07.05.2013

Ringier

Flaute im Schnäppchen-Geschäft

Noch Mitte 2011 setzten mehrere Schweizer Medienhäuser grosse Hoffnungen auf Schnäppchenportale. Während Ringier beim Schweizer Branchenleader DeinDeal einstieg, versuchte es Tamedia mit Scoup.ch und die NZZ-Gruppe lancierte zentraldeal.ch und ostdeal.ch. Mittlerweile ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten - zumindest bei Ringier: DeinDeal beschäftigt 50 Mitarbeiter weniger als im Vorjahr. Nun will Ringier-Chef Marc Walder die Strategie anpassen und die bestehende Angebots-Palette stark ausbauen.
Ringier: Flaute im Schnäppchen-Geschäft

Bisher setzten die Schweizer Medienhäuser grosse Hoffnungen auf Social-Buying. Mit Deal-Portalen, die Dienstleistungen mit bis zu 70 Prozent Rabatt feilbieten, sollten die weggebrochenen Einnahmen wenigstens teilweise zurückgewonnen werden. Im Sommer 2011 beteiligte sich Ringier für einen zweistelligen Millionenbetrag zu 60 Prozent an DeinDeal.ch. Kurze Zeit später verkündete Tamedia die Lancierung von scoup.ch, einer Internet-Auktionsplattform, die aber nur sechs Monate später bereits wieder eingestampft wurde. 37 Mitarbeiter verloren dadurch ihren Job. Und auch an der Falkenstrasse wollte man das Social-Buying-Geschäft erproben: Mit etwas Verzögerung startete die NZZ-Gruppe im August 2012 mit ostdeal.ch und zentraldeal.ch.

DeinDeal mit 50 Mitarbeitern weniger als im Vorjahr
Nach der anfänglichen Euphorie tritt jetzt teilweise Ernüchterung ein. "Beim Gutscheingeschäft stellen wir eine gewisse Marktreife fest", sagte Ringier-CEO Marc Walder (vgl. Bild oben) am Rande der Jahresbilanz-Medienkonferenz im April im Gespräch mit persoenlich.com. "Das Group-Buying-Geschäft mit Gutscheinen für Dienstleistungen hat eine natürliche Grenze erreicht. DeinDeal ist, kurz nachdem wir das Unternehmen übernommen haben, auch weiterhin noch stark gewachsen". Anfänglich wurden denn auch laufend zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um etwa vergünstigte Spa-Behandlungen oder 5-Gang-Menüs an die Kunden zu bringen. Das hat sich geändert: "Stieg die Zahl während der Wachstumsphase im Jahr 2012 - bei 52 Millionen Umsatz - auf 180 Mitarbeiter an, hat sie sich nun - nach dem Schritt in die Profitabilität- bei 130 Mitarbeitern eingependelt", sagt Ringier-Mediensprecher Edi Estermann gegenüber persoenlich.com. "Die Zahl von Mitarbeitern hat, wie das bei vielen Startups mit hohen Wachstumsraten üblich ist, gewisse Schwankungen durchgemacht."

Lampen und Gartenmöbeln zum regulären Preis
Als Reaktion auf die eingetretene Flaute will Ringier die bestehende Angebots-Palette stark ausbauen. "Wir entwickeln das Geschäft weiter, indem wir die über 500'000 registrierten Nutzer und über 1.7 Millionen Unique User pro Monat mit zusätzlichen Produktangeboten bedienen", erklärt Walder. Registrierte Kunden erfahren neu per E-Mail-Newsletter was DeinDeal an Vasen, Lampen und Gartenmöbeln anzubieten hat. "Allen DeinDeal-Nutzern zeigen wir, dass wir neu auch Design, Fashion, Sportartikel oder Möbel verkaufen." Zu den herkömmlichen Deal-Angeboten will die Ringer-Tochter künftig zusätzlich ein "komplementäres Fixsortiment-Angebot zu Vollpreisen" hinzufügen, wie z.B. den Verkauf von Sportartikeln sowie "Home&Living" (vgl. Abb. unten). "Die beiden Bereiche – Social-Buying und Produkteverkäufe – werden künftig wohl je etwa 50 Prozent des Gesamt-Umsatzes von DeinDeal ausmachen", prognostiziert Walder.

 

Angebote von "Home & Living" sollen bald zu Vollpreisen angeboten werden. (Screenshot home.deindeal.ch)

NZZ-Gruppe spürt keinen Rückgang
Im Gegensatz zu Ringier spürt man bei der NZZ-Gruppe keine Abkühlung im Schnäppchengeschäft. "Wir sind zufrieden mit der Entwicklung von zentraldeal.ch und ostdeal.ch", sagt Hanspeter Kellermüller auf Anfrage von persoenlich.com. Wie der Generalsekretär der NZZ-Mediengruppe ausführt, liegt die NZZ bei den beiden Portalen mit den Zahlen signifikant über dem Businessplan und den Erwartungen. "Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass beide Portale mit einem klaren regionalen Fokus lanciert wurden", vermutet Kellermüller.

Die beiden sogenannten Lifestyle-Plattformen ostdeal.ch und zentraldeal.ch sind regional ausgerichtet und bieten jede Woche neue Angebote, die nicht nur auf der Webseite, sondern auch in Werbeformaten der zugehörigen Radio-Sender beworben werden. Mit fünf Mitarbeitern beim Start sind ostdeal.ch und zentraldeal.ch deutlich kleiner als ihr Pendant bei Ringier (vgl. auch persoenlich.com). 

Auch Groupon steht unter Druck
Einen Hinweis darauf, dass die Euphorie hinsichtlich Schnäppchen-Anbietern verflogen sein könnte, gibt zudem ein Blick auf den Aktienkurs des weltweit grössten Rabatthändlers Groupon: Die Aktie kam für rund 20 Dollar auf den Markt, mittlerweile ist sie nur noch etwas über 5 Dollar wert. Der Groupon-Börsengang Ende 2011 war der grösste eines Internetunternehmens seit demjenigen von Google im Jahr 2004. 

Text: Edith Hollenstein, Bild: Keystone


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