Laut der diese Woche veröffentlichten Studie Medienmonitor Schweiz 2022 büsste der Fernsehkanal SRF 1 im Vergleich zum Vorjahr 19 Prozent an Meinungsmacht ein. Bei Facebook beträgt der Rückgang 13 Prozent, bei 20 Minuten 12 Prozent. Auch der französischsprachige SRG-TV-Kanal RTS 1 und die deutschen Sender ARD und ZDF verloren Anteile im zweistelligen Prozentbereich. Dasselbe gilt für Watson.
Die Neue Zürcher Zeitung legte um zehn Prozent zu, YouTube und Instagram um drei respektive sieben Prozent. Die Reichweite und damit die Meinungsmacht der Kurzvideo-App TikTok erhöhte sich – laut der Studie auf insgesamt noch tiefem Niveau – um 69 Prozent.
Insgesamt habe die kumulierte Meinungsmacht aller 176 untersuchten Medienmarken und Social-Media-Kanäle 2022 im Vergleich zum Vorjahr um knapp sieben Prozent abgenommen. Da unter dieser Abnahme vor allem grosse Marken litten, habe sich die Schere zwischen grösseren und kleineren Medienmarken eher geschlossen. Das sei für die Meinungsvielfalt «ein gutes Vorzeichen».
Klassische Medien bröckeln weiter
Zum sechsten Mal untersuchte das Zürcher Medien- und Kommunikationsforschungs- und -beratungsunternehmen Publicom die Leistungen der Medien für die Meinungsbildung in der Schweiz und stellte die Resultate im «Medienmonitor» vor. Es tat dies im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation Bakom.
Im neusten Bericht schreibt Publicom auch, im Mehrjahresvergleich zeige sich eine Verschiebung der Meinungsmachtanteile weg von den klassischen Mediengattungen Print, Radio und TV hin zu Online und sozialen Medien.
«Damit entfernen sich immer grössere Teile des Meinungsmarktes zunehmend aus dem unmittelbaren Wirkungsbereich der Schweizer Medienförderung.» Die Digitalisierung und die damit einhergehende, vor allem altersbedingte Veränderung der Mediennutzung habe in den Fokus von Politik, Regulierung und Wirtschaft zu rücken.
Im vergangenen Jahr hatte Publicom berichtet, erstmals habe Online das Fernsehen als meinungsmächtigste Mediengattung abgelöst (persoenlich.com berichtete). (sda/cbe)