30.08.2004

Neue Rechtschreibung

Experten fordern Kompromiss

Warnung vor Spaltung.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und andere Experten haben vor einer Spaltung der deutschen Sprache gewarnt. Gleichzeitig haben sie einen Kompromiss im Streit um die Rechtschreibreform gefordert. Dafür müsse ein Expertenrat eingesetzt werden, der seine Vorschläge bis zum Ende der bisher festgelegten Übergangszeit im Sommer 2005 ausarbeiten sollte. Sie plädierten am Montag in der Berliner Akademie der Künste auch dafür, die Übergangszeit um ein Jahr zu verlängern, damit die "Ausgeburten bürokratischer Denkweisen" bei der Reform beseitigt und der "Angriff auf die deutsche Sprache" abgewehrt werden könnten.

Unterdessen bekräftigten namhafte deutschsprachige Schriftsteller wie Günter Grass, Martin Walser, Tankred Dorst, Siegfried Lenz und Elfriede Jelinek eine "völlige Rücknahme der überflüssigen, inhaltlich verfehlten und sehr viel Geld und Arbeitskraft kostenden Rechtschreibreform". Dies entspräche dem erkennbaren Willen der grossen Mehrheit der Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wäre ein wichtiger Beitrag zur demokratischen Kultur. Literaturverlage und Schulbuchkonzerne gerieten durch die Umsetzung der Neuregelung in eine komplizierte Lage, wie es in der in Berlin veröffentlichten Erklärung der 37 Mitglieder der Akademie der Künste und der Akademie für Sprache und Dichtung heisst.

Die Vorschläge sehen vor, "Elemente der neuen Rechtschreibung, die nicht allzu störend sind", beizubehalten "und die schlimmen, unsere Sprache entstellenden Fehler zu beseitigen". Andererseits müssten Neuregelungen, die gegen die Sprachstruktur verstiessen, die Ausdrucksvielfalt des Deutschen beschädigten und zu falschen Schreibweisen verleiteten oder sogar zur Beseitigung von Wörtern führten, rückgängig gemacht werden. Selbstverständlich müsse man "anheimstellen" zusammenschreiben dürfen, ebenso wie "haltmachen". "Eislaufen" und "Eis essen" ebenso wie "Kennenlernen und Laufen lernen" oder "wohlfühlen" und "wohl fühlen" seien grammatikalisch nicht das gleiche.


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