05.11.2017

Paradise Papers

Tamedia an weltweiter Recherche beteiligt

«Tages-Anzeiger», «Der Bund», «SonntagsZeitung» und weitere Tamedia-Titel haben gemeinsam mit über 90 Medienhäusern weltweit problematische Deals von Regierungen, Promis und Grosskonzernen aufgedeckt. Die Recherchen dauerten ein Jahr lang.
Paradise Papers: Tamedia an weltweiter Recherche beteiligt
Das Büro des International Consortium of investigative Journalists ICIJ in Washington, welches die Recherche zu den «Paradise Papers» organisierte. (Bild: Keystone)

Nach den «Panama Papers» gibt es eine neue Veröffentlichung zu Daten über Steuerschlupflöcher und über womöglich brisante Geschäftskontakte hochrangiger Persönlichkeiten. Die Tamedia-Titel «Tages-Anzeiger», «Der Bund», «SonntagsZeitung», «24heures», «Tribune de Genève» und «Le Matin Dimanche» veröffentlichen eine Artikelserie über heikle Geschäfte von Schweizer Firmen in Hochrisikoländern und Steueroasen. Am Sonntagabend um 19 Uhr war der Startschuss.

Die Artikel basieren auf einer Serie von Datenlecks, zusammengefasst unter dem Titel «Paradise Papers». Dabei handelt es sich um Dokumente der Kanzlei Appleby aus den Bermudas, des Trust-Anbieters Asiaciti und der Firmenregister von 19 Steueroasen, wie es in einer Mitteilung heisst. Die 13,4 Millionen Dokumente gelangten an die «Süddeutsche Zeitung», die sie mit über 90 Medienhäusern in 67 Ländern teilte. Organisiert wurde die Recherche vom International Consortium of investigative Journalists ICIJ in Washington, zu dem auch Journalisten von Tamedia gehören.


Arbeiten begannen vor einem Jahr

In der Schweiz arbeitete das Recherchedesk von «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» zusammen mit dem «Tages-Anzeiger» in den Daten. Die Arbeiten begannen vor einem Jahr, in den letzten Monaten recherchierten die Journalisten Vollzeit. Dabei recherchierten sie Hand in Hand mit Journalisten weltweit. Wichtige Partner der Tamedia-Titel waren die «Süddeutsche Zeitung», «The Guardian», BBC und die «New York Times». Recherchen aus der Schweiz unter anderem zu Angola, Kongo und Nigeria, finden seit Sonntagabend Eingang in Artikel dieser Medien, teils von den Schweizer Journalisten gezeichnet.

Bereits im Vorfeld der Enthüllungen traten Betroffene an die Öffentlichkeit. Die Kanzlei Appleby verkündete vor zwei Wochen, sie hätten ein Datenleck wegen eines unbefugten Zugriffs. Das Journalistenkonsortiums machte keine Angaben über seine Quelle. Appleby zeigt sich überzeugt, keine Gesetze oder Regeln gebrochen zu haben, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Die Behörden der britischen Kanalinsel Isle of Man hielten vorletzte Woche eine Pressekonferenz ab, nachdem sie mit den Recherchen des Journalistenkonsortiums konfrontiert wurden. Sie kündigten an, ihre Steuerpraktiken beim Import von Privatjets zu überprüfen. Der Unternehmer Jean-Claude Bastos erklärte in der «Handelszeitung» vergangene Woche seine Geschäftspraktiken in Angola.

Purlitzerpreis für die «Panama Papers»

Im April 2016 veröffentlichte das Konsortium rund um das ICIJ bereits die Recherchen zu den «Panama Papers», einem Datenleck aus einer Kanzlei in Panama (persoenlich.com berichtete). Die Berichterstattung führte zu zahlreichen Strafverfahren weltweit und zum Rücktritt der Staatschefs von Island und Pakistan. Der Bundesrat reagierte nach dem «Panama Papers»-Skandal und verstärkt nun die Aufsicht über Anwälte und Treuhänder. In zahlreichen Skandalen aus den «Panama Papers» waren Schweizer Anwaltskanzleien verwickelt.

Die Teamarbeit für die «Panama Papers» wurde vergangenen April in New York mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Zu den prämierten Artikeln gehörte eine Recherche über die Geldflüsse aus dem Umfeld von Russlands Präsidenten, an der auch Tamedia-Journalisten beteiligt waren. (pd/cbe)

 

 


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