12.06.2025

Medienpolitik

SRG-Spitze bleibt hart gegenüber Forderung des Personals

Die mit dem Verlegerverband VSM vereinbarte Kooperation sorgt innerhalb der SRG weiter für Aufregung. Der Forderung aus der Westschweiz nach Neuverhandlungen erteilen die Generaldirektorin und der RTS-Direktor eine Absage.
Medienpolitik: SRG-Spitze bleibt hart gegenüber Forderung des Personals
Pascal Crittin und Susanne Wille nahmen ausführlich Stellung zum Protest des RTS-Personals gegen die Vereinbarung von SRG und Verlegerverband. (Bilder: SRG/Thomas Plain/Severin Nowacki)

Der Verlegerverband VSM sieht in der Übereinkunft mit der SRG einen «Durchbruch in den Beziehungen». Andere nannten es eine «historische Einigung» (persoenlich.com berichtete). Keine Freude mag indes beim Personal der SRG aufkommen. Die Gewerkschaft SSM hält das Abkommen für eine «Kapitulation» und fordert einen «umgehenden Rückzug der verhandelten Vereinbarung». In die gleiche Richtung zielt nun auch der Protest des SRG-Personals in der Westschweiz.

Vereinbarung schränkt Arbeit ein

356 RTS-Angestellte (von insgesamt 1800) wandten sich nach Bekanntwerden der Vereinbarung mit einem scharf formulierten Schreiben an SRG-Generaldirektorin Susanne Wille und RTS-Direktor Pascal Crittin. Zuerst einmal kritisierten die Westschweizer Medienschaffenden, dass sie in keiner Weise in die Verhandlungen mit den Verlegern einbezogen wurden. Das Ergebnis sehen sie doppelt kritisch: Zum einen schränke die getroffene Vereinbarung die Arbeit der SRG-Journalisten unverhältnismässig ein, zum anderen sei das Abkommen nicht einmal von der grössten Schweizer Mediengruppe, der TX Group, unterzeichnet.

Besonders stark stören sich die Unterzeichnenden des Protestbriefs an der Umfangbeschränkung der Online-Textbeiträge. Artikel auf Websites und Apps der SRF dürfen künftig noch maximal 2400 Zeichen umfassen. Eine solche Bestimmung widerspreche dem eingeschlagenen Weg der digitalen Transformation. «Das Publikum möchte über alle verfügbaren Kanäle informiert werden, und es besteht eine echte Nachfrage nach Texten auf unserer Website», schreiben die RTS-Angestellten. Selbst die Verschriftlichung eines dreiminütigen Radiobeitrags, der etwa 3200 Zeichen umfasst, werde so verunmöglicht.

«Wir erwarten eine Neuverhandlung dieser Vereinbarung»

Dem Personal erscheint es unmöglich, diese Einschränkungen umzusetzen, ohne damit dem Publikum und dem Image von SRG und RTS zu schaden. «Wir erwarten eine Neuverhandlung dieser Vereinbarung», schliesst das Schreiben. Eine Forderung, der SRG-Generaldirektorin Susanne Wille nicht nachzukommen gedenkt. Am 5. Juni hat sie zusammen mit RTS-Direktor Pascal Crittin den 356 Medienschaffenden geantwortet.

In der Replik, die eineinhalbmal so lang ist wie das Protestschreiben, erklären Wille und Crittin wortreich, die Vereinbarung mit den Verlegern sei ein notwendiger Schritt in einem schwierigen medienpolitischen Umfeld. Um eine Neuverhandlung gehe es nicht, sondern darum, im Rahmen der Vereinbarung neue Formate für die Online-Publizistik zu entwickeln. «Wir werden gute Lösungen finden, wie wir es immer getan haben, wenn uns Einschränkungen auferlegt wurden», heisst es. Das Schreiben schliesst mit dem Appell an das unzufriedene Personal: «Wir hoffen sehr, dass wir auf Sie zählen können, diesen Weg mitzugehen, und danken Ihnen für Ihr Engagement.»


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KOMMENTARE

Dieter Widmer
12.06.2025 06:18 Uhr
Das Abkommen zwischen SRG und privaten Medien finde ich aus einem einzigen Grund höchst problematisch. Für die Zugeständnisse sichern die privaten Medien der SRG zu, dass sie sich gegenüber der 200-Franken-SRG-Initiative ablehnend oder zumindest neutral verhalten. Die SRG nimmt damit inhaltlichen Einfluss auf die andern Medien. Tamedia ist das einzige Medienhaus, das sich keinen Maulkorb umhängen liess. Auch wer die SVP-Initiative nicht unterstützt, muss dieses Abkommen äusserst kritisch beurteilen.
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