09.11.2017

Aus für Druckerei in Adligenswil

Offene Fragen zum neuen Druck-Deal

Nicht nur die NZZ, sondern auch Ringier lässt künftig ihre Zeitungen in den Druckereien von Tamedia herstellen. Welche Titel haben Vorrang? Und wie kann ein solches Volumen bewältigt werden? Tamedia-Kommunikationschef Christoph Zimmer nimmt Stellung.
Aus für Druckerei in Adligenswil: Offene Fragen zum neuen Druck-Deal
Die Papierrollen im Druckzentrum in Zürich stehen bereit für weitere Aufträge. (Bilder: Tamedia)

Ringier druckt ab 2019 keine Zeitungen mehr. Sie schliesst auf Ende 2018 die Zeitungsdruckerei im Luzerner Vorort Adligenswil, in der 172 Personen arbeiten, weil sie nicht mehr kostendeckend zu betreiben sei. «Blick», «Blick am Abend», «SonntagsBlick», «Handelszeitung» und «Le Temps» werden künftig in den Druckereien von Tamedia in Zürich, Bern und Bussigny hergestellt. Dort werden auch bereits die «Neue Zürcher Zeitung» oder die «NZZ am Sonntag» gedruckt (persoenlich.com berichtete).


Herr Zimmer, ab 2019 druckt Tamedia auch noch die Zeitungen von Ringier. Wie vermeiden Sie Engpässe?
Unsere drei Druckzentren in Bern, Bussigny bei Lausanne und Zürich können diese Kapazitäten bereitstellen, das haben wir im Rahmen der Verhandlungen in den vergangenen Monaten natürlich sorgfältig geprüft. Gemeinsam mit Ringier haben wir eine optimale Lösung aus Sicht der Kapazitätsausnutzung und Logistik gefunden. Ein Beispiel: «Le Temps» wird heute in Adligenswil gedruckt, in Zukunft erfolgt der Druck in der Romandie. Damit lasten wir freie Kapazitäten in unserem Druckzentrum in der Westschweiz aus und die Transportwege werden deutlich kürzer. 

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Verschieben sich die Andruckzeiten oder die Redaktionsschlüsse nach vorne?
Nein, die Abschlusszeiten der Tageszeitungen ändern sich nicht. Wir drucken alle Titel weiterhin innerhalb der Prime-Time. 

Kennen Sie bereits die Reihenfolge, welche Zeitungen zuerst und welche am Schluss gedruckt werden?
Wir drucken nicht alle Zeitungen auf einer Maschine hintereinander, sondern auf elf Drucklinien parallel. Deshalb werden wir das zusätzliche Volumen mit kleineren Investitionen, Anpassungen bei Produktionsabläufen und Verschiebungen von Druckaufträgen zwischen den Druckzentren von Tamedia in Bern, Bussigny und Zürich produzieren können.

Und was, wenn es doch mal zu einem Engpass kommt, wer hat Vorrang? Die eigenen Zeitungen?
Nein, für solche Fälle gibt es bereits heute eine Planung, die mit den Partnern abgesprochen ist und die wir nun anpassen werden. Dabei werden immer alle Druckkunden gleich behandelt, egal ob intern oder extern. Grössere Störungen kommen aber kaum je vor. 

Das Druckzentrum Zürich steht mitten in der Stadt und kann nicht wachsen. Wäre es nicht besser gewesen, den Standort Adligenswil auszubauen und Zürich zu schliessen?
Wir haben verschiedene Varianten geprüft und der Weiterbetrieb des Druckzentrums Zürich ist die beste Lösung. Das Druckzentrum Zürich ist deutlich grösser als das Druckzentrum Adligenswil, eine Verschiebung würde deshalb nicht einfach so funktionieren. Das Druckzentrum Zürich liegt zudem logistisch ideal direkt am Autobahnanschluss Zürich-Brunau und verfügt über einen eigenen Bahnanschluss. Deshalb können wir zum Beispiel das ganze Papier auf der Schiene anliefern. 

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Die Gewerkschaft Syndicom wirft Tamedia vor, mit einer «Dumpingpreisstrategie» andere Verlage in Bedrängnis gebracht zu haben. Sobald die Konkurrenz weg ist, offerieren Sie wieder teurer…
Da überschätzt Syndicom unseren Einfluss gewaltig. Die Preise im Zeitungsdruck sind seit Jahren am Fallen und es gibt weiterhin Überkapazitäten im Markt. Noch nicht einmal berücksichtigt sind dabei die Kapazitäten im direkt angrenzenden Ausland. Die Preise in der Schweiz sinken wie überall in Europa bei fast jeder Ausschreibungsrunde. Umso wichtiger ist es für uns, dass unsere Druckzentren möglichst gut ausgelastet sind. 

Die Gewerkschaft fordert, dass sich Tamedia wieder dem GAV der grafischen Industrie unterstellt. Werden Verhandlungen aufgenommen?
Das können wir uns durchaus vorstellen. Voraussetzung ist aber nach wie vor, dass die stossende Ungleichbehandlung aus der Welt geschafft wird, die der aktuelle GAV auf Kosten der Zeitungsdruckereien festgeschrieben hat. Das war der einzige Grund, weshalb wir den neuen GAV nicht übernommen haben. Sobald Zeitungsdruckereien wieder gleich behandelt werden wie Zeitschriften- und Katalogdruckereien, treten wir wieder in den GAV ein.


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