29.10.2001

UVEK-Nein

Empörung bei Tele Ostschweiz

"Protektionismus statt publizistischem Wettbewerb".

Mit Verärgerung hat die Geschäftsleitung von Tele Ostschweiz (tvo) auf die Ablehnung des Gesuches um einer Erweiterung des Versorgungsgebietes auf den ganzen Kanton Thurgau reagiert (siehe auch News: "Ostschweizer Privat-TV: UVEK lehnt Gesuche um markante Gebietserweiterung ab" / ). Das UVEK gestehe zwar eine Ausdehnung des Gebiets in den Südwesten des Kantons St. Gallen zu, was letztlich aber nicht ausreiche, wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst. Es scheine, dass die Berner Behörden aus dem Fall "Tele24" nichts gelernt hätten: Der Entscheid stelle die Überlebensfähigkeit des St. Galler Senders in Frage und gefährde über 30 Arbeitsplätze. "Der Entscheid beweist, dass das Bakom, welches die Unterlagen geprüft hat, weder die wirtschaftlichen und geografisch-politischen Gegebenheiten noch die Kommunikationsräume in der Ostschweiz kennt. Die Begründung ist fadenscheinig, widersprüchlich und einzig darauf ausgerichtet, gleich lange Spiesse zwischen tvo und seinem Mitbewerber zu verhindern", kommentiert Chefredaktor Patrick Senn den Entscheid des UVEK.

Vor allem ärgere die St. Galler, dass ihr direkter Mitbewerber aus Frauenfeld zwar bereits im letzten Jahr das Recht erhalten habe, in St. Gallen zu senden, tvo jetzt aber kein Gegenrecht erhalten solle, wie es in der Mitteilung weiter heisst: "Beim Entscheid, dass Tele Top in St. Gallen senden darf, hiess es noch, publizistischer Wettbewerb sei erwünscht. Im Thurgau gilt dasselbe Argument jetzt aber plötzlich nicht mehr, und wirtschaftliche Gründe rücken in den Vordergrund". Dabei könne Tele Top heute bereits ein Versorgungsgebiet bedienen, in dem – gemäss Angaben von Tele Top – 1'045'000 Personen leben, tvo komme auf 410'000 potentielle ZuschauerInnen. "Wenn das Bakom jetzt argumentiert, eine Gebietsausdehnung von tvo auf den ganzen Kanton Thurgau würde einen fairen publizistischen und wirtschaftlichen Wettbewerb zwischen den beiden Stationen verhindern: was ist das anderes als reiner Protektionismus", fragt sich Senn.

"Alles in allem kommen wir nicht um den Eindruck herum, dass die Behörden in Bern aus dem Tele24-Debakel nichts gelernt haben. Und bei der Frage, welche TV-Station in der Ostschweiz überleben soll, ist offenbar nicht die publizistische Leistung ausschlaggebend, sondern einzig und allein die Eigentümer-Struktur+, enerviert sich Senn. Man wolle lieber das Fernsehen eines privaten Geschäftsmannes als dasjenige eines Verlagshauses mit einem publizistischen Leitgedanken und Leistungsausweis. "Das ist nicht nur eine Ohrfeige für alle unsere Journalistinnen und Journalisten, sondern im besonderen auch für das Fernsehpublikum in der Ostschweiz."


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