24.08.2022

IGEM

Immer mehr Personen streamen Musik

Radio dominiert als Massenmedium den Audiomarkt. Dies zeigen die neusten Ergebnisse aus der Digimonitor-Studie 2022. Auszüge davon wurden am Mittwoch vorab präsentiert. Dennoch wurde an einem Podium die Frage zur Zukunft des Mediums Radio gestellt.
IGEM: Immer mehr Personen streamen Musik
Allein gegenüber Vorjahr gewinnt Spotify im laufenden Jahr in der Schweiz 400‘000 meist zahlende neue Userinnen und User und durchbricht damit die 2,5-Millionen-Nutzer-Grenze. (Bild: Pixabay)
von Christian Beck

«Wie lange gibt es Radio noch?» Mit dieser Frage eröffnete Florian Wanner, Leiter Radio CH Media, die Podiumsdiskussion «Vom Radio zu Audio». Dieses Podium fand am Mittwochnachmittag an einem Anlass der IGEM Interessengemeinschaft elektronische Medien statt, der erstmals im Vorfeld der traditionellen Radio Night in Zürich-Wollishofen durchgeführt wurde. Ralf Brachat, Managing Director von Swiss Radioworld, antwortete, auch als 80-Jähriger noch Radio konsumieren zu wollen. «Das ist dann etwa in 50 Jahren», sagte er mit einem Augenzwinkern  

Wanners Einstiegsfrage ist nicht unberechtigt, verlieren doch die Radiosender laufend an Reichweite, wie auch die aktuellen Zahlen vom zweiten Halbjahr 2021 zeigen (persoenlich.com berichtete). Dennoch: Radio bleibt ein Massenmedium mit über fünf Millionen Hörerinnen und Hörern.

Diskutierten über Radio und Audio (v.l.): Ralf Brachat (Swiss Radioworld), Moritz Schneider (Mediaschneider), Anja Hänni (Dentsu) und Florian Wanner (CH Media). (Bilder: Oskar Moyano Photography)

Wer von den Podiumsteilnehmenden Radio über einen Smart Speaker konsumiere, wollte schliesslich IGEM-Vorstandsmitglied Wanner wissen. «Ich habe keinen Smart Speaker. Ich hinke da offenbar etwas hinterher», sagte Anja Hänni, Head of Buying bei Dentsu. Moritz Schneider, CEO von Mediaschneider, hat zwar einen Smart Speaker, nutzt ihn aber nicht, um Musik zu hören. Die beiden sind damit nicht allein.

Wer Podcasts hört oder Musik streamt, macht dies vor allem auf dem Computer, Handy oder Tablet. Smart Speaker kommen in der Schweiz nicht vom Fleck. Zu diesem Schluss kommt der IGEM-Digimonitor 2022. Ein exklusiver Vorabzug davon wurde am Mittwoch vorgestellt, die ausführliche Studie wird erst am 1. September präsentiert.

Laut dem Digimonitor sprechen rund 300'000 Personen mindestens gelegentlich mit einem Smart Speaker. «Smart Speaker haben weder vom Corona-Effekt noch von einer längerfristigen Entwicklung profitiert», sagte Siri Fischer, Geschäftsführerin der IGEM, bei der Präsentation vor den rund 40 Gästen. «Wir haben die Sprachbarriere mit unseren kleinräumigen Sprachräumen und eigentlich keine auf die Schweiz ausgerichtete Smart-Speaker-Geräte. Daher sehe ich derzeit keinen Grund, warum sich eine breite Bevölkerungsschicht in der Schweiz einen Smart Speaker anschaffen sollte.»

Spotify legt kräftig zu

Aus der Studie geht weiter hervor, dass sieben von zehn Personen – beziehungsweise 4,6 Millionen Menschen – Musikstreaming nutzen. Dies geschieht entweder über Spotify, YouTube Music, Apple Music, Soundcloud oder direkt auf Websites und Apps der Radiosender. Spotify hat laut der Studie den Nutzerkreis innert vier Jahren fast verdoppelt: 2022 nutzen demnach 39 Prozent der Schweizer Bevölkerung (2,5 Millionen Personen) den Musikdienst.

Podcasts nutzen vier von zehn Personen (2,6 Millionen). Die meisten sind laut der Digimonitor-Studie jedoch Gelegenheitshörer, nur 300'000 Personen hören täglich Podcasts. Im Bereich Podcasts seien die Radio-Websites die grösste Plattform. 1,2 Millionen Personen würden Radio-Websites für Podcasts nutzen, wobei vor allem SRF und RTS dazu beitragen würden und weniger die privaten Radiostationen. Dieses Audio-Inventar könne also werblich kaum genutzt werden, so Fischer weiter.


Wie die Studie ausserdem zeigt, erreicht eine Kombination von Radio mit Musikstreaming oder Podcasts praktisch die gesamte Bevölkerung, nämlich 96 Prozent. Als Massenmedium liege Radio in der Bevölkerungsmitte: Radiohörende sind laut Studie im Durchschnitt 50 Jahre, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen sei ausgeglichen. Die Telefon- und Onlinebefragung fand von Anfang April bis Ende Mai 2022 statt. Im Auftrag der IGEM Interessengemeinschaft elektronische Medien und der Wemf AG für Werbemedienforschung befragte das Link Institut 1842 Personen. Das Vertrauensintervall liegt bei maximal +/- 2,3 Prozentpunkten.

Zurück zum Podium: Florian Wanner, designierter Leiter Regionale Elektronische Medien bei CH Media, wollte abschliessend wissen, was die Sender tun müssten, um mehr Digital-Audio-Umsatz zu erreichen. «Wir sind bereit, digitale Kampagnen auszuspielen, aber die Schweizer Radiosender noch nicht so ganz», so Anja Hänni mit einem Lachen.

Am IGEM-Anlass gab es weitere Keynotes. Unter anderem referierten Daniel Knapp, Chief Economist IAB Europe, über das Wachstum und Hindernisse im Audiomarkt Europa oder David Foser von der TX Group über die Werbewirkung von Radio. Laut einer von ihm vorgestellten Studie bleibt Radio ein attraktives und glaubwürdiges Werbemedium. Die Teilnehmenden des IGEM-Events mischten sich im Anschluss unter das Publikum der von Swiss Radioworld präsentierten Radio Night direkt am Ufer des Zürichsees.



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