09.12.2003

"Harald Schmidt hat mir innert drei Tagen mehr Bekanntheit verschafft, als andere Senderchefs in drei Jahren bekommen!"

Schwieriger Start für Roger Schawinski (Bild) als neuer Sat.1-Chef. Bereits am ersten Tag kündete Kult-Talker Harald Schmidt, der während acht Jahren die deutschen Zuschauer begeistert hatte. Wie reagiert der Schweizer Medienpionier auf diese unerwartete Situation? Das Interview:
"Harald Schmidt hat mir innert drei Tagen mehr Bekanntheit verschafft, als andere Senderchefs in drei Jahren bekommen!"

Wann haben Sie vom Rücktritt von Harald Schmidt erfahren?

Ich habe dies bereits an meinem ersten Arbeitstag erfahren. Zuerst war es ein Gerücht, später entpuppte es sich als schockierende Mitteilung. Dies brauchte ich wirklich nicht, um zusätzlich etwas zu erleben.

Der Blick schreibt, dass der Rücktritt mit Ihrem Amtsantritt in Zusammenhang stehe. Mit Ihrem geschassten Vorgänger, Martin Hoffmann, ist Schmidt freundschaftlich verbunden.

Harald Schmid hat dies sowohl in der Pressemeldung wie uns gegenüber dementiert. Harald Schmidt hat bereits zuvor angekündigt, dass er einen längeren Break brauche und erst am 16. Februar zurückkomme. Dies war bereits ungewöhnlich. Das ist im TV-Geschäft sehr unüblich und zeigt, das gewisse Fragen offen waren.

Die Blick-Story war also falsch?

Das kommentiere ich nicht.

Warum wurde der Vertrag mit Schmidt nicht vor Ihrem Amtsantritt erneuert?

Das müssen Sie den früheren Geschäftsführer fragen. Ein solches Vorgehen ist sicher äusserst ungewöhnlich.

Haben Sie mit Harald Schmidt heute nochmals gesprochen?

Gestern. Es war ein sehr freundliches Gespräch. Dabei habe ich ihm gedankt, dass er mir innert drei Tagen mehr Bekanntheit in Deutschland verschafft hat, als andere Senderchefs in drei Jahren bekommen. Diese Kollegen sind mir vielleicht darüber ein bisschen neidisch. Ich habe Schmidt ein Treffen in Köln vorgeschlagen. Er wollte aber in die Schweiz kommen, weil es hier schöner sei. Ich antwortete ihm, dass ich nun nicht mehr in Zürich sondern in Berlin arbeite.

Wie waren die Reaktionen in Deutschland?

Unterschiedlich. Es herrschte eine grosse Betroffenheit über Schmidts Rücktritt. Dies zeigt seinen Stellenwert. Uns hat es bestärkt, diesem Umstand Rechnung zu tragen. Wir werden morgen darüber mit einer passenden Idee informieren.

Sie planen eine eigene Late-Night-Show...

Das ist das Zweite. Jawohl, wir werden eine neue Late-Night-Show am gleichen Sendeplatz konzipieren. Ein Sendeplatz übrigens, der Kultstatus besitzt. Das Rennen für Moderatoren und Produzenten ist eröffnet.

Vor einer Woche waren Sie noch Privatmann in Zürich, jetzt stehen Sie in der harten deutschen Medienlandschaft. Ihre Befindlichkeit?

Ich bin total gefordert -- aber wie man weiss, erzeugt dies nicht nur bei mir neue Kräfte. Ich hätte mir den Start sicherlich anders gewünscht. Doch ich nutze die Chance, den Sender noch schneller und massgeblicher beeinflussen zu können, als ursprünglich gedacht.


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