Erst am Vorabend der Dreikönigstagung vom Dienstag ist entschieden worden, einen weiteren Programmpunkt aufzunehmen: ein kurzes Streitgespräch zur No-Billag-Initiative. Die Kontrahenten: Medienpionier Roger Schawinski und SVP-Nationalrat Gregor Rutz (im Video unten sehen Sie das ganze ungekürzte Streitgespräch).
Auf die Einstiegsfrage des Moderators Reto Brennwald, was er vom Inhalt des neuen Schawinski-Buches «No Billag?» halte, sagte Rutz: «Es war schwierig zu lesen, weil ich schlecht blättern kann.» Gemeint war damit sein einbandagierter linker Arm – Rutz hatte über die Feiertage einen Unfall auf Glatteis. Dann aber kam Rutz auf den Buchinhalt zu sprechen: «Die zentralen Thesen sind ja alles Sachen, die wir seit Monaten und Jahren im Bundeshaus diskutieren.» Im Parlament sei versucht worden, einen Gegenvorschlag zur No-Billag-Initiative zu lancieren. «Es hatte alles keine Chance. Im Parlament wurde alles abgeblockt.» So würde man nun vor dieser Schwarz-Weiss-Entscheidung stehen, so Rutz.
Als Schawinski zu Wort kam, startete er gleich eine verbale Attacke in Richtung Rutz. Schawinskis Frage, ob er denn überhaupt Medienerfahrung vorweisen könne, beantwortete Rutz zuerst gar nicht. Und dann: «Ich bin mir gar nicht gewöhnt, dass man Antworten geben darf, wenn Sie reden.» Diese Bemerkung sorgte für Lacher unter den über 200 Anwesenden im Saal. Schliesslich setzte Schawinski emotional fort, sagte, dass «absolute Laien» über «No Billag» reden und dabei «einen Unsinn verzapfen» würden. Das Resultat sei, dass man nun vor einer «Russisch-Roulette-Entscheidung» stehen würde.
Ausländische Sender würden profitieren
«Es gibt ein viel zu kleines inländisches Angebot», sagte Schawinski weiter. Die SRG hätte 30 Prozent Marktanteil, die Privaten 7 Prozent – über 60 Prozent des TV-Konsums würden sich ausländische Sender schnappen. «Wir sind völlig überfremdet», so Schawinski. «Und ausgerechnet die Volkspartei will den deutschen Sendern noch mehr Tür und Tor öffnen.»
Rutz fand es «unterhaltsam, dass ein ehemaliger ausländischer Fernsehdirektor die Schweizer Werte verteidigt» – der SVP-Politiker spielte darauf an, dass Schawinski von 2003 bis 2006 Geschäftsführer von Sat.1 war. «Das zeigt aber, dass die Situation etwas kompliziert ist. Und diese Komplexität wurde im Parlament vielleicht etwas unterschätzt», so Rutz. Er werde mit «Ja» stimmen, weil er keine Angst vor dem Markt habe. «Die Solidarität wird auch so spielen.»
Zu sagen, man hätte sich eine andere Ausgangslage gewünscht, nun aber trotzdem der Initiative zuzustimmen, bezeichnete Schawinski als «absolut verantwortungslos». Er könne nun nur noch hoffen, dass alles gut ausgehe.
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10.01.2018 14:38 Uhr
10.01.2018 07:25 Uhr
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