Die Ankündigung weiterer Sparmassnahmen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF schlägt hohe Wellen. Nachdem bereits das Ende von «G&G» für Schlagzeilen sorgte, regt sich nun auch Widerstand gegen den geplanten Abbau in der Wissenschaftsredaktion. Dabei wirft aktuell das Verschwinden von LinkedIn-Beiträgen Fragen auf: Einen Tag nach Bekanntgabe der Sparpläne waren die Beiträge von Medienschaffenden der SRF-Wissenschaftsredaktion inklusive der dazugehörigen Kommentare auf der Plattform nicht mehr verfügbar.
Die freie Wissenschaftsjournalistin Theres Lüthi kritisiert auf LinkedIn das Verschwinden der Beiträge scharf: «Die SRG ist kein privates Medienunternehmen, sondern gebührenfinanziert. Wenn die Verantwortlichen solche Debatten nicht mehr zulassen, haben wir alle verloren.» In den gelöschten Kommentaren wurde die Bedeutung des Entscheids für den Wissenschaftsjournalismus in der Schweiz, den Service public und die Demokratie diskutiert.
«Kein Zufall»
ETH-Professor Reto Knutti dokumentierte den Vorfall auf LinkedIn ebenfalls: Alle Posts seien «praktisch gleichzeitig» gelöscht worden «und damit kein Zufall», schreibt der Klimaphysiker. Er konnte einen Originalpost und seinen eigenen Text rekonstruieren, die übrigen Beiträge und zahlreichen Kommentare sind jedoch nicht mehr auffindbar. Knutti vergleicht das Vorgehen mit der Politik von Trump und Musk: «Das Vorgehen von Trump/Musk bei der US-Regierung, wo Inhalte einfach verschwinden, darf kein Vorbild sein.»
Und weiter betont Knutti auf LinkedIn: «Wer gute Argumente hat, sollte keine Mühe haben, sich einer Diskussion zu stellen.» Bei einem Medienhaus wie SRF müsse eine offene Debatte über die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus möglich sein.
«Kritik soll intern angebracht werden»
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber persoenlich.com bestätigt SRF am Samstag, dass die Löschung der Posts nach Gesprächen zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten erfolgte. «Nach der Ankündigung der Sparmassnahmen aufgrund des sinkenden Budgets sind die Mitarbeitenden enttäuscht, das ist verständlich», teilt SRF mit. Man nehme die kritischen Stimmen ernst und stehe mit den Mitarbeitenden in engem Kontakt. «Trotzdem: Kritik am Arbeitgeber soll intern angebracht werden, nicht in der Öffentlichkeit.» Dies sei so auch in den Publizistischen Leitlinien von SRF festgehalten. Nach entsprechenden Gesprächen hätten die Mitarbeitenden die Posts in ihren privaten LinkedIn-Accounts gelöscht.
Die Sparmassnahmen selbst sehen eine deutliche Verkleinerung der Radio-Wissenschaftsredaktion vor. Das multimediale Team Wissenschaft besteht aktuell aus «29 Personen beziehungsweise 21,75 Vollzeitstellen» und soll nach Angaben von SRF auch nach den Kürzungen «die grösste Wissenschaftsredaktion der Schweiz» bleiben. Die genauen Auswirkungen auf die Anzahl der Vollzeitstellen würden in den kommenden Monaten finalisiert.
SRF betont Wichtigkeit von Wissenschaftsjournalismus
Besonders einschneidend: Das «Wissenschaftsmagazin» auf Radio SRF soll ab 2026 ganz eingestellt werden. SRF begründet dies mit dem sinkenden Budget, betont aber gegenüber persoenlich.com: «Wissenschaftsjournalismus ist und bleibt bei SRF wichtig.» Ein Teil der Mittel aus dem «Wissenschaftsmagazin» soll künftig «in die tagesaktuelle und hintergründige Berichterstattung für reichweitenstarke Sendungen in der Radioprimetime» fliessen – beispielsweise «Echo der Zeit» oder «Rendez-vous» sowie in die Nachrichtensendungen.
Darüber hinaus soll das Team der multimedialen Fachredaktion Wissenschaft weiterhin Wissensinhalte unter srf.ch/wissen, in der SRF-News-App und auf dem YouTube-Kanal «SRF Wissen» aufbereiten. Im Fernsehen bleiben die Sendungen «Einstein» und «Puls» bestehen.
«Wissenschaftsmagazin» thematisiert eigenes Ende
KOMMENTARE
13.02.2025 09:28 Uhr
10.02.2025 07:32 Uhr
08.02.2025 13:27 Uhr