Das erste Halbjahr 2021 ist für die Schweizer Privatradios nicht unbedingt das erfolgreichste. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 haben die meisten der 20 stärksten Sender Hörerinnen und Hörer verloren. Bereits vor Jahresfrist mussten viele Stationen Federn lassen. Damals lag es an der Coronakrise: Der Pendlerverkehr fiel weg, weil viele Berufstätige ins Homeoffice wechselten. Und damit sank auch die Nutzung über das Autoradio (persoenlich.com berichtete).
«Das Radio hatte unter Pandemiebedingungen im Frühjahr 2020 durch den Wegfall oder die Einschränkung relevanter Nutzungssituationen leicht an Reichweite eingebüsst, gleichzeitig aber bei der Nutzungsdauer zugelegt», heisst es in einer Mitteilung von Mediapulse. Ein Jahr später setze sich der Trend bei den Reichweiten im Vergleich zum Vorjahressemester mit einem Rückgang um einen Prozentpunkt fort. Gleichzeitig habe der Zuwachs bei der Nutzungsdauer, die im Semestervergleich von 92 auf 88 Minuten wieder sinke, nicht stabilisiert werden können.
Radio 24 verteidigt Spitzenplatz
Auf dem Podest hat sich mit den neusten Zahlen der Forschungsstelle Mediapulse die Reihenfolge nicht verändert: Radio 24 sichert sich wieder das oberste Treppchen, gefolgt von Radio Pilatus und Energy Zürich. Radio FM1 und Argovia folgen dahinter – und damit gehören vier der fünf grössten Deutschschweizer Radiosender zu CH Media. «Trotz des anhaltenden Einflusses der Coronakrise auf den Radiokonsum entwickeln sich unsere Radiosender sehr erfreulich. Erneut bilden mit Radio 24 und Radio Pilatus zwei unserer Radiosender die Spitze der Deutschschweizer Privatradios», lässt sich Florian Wanner, Leiter Radio CH Media, in einer Mitteilung zitieren.
Aber eben: Die Sender büssten an Reichweite ein. Radio 24 erreichte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Schnitt 225'500 Hörerinnen und Hörer täglich – das sind knapp 11'000 weniger als im Vorjahresvergleich (alle Zahlen immer von Montag bis Sonntag). Einen signifikanten Verlust musste Energy Zürich hinnehmen: minus 17'500. Signifikante Verluste gab es auch für FM1, Argovia, Zürisee, Radio 32, Bern 1, Radio Top, Sunshine und 20 Minuten Radio (in der untenstehenden Tabelle mit einem Stern gekennzeichnet).
Jubeln dürfen drei Sender in den Top 20. So verteidigte Energy Bern den achten Platz und konnte etwas an Reichweite zulegen. Signifikant zugelegt hatte Vintage Radio von der Energy-Gruppe. Mit einem Plus von über 27'000 Hörerinnen und Hörern erreichte der Sender im ersten Halbjahr täglich knapp 126'000 Zuhörende. «Über alle Zielgruppen hinweg nimmt Vintage Radio damit Platz 9 unter allen Deutschschweizer Privatradios ein», schreibt die Energy-Gruppe in einer Mitteilung. Vor einem Jahr lag der Sender noch auf Platz 13.
Gleich acht Plätze gutgemacht hatte Radio Melody und kommt neu in die Top 20. Der DAB+-Sender konnte die tägliche Hörerzahl mehr als verdoppeln. «Neuer Hörerrekord», schreibt CH Media dazu in der Mitteilung vom Dienstag.
Eviva-Hörer mit Ausdauer
Bei den Marktanteilen – eine Kombination aus Hördauer und Reichweite – ist, wie bereits im ersten Halbjahr 2020, erneut Radio Pilatus an der Spitze (2,73 Prozent), dies vor Radio Central (2,65 Prozent), Radio 24 (2,56 Prozent), Argovia (2,40 Prozent) und FM1 (2,34 Prozent). Besonders viel Ausdauer hatten wiederum Hörerinnen und Hörer von Radio Eviva: Mit 91 Minuten bleibt es das am längsten gehörte Privatradio. Zum Vergleich: Reichweiten-Sieger Radio 24 wurde täglich während 54 Minuten konsumiert.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Radiosender der SRG. Auch Marktleader Radio SRF 1 musste im ersten Halbjahr 2021 einen Verlust hinnehmen: 1,27 Millionen Hörerinnen und Hörer schalteten täglich ein, das sind rund 38'000 weniger als noch im ersten Semester 2020. Die Hördauer ist mit 106 Minuten täglich beachtlich. Länger schafften es nur noch die Fans von SRF Musikwelle: 115 Minuten blieb das Radiogerät hier täglich auf Empfang. Alle Sender der SRG zusammen erreichten 2,36 Millionen Hörerinnen und Hörer, rund 90'000 weniger als im Vorjahresvergleich.