03.12.2007

Rangliste

Peter Wanner ist Medienmanager 2007

Schawinski und von Graffenried neu dabei.

Wie bereits im Vorjahr hat die "persönlich"-Jury die erfolgreichsten Medienmanager des Jahres erkoren. Dabei gab es einige frappante Änderungen: Peter Wanner führt das Ranking an, altbekannte Persönlichkeiten wie Medienpionier Roger Schawinski oder Verleger Charles von Graffenried tauchen neu in der Rangliste auf. Um andere, wie Ringier-Boss Michael Ringier (2006: Rang 1) oder Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument, ist es dieses Jahr erstaunlich ruhig geblieben.

Rang 1: Peter Wanner

"Im Aargau hät’s zwei Liebi", heisst ein Schweizer Klassiker. Verleger Peter Wanner gehört definitiv nicht mehr dazu; seit die Tamedia, die Berner und die Basler mit der neuen Gratiszeitung News Wanners Stammlande, das Mittelland, nach Inseraten abgrasen wollen, ist der "Nice Guy aus Baden" zu einem Winkelried gegen Kall’sche Grossmachtträume geworden. Plötzlich ist nicht mehr von Gentlemen’s Agreement und romantischem Liebesgeplänkel an der Aare die Rede, sondern von einem veritablen Angriffskrieg.

Sogar die Einladung zu einem Versöhnungstreffen an der Werdstrasse hat der streitbare Verleger abgelehnt. Im Aargau wird nun scharf geschossen. Dass Wanner dabei die Gemeinden aufforderte, "News" zu boykottieren, sei verziehen. Wanners Studienfreund Niklaus Meienberg würde sich über so viel Revoluzzertum posthum freuen. Zum Medienmanager des Jahres hat "persönlich" aber Peter Wanner wegen der Lancierung seiner neuen Sonntagszeitung "Sonntag" gewählt. Das Blatt verfügt nicht nur über ein Heer von Starjournalisten, sondern überzeugt auch in der Aufmachung. Seither weiss die Branche: Gute Sonntagszeitungen müssen nicht zwingend aus Zürich kommen.

Rang 2: Martin Kall

Wie bereits im letzten Jahr: Martin Kall belegt in der “persönlich”-Umfrage den zweiten Rang. Ob Hans Heinrich Coninx oder Nachfolger Pietro Supino: Martin Kall zieht seine Strategie eisern durch, obwohl die Tamedia-Astrologen bereits Spannungen mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten eruiert haben wollen. Grösster Coup: die Einverleibung der Espace Media in den Tagi-Konzern, obwohl -- so wollen es in der Regel gut informierte Kreise wissen -- Kall bei diesem Deal im Hintergrund gestanden sei.

Wie bereits im letzten Jahr: Martin Kall belegt in der “persönlich”-Umfrage den zweiten Rang. Ob Hans Heinrich Coninx oder Nachfolger Pietro Supino: Martin Kall zieht seine Strategie eisern durch, obwohl die Tamedia-Astrologen bereits Spannungen mit dem neuen Verwaltungsratspräsidenten eruiert haben wollen. Grösster Coup: die Einverleibung der Espace Media in den Tagi-Konzern, obwohl -- so wollen es in der Regel gut informierte Kreise wissen -- Kall bei diesem Deal im Hintergrund gestanden sei.

Als nächste Ziele hat er das Mittelland und Basel im Visier und provoziert damit den ansonsten friedfertigen AZ-Verleger Peter Wanner. Sollte Kall irgendwann seine Flüge vorreserviert haben und Richtung Deutschland entweichen, ist bereits jetzt klar: Ohne ihn wäre die Schweizer Medienlandschaft friedlicher. Das sind "kallharte" Facts, auch wenn er das "Facts" geschlossen hat.

Rang 3: Ralph Büchi

Für "Handelszeitung"-Verleger Ralph Büchi kam die Weihnachtsüberraschung 2006 bereits vor dem Heiligen Abend. Der Axel-Springer-Konzern, Europas grösstes Verlagshaus, erwarb genau vor einem Jahr für 140 Millionen Franken den Jean Frey Verlag. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern Tamedia und Ringier bewies Springer-Schweiz-CEO Büchi die grössten Kupplerfähigkeiten, indem er den Deal mit dem ehemaligen Jean-Frey-Besitzer Tito Tettamanti einfädelte.

Dieses Gesellenstück katapultierte den bis anhin nur Insidern bekannten Ferrari-Liebhaber in die Topetage des Schweizer Verlagswesens. Doch Büchi dürstet nach mehr: Sollte Ringier wirklich einmal an Springer verkaufen, gehört der quirlige Verleger zum engsten Favoritenkreis für einen Chefposten an der Dufourstrasse. Doch für solche Pläne muss er noch die Anstandsfrist des kommenden Ringier-Jubiläumsjahres abwarten.

Rang 4: Roger Köppel

Ob GPK, Sozialdebatte oder die Verslumung von Bern -- ob es einem passt oder nicht: Köppels "Weltwoche" war bei vielen Themen federführend. Die konservative Linie scheint sich auszuzahlen: In Bezug auf Inserate und Leserzahlen ist Neo-Verleger Köppel auf Kurs. Dass Köppel dafür auch schon verbale und bisweilen fast schon handgreifliche Prügel einstecken muss, gehört zum harten Brot eines Verlegers.

Ob GPK, Sozialdebatte oder die Verslumung von Bern -- ob es einem passt oder nicht: Köppels "Weltwoche" war bei vielen Themen federführend. Die konservative Linie scheint sich auszuzahlen: In Bezug auf Inserate und Leserzahlen ist Neo-Verleger Köppel auf Kurs. Dass Köppel dafür auch schon verbale und bisweilen fast schon handgreifliche Prügel einstecken muss, gehört zum harten Brot eines Verlegers.

Als Schmerzensgeld und auch Anerkennung ist der vierte Platz gerechtfertigt. Wer Köppel kennt, weiss, dass er sich auch in den nächsten Jahren nicht von seinem Kurs abbringen lässt und seinen Traum eines “Spiegels” à la Augstein leben wird.

Rang 5: Roger Schawinski

"Radio 24 forever!", hiess einer jener Schlachtrufe, mit denen Roger Schawinski vor 28 Jahren die Schweizer Medienordnung umkrempelte. Doch heute sind es weder die italienische noch die schweizerische Regierung, die dem einstigen Piratensender und heutigen Tamedia-Radio das Leben schwer machten, sondern -- welche Ironie -- der Gründervater selbst.

Schawinskis Schweizer Comeback verläuft gewohnt fulminant: Mit Radio 1 will es der 62-Jährige nochmals wissen und kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Für sein Projekt hat der Bestsellerautor ("Die TV-Falle"), "persönlich"-Kolumnist und Neo-Buchverleger (“Kein & Aber”) rund 9 Millionen Franken aufgeworfen und die Topshots der Branche engagiert. Und mit "Radio AG" tritt Schawinski im Aargau mit dem Ziel an, ein weiteres Medienmonopol aufzubrechen. Um es in der Tagi-Sprache zu sagen: Roger, wir bleiben dran.

Rang 6: Charles von Graffenried

In Charles von Graffenrieds Weltbild dominierten bislang immer vier Buchstaben: B, E, R und N. Bis zu jenem 24. Mai 2007, als er 80 Prozent “seiner” Espace Media an seinen geliebt-gehassten Zürcher Partner Tamedia verkaufte. Vor zwanzig Jahren wäre dieser Big Deal noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen: Weil einige Kleinaktionäre nicht mit von Graffenried zusammenarbeiten wollten, besass der Tagi bereits 1990 für einen kurzen Moment die Mehrheit der Berner Zeitung, doch aus politischen und auch regionalhygienischen Gründen krebsten sie schlussendlich zurück.

In Charles von Graffenrieds Weltbild dominierten bislang immer vier Buchstaben: B, E, R und N. Bis zu jenem 24. Mai 2007, als er 80 Prozent “seiner” Espace Media an seinen geliebt-gehassten Zürcher Partner Tamedia verkaufte. Vor zwanzig Jahren wäre dieser Big Deal noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen: Weil einige Kleinaktionäre nicht mit von Graffenried zusammenarbeiten wollten, besass der Tagi bereits 1990 für einen kurzen Moment die Mehrheit der Berner Zeitung, doch aus politischen und auch regionalhygienischen Gründen krebsten sie schlussendlich zurück.

Charles von Graffenried verdient zweifelsohne einen Platz in unserer Rangliste: So hat er seine Nachfolge klar geregelt und hat dabei -- obwohl er an seinen ur-bernischen Überzeugungen ritzte -- jeglichen Stunk vermieden. Oder auf Neuberndeutsch: situativen Patriotismus.

Rang 7: Sacha Wigdorovits

"Blick"-Chefredaktor war er bereits, PR-Stratege auch, nun hat er den Aufstieg in den noblen Club der Verleger geschafft. Ob Sacha Wigdorovits’ Pendlerzeitung ".ch" erfolgreich wird oder floppt, war 2006 eines der heissesten Gesprächsthemen der Branche. Trotz Inseratenmangel, Vertriebsproblemen und dem kurzfristigen Ausstieg des Fast-Investors Jürg Marquard hat “Tausendsacha” ("Weltwoche") seine gute Laune noch nicht verloren.

Mit seinem ambitiösen Projekt, assistiert von einem Heer profilierter Kolumnisten, hat der streitbare Neo-Verleger den grossen Drachen Tamedia aufs Blut gereizt. Wigdorovits ist Widrigkeiten gewohnt: So steht er im Dauerclinch mit "Weltwoche"-Verleger Roger Köppel, "Weltwoche"-Autor Urs Paul Engeler und bisweilen auch Medienpionier Roger Schawinski. Dass er die Schlacht gegen Banker Thomas Matter zumindest moralisch verloren hat, ist Schnee von gestern.

Rang 8: Hanspeter Rohner

Ganz in Weiss markierte PubliGroupe-Boss Hans Peter Rohner an der diesjährigen Verlegertagung den Weltmann. Zu Recht: Im Mai hatte die "P" zusammen mit dem Axel Springer Verlag für fast 215 Millionen Euro zuzüglich einer erfolgsabhängigen Zahlung die Online-Marketing-Firma Zanox.de erworben und damit ihre Liebe zum Internet unterstrichen, was bei einigen Verlegern leichte Verunsicherung auslöste.

Ganz in Weiss markierte PubliGroupe-Boss Hans Peter Rohner an der diesjährigen Verlegertagung den Weltmann. Zu Recht: Im Mai hatte die "P" zusammen mit dem Axel Springer Verlag für fast 215 Millionen Euro zuzüglich einer erfolgsabhängigen Zahlung die Online-Marketing-Firma Zanox.de erworben und damit ihre Liebe zum Internet unterstrichen, was bei einigen Verlegern leichte Verunsicherung auslöste.

Auch hausintern propagiert Rohner die permanente Revolution: So bleibt momentan beim ehemals bedächtigen Lausanner Vermarktungsgiganten kein Stein auf dem andern. Quizfrage: Welchen Begriff verwendet Rohner im nächsten Jahr für seine Strategie? Eine Steigerung von “printbasierter Multimediaserviceprovider” ist kaum mehr möglich.

Rang 9: Norbert Neininger

Für die Tamedia sind die Schaffhauser Nachrichten ein Stachel im Fleisch. Eingekreist von "Tages-Anzeiger", "Thurgauer Zeitung" und "Landbote" kämpft Verleger und Chefredaktor Norbert Neininger einen hehren Kampf gegen die Dominanz der Werdstrasse und für die Unabhängigkeit seiner Medien. Sein Wort ist Programm: "Wir bleiben selbstständig, solange es den Kanton Schaffhausen gibt."

Den Einstand in unsere Rangliste findet Neininger aber wegen seinen Internetaktivitäten: Mit Blocher-TV hat er gezeigt, wie man mit einer 800-Franken-Sendung ein Land in Wallung versetzen kann. Daneben ist Neininger auch die treibende Kraft am neuen News-Portal der Nicht-Tamedia-Verleger. Wenigstens im Netz will man die Oberhand behalten.

Und zu guter letzt... Andreas Schönenberger

Sein Name war bis zur diesjährigen Verlegertagung in Luzern nur Insidern bekannt: Der promovierte Physiker Andreas Schönenberger ist der erste Country Manager von Google Schweiz. Doch die Verbaldrohung von Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument, wonach man gegen Google klagen wolle, katapultierte den 42-Jährigen in die Rolle des Bösewichts -- und adelte seine Firma als neue Medienmacht.

Sein Name war bis zur diesjährigen Verlegertagung in Luzern nur Insidern bekannt: Der promovierte Physiker Andreas Schönenberger ist der erste Country Manager von Google Schweiz. Doch die Verbaldrohung von Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument, wonach man gegen Google klagen wolle, katapultierte den 42-Jährigen in die Rolle des Bösewichts -- und adelte seine Firma als neue Medienmacht.

Die Behauptung, wonach sich der Mediengigant vor den Schweizer Verlegern fürchte, entspricht wohl mehr dem Wunschdenken Lebruments als der Realität. Bei den Google-Einträgen liegt Schönenberger deutlich vorn, doch Heimvorteil dürfte auch Lebrument nicht ganz unbekannt sein, obwohl das Bündnerland mit Schönenbergers World Wide Web nicht mithalten kann. Flächenmässig jedenfalls.


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