24.03.2013

Schweiz am Sonntag

"Für Wehmut blieb keine Zeit"

Interview mit David Sieber zum Start der neuen Sonntagszeitung.
Schweiz am Sonntag: "Für Wehmut blieb keine Zeit"

Gestern lag der "Sonntag" zum ersten Mal als "Schweiz am Sonntag" (SaS) in den Briefkästen. Mit dabei im neuen Verbund ist die bisherige "Südostschweiz am Sonntag". Glauben die Bündner tatsächlich, dass ihre Themen auch im Aargau interessieren? "Klar, denken Sie an Bären und Wölfe!", antwortet David Sieber, Chefredaktor "Südostschweiz", der fortan Regionalteile der SaS verantwortet, im Interview. Persoenlich.com hat ihn am Morgen nach dem Druck gefragt, wie die neue Zeitung ihrem hochfliegenden Namen gerecht werden will. 

Herr Sieber, die erste "Schweiz am Sonntag" (SaS) ist gedruckt und ausgeliefert. Auf welche Geschichte bekamen Sie besonders viel Feedback, resp. welche wurde besonders oft von anderen Medien zitiert?
Es ist jetzt 11 Uhr morgens. Ich bin sehr spät ins Bett gekommen. Ein genaues Scanning habe ich deshalb noch nicht durchgeführt. Ich denke aber, dass einige Geschichten es wert sind, nachgezogen zu werden. Wenn ich an die drei Südostschweiz-Ausgaben Graubünden, Glarus und Gaster&See denke, dann meine ich, dass die Steuerentlastung für Bündner Bauland-Besitzer als direkte Folge der Zweitwohnungs-Initiative zitiert werden dürfte. Aber auch die neuen Erkenntnisse zum mittlerweile weltbekannten Ewigen Licht in Näfels sind erwähnenswert. 

Sie haben gestern spät die Taufe der "Schweiz am Sonntag" gefeiert.
Ja, mit einem Glas Schaumwein und Kolleginnen und Kollegen, der Unternehmensleitung der Südostschweiz Medien sowie weiteren Mitarbeitern im Druckzentrum der Südostschweiz Partner AG in Haag.

Die neue Zeitung ersetzt die "Südostschweiz am Sonntag", deren Chefredaktor Sie waren und die sieben Jahre nach der Lancierung eingestellt wurde. Sind Sie wehmütig?
Nein. Für Wehmut blieb keine Zeit. Wir haben das neue Kind ja in relativ kurzer Zeit grossgezogen. Zudem überwog stets die Freude am neuen Produkt, weil uns allen klar war, dass wir hier einen grossen Schritt vorwärts machen. Überdies war und ist es für mich persönlich eine tolle Sache, eng mit der "Sonntags"-Crew zusammenarbeiten zu können, der ich ja mal angehört habe.

Sie sind nun aber nicht mehr Chefredaktor der "Südostschweiz am Sonntag", sondern neu bei "Schweiz am Sonntag" verantwortlich für die Regionalteile Graubünden, Glarus sowie Gaster&See. Bedeutet dieser Schritt eine Degradierung?
Nein. Aber im besten Fall eine Entlastung.

 

 

Man kann sich vorstellen, dass Sie sich in Chur oftmals abgeschnitten fühlen vom Geschehen in Wirtschaft, Medien und Politik. Hoffen Sie, durch die "Schweiz am Sonntag" diese Distanz verkürzen zu können, so dass Ihre Arbeit in der Branche stärker wahrgenommen wird?
Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, vom Weltgeschehen abgeschnitten zu sein. Die Frage offenbart eine Zürcher Sichtweise. Wir werden schon heute in der Branche und Politik gut beachtet – auch dank dem relativ intensiven Einsatz der Social Media übrigens. Zudem sind wir im Bundeshaus stark präsent.

Der Name "Schweiz am Sonntag" ist nicht gerade bescheiden, sondern zeugt vom Willen eine Zeitung von nationaler Bedeutung und Strahlkraft zu kreieren. Inwiefern ist dieser Anspruch mit der aktuellen Ausgabe erfüllt?
Diese Strahlkraft hatte der bisherige "Sonntag" schon immer. Dank der Einbindung der Südostschweiz-Kantone dürfte sie aber noch weiter zulegen. Die andern Sonntagszeitungen müssen sich warm anziehen.

Geplant ist, dass gewisse Themen im Mantelteil aufgenommen werden. Gibt es tatsächlich Recherchen aus dem Bündnerland, die auch in Solothurn oder im Aargau interessieren?
Ja, klar. Denken Sie an Bären und Wölfe. Überdies ist Graubünden für viele Unterländer ein Sehnsuchtskanton, weil sie hier ihre Ferien verbringen. Das erhöht das Interesse.

Im Team für den überregionalen Teil wurde eine Stelle abgebaut. Wo waren weitere Einsparungen nötig?
Nirgends. Wir sind ein relativ kleines Team, das sieben Zeitungen in der Woche produziert; dazu ein Onlineportal betreibt und Ausbaupläne im Bereich Mobile hegt. Wir haben genug zu tun.

Den Lifestyle-Bund haben Sie eingestellt. Warum dieser Schritt?
Weil er nicht mehr ins neue Konzept passte. Die Inhalte verschwinden aber nicht aus der Zeitung. Es gibt sonntags jeweils zwei Seiten mit Südostschweiz-spezifischen Lifestyle-Inhalten. Dazu wird das  Angebot unter der Woche ausgebaut.

Inwiefern mussten Sie hierbei Personal entlassen?
Das musste ich nicht. Es gab überhaupt keine Entlassung.

Wie konkret arbeiten Sie künftig mit der Mantel-Redaktion in Baden zusammen? Nehmen Sie wöchentlich an Blattkritik- und Planungssitzungen teil?
Ich werde nicht jeden Dienstag nach Baden reisen. Das ist auch nicht nötig, dank Mail und Telefon. Wir hier in Chur sind stets im Bilde, was im Mantel geplant ist. Und wenn wir eine Idee oder Anregung haben, dann bringen wir die ein.

Zur Strategie: Erklärtes Ziel ist es, weitere regionale Titel für die "Schweiz am Sonntag" zu gewinnen. Wissen Sie welche Partner bereits Interesse bekundet haben? Wo sind Gespräche im Gange?
Da fragen Sie die falsche Person. Das sind strategische Fragen, die auf Stufe Unternehmensleitung behandelt werden. Ich glaube aber nicht, dass Sie darauf eine Antwort erhalten würden.

Die "Schweiz am Sonntag" soll nicht nur auf dem Leser-, sondern auch auf dem Werbemarkt ein attraktives Produkt darstellen und so Wachstum generieren. Welche Werbekunden konnten Sie für die erste Ausgabe gewinnen?
Zu den Inserenten gehören Cornèrcard, Toyota, Suzuki, VW, Swisscom, Coop, AXA Winterthur und weitere.

Betreut die "Südostschweiz" diese Werbekunden eigenständig oder geschieht dies über die Hauptverkaufsstelle in Baden oder Aarau?
Wir, also die Südostschweiz Publicitas (SOP), kooperieren eng mit den AZ Medien und bilden so die wohl grösste nationale Verkaufsorganisation aller Schweizer Sonntagszeitungen. Der Inserent entscheidet letztlich selber, ob er seine Anzeigen über die SOP in Chur oder Zürich oder die AZ Medien in Aarau/Baden bucht.

Wie viel kostet die "Südostschweiz" diese Kooperation? Oder konkret: Wie teuer ist der Einkauf des Mantels?
Diese Zahlen möchten wir gerne intern behalten.

Wie werden Sie die "Schweiz am Sonntag" bewerben? 
Auf dem Lesermarkt läuft bereits eine kleine Kampagne, auch redaktionell wurde und wird breit informiert. Für den Werbemarkt ist eine Kampagne in Vorbereitung, die demnächst lanciert wird.

Und nun, nach der ganzen Anstrengung in den letzten Tagen: Wie erholen Sie sich von Stress und Schlafmangel? 
Ich freue mich auf ein Mittagsschläfchen und dann auf eine feines Znacht und auf einen guten Wein. Und morgen geht es dann wieder von Neuem los.

Die Leser über die Neuerung informieren: Eine kleine Kampagne läuft, eine grössere ist in Vorbereitung. (Bild: zVg)

 

Andruck der ersten "Schweiz am Sonntag" im Druckzentrum in Haag:

Samstagabend: Die erste SaS wird gedruckt. (Bild: Theo Gstoehl)

 

Verleger Hanspeter Lebrument und Myriam Engler schauen sich die druckfrische Zeitung an. Chefredaktor David Sieber (links) knipst ein Foto, das er danach gleich twittert. (Bild: Theo Gstoehl)

 

Die erste Ausgabe steht unter besonders genauer Beobachtung. (Bild: Theo Gstoehl)

 

Verleger Hanspeter Lebrument und CEO Andrea Masüger stossen auf die neue Zeitung an. (Bild: Theo Gstoehl)

Interview: Edith Hollenstein.

 

 


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren