08.07.2004

Neues Raumkonzept

MZ-Verleger geben contra

"Wemf-Vorschlag basiert auf Grossstadt-Denken."

Im Zusammenhang mit der Neu-Aufteilung der Schweizer Kommunikations- und Wirschaftsräume hat die Mittelland Zeitung ihre Verleger befragt. Zur neuen Raumordnung, bestehend aus 65 Kommunikationsräumen und 20 Wirtschaftsgebieten, ist derzeit eine Vernehmlassung bei der Medien- und Werbewirtschaft im Gang. Bisher wurden vor allem im Welschland Stimmen laut, die von einer "neuen Bedrohung für die Regionalpresse" sprachen.

Hans Gresch vom Zofinger Tagblatt moniert: "Es ist spürbar, dass der vorliegende Entwurf einer neuen Wemf-Karte von Interessengruppen zugunsten von Zürich und Bern überbewertet wird. Zum Beispiel Freiamt: Die Zürich-Pendler vom Freiamt sind bevölkerungsmässig eine klare Minderheit und geben ihr Geld für Konsumgüter und Auto zum grössten Teil im Freiamt und im Aargau aus. In Zürich reicht die kurze Mittagspause oft nur für einen Hamburger. Der Hauptteil der Familie und die Älteren tätigen in der Regel die Geschäfte vor Ort. Der Pendler ist deshalb der falsche Massstab. Die geplante Wemf-Karte ist für die Werbeplanung unbrauchbar, ja irreführend. Die heute gültige Wemf- Karte ist sensibler auf die Regionen abgestimmt und hat weniger Fehler."

Auch Christian Müller von der Solothurner Zeitung sieht die neuen Strukturen sehr kritisch: "Der Vorschlag der neuen Einteilung der Wirtschaftsgebiete basiert -- nicht ganz unerwartet -- auf Grossstadt-Denken: Typisch schweizerisch, das heisst eher kleinstädtisch strukturierte Gebiete wie etwa die Kantone Solothurn und Aargau zwischen den drei Zentren Zürich, Bern und Basel werden massiv unterschätzt. Dabei ist das Wirtschaftspotenzial Solothurn und Aargau zusammen nach Zürich und Bern das dritt-stärkste der Schweiz, also zum Beispiel stärker als Basel und Baselland zusammen! Solothurn mit seinem Wirtschaftspotenzial, seiner kulturellen Eigenständigkeit und seinem bernischen Einzugsgebiet darf sich nicht aufgrund von grossstädtischen Schreibtisch-Entscheiden marginalisieren lassen."

Arthur Tabeling, Verleger des Oltner Tagblatt, doppelt in der Mittelland Zeitung nach: "Fakt ist: Es wird kaum ein Konsument als Pendler seinen Wocheneinkauf an der Zürcher Bahnhofstrasse tätigen, wie er ja auch auf sein regionales Leibblatt nicht verzichtet. Der Entwurf zur neuen Wemf-Karte basiert also auf der falschen Annahme, dass Pendler ihre Bedürfnisse vorwiegend auf den Arbeitsort ausrichten. Resultat: Eine Wemf-Karte, auf der das Mittelland zwischen den expansionslüsternen Grossverlagen aus Zürich und Bern aufgeteilt würde. Nicht erstaunlich: Es sind genau jene Medienhäuser, die auch entscheidend in Wemf-Führungsgremien sitzen. Der Verdacht, dass mit dieser Geografie Medienpolitik betrieben werden soll, liegt auf der Hand. Wir können der Karte nichts Gescheites abgewinnen!"


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