Das Präsidium des Schweizer Presserats bedauert die Löschung von über 200 «Blick»-Artikeln aus der Schweizer Mediendatenbank (SMD) durch den Ringier-Konzern. Dieser «willkürliche Eingriff in die Archivfreiheit» verfälsche das Bild dessen, was Schweizer Medien zum Fall Spiess-Hegglin/Hürlimann publizierten, heisst es in einer Mitteilung vom Montagnachmittag. Damit auch spätere Generationen ein getreues Bild erhalten, müsse ein Archiv möglichst vollständig sein. «Die SMD hat daher die zentrale Aufgabe, die Gesamtheit der zu ihrem Sammelfeld gehörenden Objekte aufzubewahren. Nur so wird ein Archiv zum wahrhaften historischen Gedächtnis», so das Presseratspräsidium.
Institutionell müsse daher sichergestellt sein, dass die SMD Dokumente nur im absoluten Ausnahmefall löscht, etwa auf Gerichtsbeschluss. Der Presserat stellt klar: «Dass Drittelseigner Ringier (neben Tamedia und SRG) eigenmächtig einen ganzen Themenkomplex entfernen lässt, geht nicht an». Denn die Mediendatenbank sei kein beliebiges Firmen- oder Privatarchiv. Selbst in einem Firmenarchiv wäre ein solches Unterdrücken von Artikeln fragwürdig.
Letzte Woche wurde bekannt, dass noch vor der Gerichtsverhandlung fast alle «Blick»-Beiträge über Spiess-Hegglin aus der Schweizer Mediendatenbank entfernt worden waren (persoenlich.com berichtete). Ringier wollte sich dazu nicht äussern: «Zu hängigen juristischen Verfahren nehmen wir grundsätzlich keine Stellung», so Ringier-Kommunikationschef René Beutner damals auf Anfrage von persoenlich.com.
Am Montag hingegen sieht sich Ringier zur Intervention gezwungen. Das Medienunternehmen stellt klar: «Die SMD ist eine private Aktiengesellschaft. Insbesondere sind weder die SMD noch deren Aktionäre dem Presserat Rechenschaft schuldig», schreibt Kommunikationschef René Beutner. Er erklärt, es sei für Ringier nicht verständlich, dass der Presserat meint, er könne geschäftlich begründete Entscheidungen von Urheberrechtsinhabern kritisieren.
Auch für eine «wie auch immer geartete Wahrung» einer «historischen Wahrheit» ist der Presserat aus Sicht von Ringier nicht zuständig. Das Gremium liege falsch, wenn es meine, nur gerichtliche Entscheidungen dürften für eine Löschung ausreichen. «Für uns als Unternehmen ist die Löschung die logische Reaktion auf die angedrohte Gewinnherausforderung in einem Gerichtsfall. Durch die Löschung ist sichergestellt, dass sich die allfällige Gewinndiskussion auf einen genau begrenzten Zeitraum beschränken würde.»
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16.04.2019 10:54 Uhr
16.04.2019 10:26 Uhr
15.04.2019 19:56 Uhr