27.08.2001

"Ich bin kein Gilli II"

Peter Röthlisberger (Bild) wird per Ende November Chefredaktor und Programmleiter von TeleZüri. Bisher war er stellvertretender Chefredaktor von Tele24 und TeleZüri. Gegenüber "persoenlich.com" erklärt er, wie es beim von der Tamedia übernommenen Lokalsender weitergehen soll. Das Interview:
"Ich bin kein Gilli II"

"Gilli oder Britschgi" - hat die Sonntagzeitung von gestern noch gefragt. Jetzt heisst es "Roethlisberger". Wer sind Sie, Herr Roethlisberger?

Ich bin der, der seit 1994 quasi geholfen hat, Tele24 aufzubauen, und somit einer der rund fünf oder sechs Überlebenden des Gründerteams. Gestartet habe ich ursprünglich als Produzent, habe dabei so grosse Kisten gemacht wie zum Beispiel die Bundesratswahlen. Alles in allem gehen rund 500 Beiträge als VJ auf meine Kappe. Desweiteren habe ich Sendungen wie "Steinfels live" oder auch "Duplex" moderiert. Natürlich habe ich mich dabei nicht so profiliert wie ein Schawinski oder ein Gilli. Schlussendlich bin ich ja aber auch kein Gilli II (lacht).

Bis anhin waren Sie Stellvertretender Chefredaktor des nationalen Senders Tele24 und bei TeleZüri. Neu werden Sie Chefredaktor des lokalen TeleZüri. Ist das nun ein Auf- oder ein Abstieg?

Ein Aufstieg! TeleZüri war ein Sender, mit dem wir damals den Break Even erreicht haben, ein Sender, der Fernsehgeschichte geschrieben hat. Und wenn es uns gelingt, TeleZüri wieder dahin zu bringen, wo es vor dem Start von Tele24 stand, dann ist das sicherlich ein Aufstieg.

Wer wird Ihr Stellvertreter?

Einen offiziellen Stellvetreter gibt es nicht. Faktisch gesehen wird es aber Matthias Ackerert sein, der mich zumindest im News-Bereich vertritt, wenn ich nicht da bin. Neu eingeführt werden soll ein Chef für "TalkTäglich" resp. "SonnTalk".

Was ist mit Ausgabeleiter Michael Perricone?

Perricone verlässt das Haus, da ihm Tamedia keine adäquate Stelle angeboten hat.

Roger Schawinski hat Radio24, TeleZüri, Tele24 gelebt. Wie wollen Sie aus seinem Schatten hinaustreten?

Das will ich gar nicht. Abgesehen davon ist noch nicht klar, ob Roger nicht weiterhin die Talksendungen moderiert, was uns natürlich alle sehr freuen würde. Abgesehen davon gibt es neben Schawinski diverse weitere profilierte Köpfe wie ein Ackeret oder auch ein Bigi, die den Sender mitgeprägt haben und den Zuschauern ein Begriff sind. So gesehen glaube ich nicht, dass wir an Zuschauern verlieren werden, falls Roger Schawinski sich tatsächlich ganz zurückziehen sollte.

Bei der Crew geht die Angst um, das jetzt alle nicht Zürichdeutsch Sprechenden entlassen werden.

So ein Quatsch. Wir wollen nicht Fernsehen zwischen Schlieren und Leimbach machen - wir wollen auch von ausserhalb berichten. So wird eine Geschichte wie die des in Basels erschossenen Autodiebes auch weiterhin einen Platz bei TeleZüri finden. Abgesehen davon: Haben Sie mal auf meinen Dialekt geachtet? Ich bin ein Bündner!

Bis wann sollen die angekündigten Entlassungen ausgesprochen werden?

Bis am Dienstagabend.

Wie genau wird das Konzept von TeleZüri aussehen?

Allzuviel werden wir nicht daran ändern. Vorgesehen ist, TeleZüri wieder auf das Niveau zu bringen, das es 1998 schon hatte. Die Newsschiene soll wie gehabt weiter geführt werden und auch an den Talksendungen, für die TeleZüri steht, wird sich nicht viel ändern. Dies unabhängig davon, ob Roger Schawinski weiterhin mit an Bord bleibt. Gute nationale Geschichten mit Schwerpunkt Emotionen und Nähe - das ist unsere Stärke, und die wollen wir vermehrt ausnützen.

TV3-Boss Jürg Wildberger ist verantwortlich für die Integration von TeleZüri in die Tamedia. Eigentlich ist er aber zumindest auf dem Platz Zürich Ihr Konkurrent...

So gesehen schon. Wobei TV3 sich in einem ganz anderen Segment positioniert. TV3 setzt auf grosse Kisten wie "Big Brother" oder neu "Die Bar", während unsere Stärke wie gesagt der Talk, die News sind. So gesehen glaube ich nicht, dass wir uns gegenseitig Zuschauer abspenstig machen.

In wie weit wird Wildberger Ihnen in Ihren Job reinreden können?

Nun (lacht). Er ist zur Zeit und wohl auch noch auf Weiteres mein direkter Vorgesetzer. So gesehen hat er alle Macht der Welt.

Seine Hauptaufgabe wird es sein, Kosten zu sparen. Wann zügelt TeleZüri nach Schlieren?

Ehrlich gesagt, rechne ich nicht damit. Der Standortentscheid ist aber noch nicht gefällt worden - daher ist alles möglich.


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