwierig, an Informationen über ihr Gastland heranzukommen. Wir wollen deshalb komplementär sein und ausschliesslich über die Schweiz reden und sie, wo nötig, erklären. Deshalb werden wir einen Schwerpunkt auf Themen legen, welche die internationale Gemeinschaft interessieren: Zum Beispiel Fluggesellschaften, Gesundheitssystem, Banken, Politiker, die wesentlichen Abstimmungsthemen, Bildung oder Tourismus. Auch internationale Unternehmen sind uns wichtig. Hinzu kommen Ausgehtipps oder nützliche Ratschläge für Expats: Wie finde ich einen Wohnung, einen Babysitter oder die passende Versicherung. Unser Ziel ist ein generalistischer Qualitätstitel mit Fokus Schweiz.

An welche Altersklasse richtet sich Violet?

Prinzipiell ist unsere Zielgruppe die englischsprachige Gemeinschaft in der Schweiz. Aber auch Auslandschweizer könnten sich angesprochen fühlen ? Violet wird übrigens auch in den Schweizer Botschaften im Ausland aufliegen. Das Alter spielt jedenfalls eine kleinere Rolle. Immerhin haben wir mit den ?Ultraviolet? genannten Seiten eine Rubrik für Junge, in der Themen wie New Culture, Mode, Hacker, Skater und Gamer, Musik, Technologie, Clubbing oder Trends im Web behandelt werden.

Mit welchem bestehenden Titel würden Sie Ihr Projekt am ehesten vergleichen?

Mit keinem. Es gibt noch nichts ähnliches. Wir werden eine eigene Identität haben und das einzige nationale Medium im Land sein.

Sie planen einen monatlichen Erscheinungsrhythmus. Da laufen Sie doch konstant in die Aktualitätsfalle.

Violet ist eine Plattform, ein Informationssystem mit zwei komplementären Kanälen: Im Magazin werden wir Hintergründe bringen, die Aktualität fangen wir online mit täglichen Aktualisierungen und einem Newsfeed auf.

Violet will offenbar "eine aktive Rolle in der Schweizer Politik spielen". Wie ist das gemeint?

Wir werden kontroverse Ansichten und klare Meinungen vertreten. Wir werden auch im Bezug auf die Wirtschaft oder etwa auf die Biotechnologie Standpunkte beziehen. Zudem werden wir einen Bevölkerungsteil zu Wort kommen lassen, den man sonst kaum hört.

Wieviel wird das Magazin kosten?

Im Abonnement rund hundert Franken, im Einzelverkauf etwa zehn. Dabei ist immer auch der Zugang zur Webausgabe inbegriffen.

Wer finanziert das Projekt?

Ein Teil sind Eigenmittel, ein weiterer kommt von Banken und ein letzter von externen Geldgebern. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Welche Marketingmassnahmen sind vorgesehen?

Wir werden mit wenig Mitteln versuchen, die englischsprachige Gemeinschaft möglichst direkt anzusprechen. Ich werde Ihnen aber sicher nicht unsere Pläne verraten.

(Interview: Alain Egli).

Hochkarätige Unterstützung für ein ambitiöses Projekt

Violet bezeichnet sich als unabhängiges Medienunternehmen mit Büros in Genf und Zürich sowie mit einem Netzwerk von freien Korrespondenten in der ganzen Schweiz. Gegründet wurde Violet von der Medienagentur Largeur.com (Gabriel Sigrist, Pierre Grosjean) und von der Beratungsfirma GBan-Consultex (Andy Sundberg), die beide in Genf beheimatet sind. Mit im Team sind auch der frühere Chefredaktor von World Radio Geneva, Michael Hedges, die Gründerin von Webdo und Netsurf, Emily Turrettini, und der ehemalige TSR-Chefredaktor Philippe Mottaz.

Violet wird von einem advisory board unterstützt, in dem unter anderen Jacques Pilet (Ringier Group), der Geschäftsmann und Politiker François Loeb, Präsenz Schweiz-Botschafter Johannes Matyassy und Xavier Comtesse (Avenir Suisse) einsitzen.


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