15.12.2022

Presserat

Susan Boos repliziert Kritik von Markus Somm

Der Presserat lanciert einen Newsletter. Im Ersten reagiert die Präsidentin auf ein persoenlich.com-Interview mit dem Nebelspalter-Verleger und -Chefredaktor. «Im Presserat werden keine politischen Inhalte diskutiert», so Boos.
Presserat: Susan Boos repliziert Kritik von Markus Somm
«Wenn derselbe Journalist immer wieder gerügt wird, deutet das darauf hin, dass das betreffende Medium ein Problem mit der Qualitätskontrolle hat oder hatte», so Susan Boos, Präsidentin des Schweizer Presserates. (Bild: Kestone/Gaëtan Bally)

«Hier kommt der erste Newsletter des Schweizer Presserats», hiess es dieser Tage. «Wir werden in unserem Newsletter jeweils über wichtige Beschwerden und Entscheide berichten und sporadisch auf relevante medienethische Debatten aus dem In- oder Ausland eingehen.»

Über dem Newsletter #1/2022 steht der Titel «Man kann den Presserat für überflüssig halten, nur …». Es sei eine Frage, die gerne hochgespielt werde: Wozu brauche es überhaupt den Presserat? «‹Den Presserat nehme ich überhaupt nicht ernst. Es ist eine einseitige, gewerkschaftsnahe linke Organisation, die nichts anderes macht, als alle Medien, die nicht ihrem ideologischen Vorurteil entsprechen, zu bekämpfen. Der Presserat ist überflüssig›», zitiert Susan Boos, Präsidentin des Schweizer Presserates, aus einem persoenlich.com-Interview, ohne den Namen von Nebelspalter-Verleger und -Chefredaktor Markus Somm zu nennen.

«Dass der Mann ein Problem mit dem Presserat hat, spricht für den Presserat», so Boos weiter. «Der Interviewer wollte nämlich von dem Onlineportalchef wissen, weshalb er einen Journalisten einstelle, der vom Presserat neunmal gerügt worden sei. Worauf dieser entgegnete, der Journalist – nennen wir ihn A. – sei ein vorzüglicher Lokalreporter gewesen und der Presserat eben überflüssig.»

Die Anzahl Beschwerden seien statistisch keine verlässliche Grösse. Deshalb verzichte der Presserat bewusst darauf, Rankings zu veröffentlichen. «Trotzdem: Wenn derselbe Journalist immer wieder gerügt wird, deutet das darauf hin, dass das betreffende Medium ein Problem mit der Qualitätskontrolle hat oder hatte», so Boos weiter. Und hier schliesse sich der Kreis zu Markus Somm («Chef des Onlineportals» genannt). «Er war während acht Jahren der Chefredaktor von Lokalreporter A. Wenn dieser just in jenem Zeitraum vom Presserat öfters gerügt wurde, betrafen die Rügen selbstredend auch den Chef.»

Dass die Rügen ideologisch motiviert seien, dementiert Boos. «Im Presserat werden keine politischen Inhalte diskutiert – da geht es um die Spielregeln, die das journalistische Handwerk zu einem redlichen, fairen, transparenten Geschäft machen.» Man könne sich um diese Spielregeln foutieren. «Das wäre aber, wie wenn man beim Sport sagt, man anerkenne weder Spielregeln noch SchiedsrichterInnen.» (cbe)


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KOMMENTARE

Werner Furrer
16.12.2022 17:20 Uhr
Zum Glück gehöre ich zu denen, die noch an den Samichlaus glauben und deshalb die Boossche Philippika voll ernst nehmen oder anders gesagt, innerhalb der gleich geschalteten Clique der schein-liberalen Schreiber gehen Personen mit einer eigenen Meinung, die auch noch dazu stehen, auf die Nerven! Falls ihr mal Lust habt auf ein bisschen intellektuelle Kultur, dann merkt Euch diesen Satz «audiatur et altera pars»
Peter Schwarzäugl
15.12.2022 12:21 Uhr
Mal ehrlich. Das der Presserat politische Schlagseite hat ist wohl ein einfach zu beweisender Fakt, genauso wie bei vielen Leitmedien. Warum sind Themen und ihre negativen Auswirkungen wie Islam, Multikulti, Migration, Sozialmissbrauch, steigende Kriminalität und die wirklichen Gründe für die Zunahme von Messerstechereien in den meisten Medien ein Tabuthema ? Nein wirklich, so blind kann man eigentlich nicht sein, ausser man lebt in seiner eigenen Blase unfähig sich zu reflektieren.
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