22.09.2020

Sparmassnahmen bei SRF

Franz Fischlin bedauert Leak von Appell

«In dieser Phase gehört so etwas intern diskutiert», sagt der «Tagesschau»-Moderator in einem Online-Panel. Sonst könnten sich die Fronten verhärten.
Sparmassnahmen bei SRF: Franz Fischlin bedauert Leak von Appell
«Es ist kein Aufstand, sondern ein Appell»: SRF-Moderator Franz Fischlin spricht an einer Corona-Session vom Reporter-Forum Schweiz über die Sparmassnahmen bei SRF. (Bild: Screenshot)
von Michèle Widmer

Das Schweizer Fernsehen ist mit Blick auf die «Strategie 2024» in diesen Tagen vermehrt wieder Thema in den Medien. Wie konkret gespart werden soll, will das Unternehmen am 9. Oktober bekannt geben. Im Vorfeld macht sich in der Belegschaft teilweise neben Unsicherheit auch Frust breit.

So hat sich die TV-Inlandredaktion wegen der aktuell unbefriedigenden Situation mit einem schriftlichen Appell an die Führung gewandt (persoenlich.com berichtete). «Zu oft fühlen wir uns von übergeordnet getroffenen Entscheidungen als kritische JournalistInnen beschnitten, als engagierte RedaktorInnen übergangen und als leistungsbereite Mitarbeitende eingeschränkt», heisst es im Schreiben, das der Blick publik gemacht hatte.

Am Dienstagabend hat sich SRF-Aushängeschild Franz Fischlin in einer Corona-Session vom Reporter-Forum Schweiz dazu geäussert. «Im Newsroom herrscht eine grosse Unsicherheit», bestätigt der «Tagesschau»-Moderator. Auch bei SRF sei die Werbung eingebrochen, der Spardruck werde grösser und die Angst, dass man den Arbeitsplatz verliere oder die Sendung eingestellt werde, wachse.

Fischlin bricht eine Lanze für die SRG. Direktorin Nathalie Wappler habe Entlassungen angekündigt. Im Gegensatz zu vielen privaten Medien werde das bei ihnen allerdings sozialverträglich ablaufen.

Gespräche finden nächstens statt

Angesprochen auf den Widerstand aus den Redaktionen sagt Fischlin: «Es herrscht ein breiter Konsens über die meiner Meinung nach vom Inland sehr sachlich formulierten Anliegen.» Mit Verweis auf die Blick-Schlagzeile «Aufstand im SRF-Newsroom» korrigiert er: «Es ist kein Aufstand, sondern ein Appell. Wir fordern, dass wir mitdiskutieren und sagen können, wo wir glauben, dass die Schwachstellen liegen». Diese Initiative sei positiv aufgenommen worden. Diese Gespräche würden nächstens stattfinden.

Fischlin bedauert, dass das Appell-Schreiben wohl absichtlich geleakt worden ist. «In dieser Phase gehört so etwas intern diskutiert. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die Fronten verhärten.» Wie er seine Kolleginnen und Kollegen erlebe, zweifle niemand daran, dass SRF die digitale Transformation brauche. Die Medienberichte der letzten Tage würden den Eindruck entstehen lassen, «dass wir Dinosaurier sind, die damit Mühe haben, dass sich die SRG bewegen muss». Das sei falsch.

Nebst Fischlin diskutierten im Panel Nadja Ehrbar, Landbote-Redaktorin, und Sebastian Gänger, Sprecher der Redaktionskommission bei Keystone-SDA.

 



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Kommentare

  • Glauser Christoph Digital Medienwissenschaftler, 23.09.2020 11:19 Uhr
    Herr Fischlin hat völlig recht, man sollte zuerst intern diskutieren. Andererseits ist es sicher so, dass die SRG schon seit Jahren eher Angst hat vor der Digitalisierung, als dass sie diese proaktiv anpackt und mitgestaltet. Dass digitale Wirkung wichtig ist und man die Interessen der Nutzer*innen besser berücksichtigen muss, hat Corona aber auch der SRG inzwischen so deutlich aufgezeigt, dass vielleicht ja jetzt hier auch etwas mehr Bewegung und mehr wissenschaftliche Forschung zum Zug kommt. Es wäre sehr wichtig und wünschenswert, dass die SRG den digitalen Newslead inhaltlich nicht einfach planlos den amerikanischen Online Giganten überlässt.
  • Victor Brunner, 23.09.2020 10:45 Uhr
    Artikel: "Diese Gespräche würden nächstens stattfinden". SRF befasst sich täglich mit Information und Kommunikation und da sollte Fischlin wissen dass wenn es in einem Tean gärt schnelle und sachgerechte Kommunikation wichtig ist. Nicht "nächstens". Das ganze Vorgehen ist naiv und lässt Leadership vermissen. Einmal mehr zeigt sich dass SRF ein Führungsproblem hat. Zudem haben die Zwangsgebührenzahler ein Recht zu wissen was im Leutschenbach läuft, Genügend Sendegefässe sind vorhanden. Peinlich dass andere Medien darüber berichten und die Führungsriege auf Tauchstation gehen wollte. Die Frage stellt sich ob der Sender dem Informationsauftrag gewachsen ist?
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