10.12.2020

Nach 37 Jahren

Jean-Martin Büttner verlässt Tamedia

Seine ganze Journalisten-Karriere lang war er bei Tamedia: Nun wurde dem 61-Jährigen gekündigt. Er wird fortan als Freier Journalist für Tamedia schreiben. Die Gründe seien persönlich.
Nach 37 Jahren: Jean-Martin Büttner verlässt Tamedia
Hat sein bisheriges Berufsleben bei Tamedia verbracht: Der Journalist Jean-Martin Büttner. (Bild: Dominic Büttner)
von Edith Hollenstein

Nach 37 Jahren verlässt Jean-Martin Büttner den Tages-Anzeiger. Ihm sei gekündigt worden, bestätigt Büttner eine entsprechende Information gegenüber persoenlich.com. Auf die Gründe will er nicht eingehen – es handle sich um persönliche, sagt er. persoenlich.com kennt diese, respektiert aber die Privatsphäre.

Damit verliert Tamedia einen weiteren angesehenen Autor, der in den vergangenen Jahren für zahlreiche Artikel ausgezeichnet wurde. Büttner startete 1983 beim Tagi als freier Journalist, wirkte später im Inland und in der Kultur, arbeitete als Korrespondent in Genf und im Bundeshaus und setzte sich zuletzt im Ressort ein, das sich Tamedia-weit um Analysen, Meinung und Hintergründe kümmert. Er ist unter anderem ein profunder Musik-Kenner (er hat über eine Psychoanalyse der Rockmusik dissertiert) und schreibt ressortübergreifende Artikel fürs Inland, Kultur oder Wissen.

Insgesamt hat der für seinen präzisen, manchmal poetischen Sprachstil bekannte Autor in seiner Karriere 7000 Texte verfasst. Büttner ist in Basel zweisprachig aufgewachsen und hat an der Universität Zürich Klinische Psychologie, Psychopathologie und Anglistik studiert.

Keine Nachfolge geplant

Der 61-Jährige war zudem als Dozent und Buchautor tätig. 2014 veröffentlichte er das Werk «Anfänge. Und so weiter», das vom Zauber und der Qual von Anfängen handelt. Nun muss der passionierte Journalist selber einen weiteren wichtigen Neuanfang machen. «Ich werde weiterhin für Tamedia schreiben, jedoch nicht mehr in einem Fixum, sondern bezahlt nach Aufträgen», sagt Büttner. «Ich werde also weitere Schreibmöglichkeiten suchen.»

Tamedia bedauert, dass es zur Kündigung kam. Kommunikationschefin Nicole Bänninger sagt auf Anfrage: «Wir hoffen, dass Jean-Martin Büttner uns weiterhin als Autor erhalten bleibt. Eine Nachfolge ist aktuell nicht geplant.»



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Kommentare

  • Maya Ziegler, 11.12.2020 08:06 Uhr
    Welch ein Verlust für Tamedia. Büttner hat dem Tagi ein Gesicht verliehen. Seine Kompetenz und Wahrhaftigkeit habe ich sehr geschätzt. Für seine Leistungen zolle ich ihm Respekt und Wertschätzung.
  • michael guggenheimer, 11.12.2020 07:03 Uhr
    wirklich ein verlust! seine kommentare eerde ich ebenso vermissen wie seine interviews und seine themenwahl. einer der interessantesten journalisten verlässt die zeitung.schade!
  • Thomas Läubli, 11.12.2020 00:49 Uhr
    Die Kulturredaktion im Tagesanzeiger nähert sich unter Michael Marti und Philippe Zweifel den People News von 20Minuten an. Das Ganze soll als Ressort «Leben» verkauft werden, damit niemand merkt, wie uninteressant all die Artikel über Influencer, Youtube-Videos und Netflix-Unterhaltung sind. Wie schon beim Umbau des NZZ-Feuilletons werden dabei die Fachjournalisten, die inhaltlich wirklich etwas beizutragen hätten, zu Statisten degradiert.
  • Jürg Streuli, 10.12.2020 19:33 Uhr
    Jean-Martin Büttner ist einer der besten Journalisten der Schweiz. Er vertritt wohl zu stark eigene Meinungen, die sich zuwenig dem rot-grünen Mainstream der Tagi-Redaktion unterordnen.
  • erich heini, 10.12.2020 17:33 Uhr
    Dieser Mann ist offenbar zu gescheit für den Blabla-Journalismus, den nun auch Tamedia ansteuert. Bestimmt ist Büttner auch nicht pflegeleicht. Aber dies ist doch ein Markenzeichen guter Journalisten. Auch CH Media boulevardisiert sich zunehmend. Die Begründungen lauten oft, die Jungen möchten es so. Es sei die Frage erlaubt: Sind die Jungen so anspruchslos ? Oder können Sie nicht mehr lesen und verstehen, dass man sie mit Bildli abfüllen muss ?
  • Agnès Laube, 10.12.2020 14:45 Uhr
    Sehr schade! Ich wunderte mich jedoch schon länger, warum Büttner bei Tagi bleibt. Und wünsche ihm gute Blätter, in denen er schreiben kann.
  • Beat A. Stephan, 10.12.2020 13:48 Uhr
    Kann es sich der Tagi leisten, seinen besten Autoren ziehen zu lassen? Ein grosser Verlust!
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