Die ehemalige Magazin-Journalistin Anuschka Roshani wirft dem damaligen Chefredaktor Finn Canonica Machtmissbrauch, Sexismus und Mobbing vor. Tamedia bestritt diese Darstellung (persoenlich.com berichtete).
Am Sonntag wandte sich die Tamedia-Geschäftsführung an die Mitarbeitenden. Die interne Mail, die persoenlich.com vorliegt, wurde gezeichnet von Geschäftsführer Andreas Schaffner und Mathias Müller von Blumencron, der interimistisch für den Bereich Publizistik & Produkt in der Geschäftsleitung von Tamedia sitzt. «Eines möchten wir vorwegnehmen: Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und sorgfältig überprüft. Eine externe Kanzlei wurde mit einer unabhängigen Untersuchung beauftragt.» Nach Abschluss der Untersuchung bei Tamedia habe sich herausgestellt, «dass sich ein erheblicher Teil der Vorwürfe, insbesondere der Vorwurf sexueller Belästigung, nicht bestätigen liess».
Die publizistische Leistung der Magazin-Redaktion «war und ist hervorragend», heisst es weiter. «Das kann für uns indes niemals der alleinige Massstab sein. Es kommt uns genauso darauf an, wie wir zusammenarbeiten. Respekt, Wertschätzung und eine darauf beruhende Führungskultur sind essenzielle Prinzipien unseres Hauses. Die konsequente Durchsetzung dieser Prinzipien ist für uns eine der wichtigsten Aufgaben», steht in der internen Mitteilung.
Man habe sich sowohl von Finn Canonica als auch – «aufgrund der Untersuchung» – von Anuschka Roshani getrennt. «Viele ihrer Vorwürfe erwiesen sich als nicht haltbar. Wir haben uns um Transparenz und Gerechtigkeit bemüht. Wir haben beide Parteien über den Inhalt des Untersuchungsberichtes informiert. Obwohl es für uns von Vorteil gewesen wäre, hatten wir uns aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes bisher gegen eine Veröffentlichung entschieden», schrieben Schaffner und Müller von Blumencron. Angesichts des öffentlichen Interesses hätten sie sich nun entschlossen, die Zusammenfassung des Berichts den Mitarbeitenden zugänglich zu machen. Auch persoenlich.com liegt diese Zusammenfassung vor.
In der internen Mail an die Mitarbeitenden heisst es weiter: «Wir sind uns bei Tamedia bewusst, dass es in der Vergangenheit Versäumnisse gegeben hat und dass die Aufklärung in diesem Fall zu lange gedauert hat. In einer Führungskultur, die wir im Verlag erwarten, hätte es erst gar nicht zu einem solchen Konflikt kommen dürfen. Unter den Vorfällen hat sowohl die Arbeitsatmosphäre als auch die Unternehmenskultur gelitten. Wir bedauern das ausdrücklich.»
In der jüngsten Vergangenheit seien «durch euer Engagement und aufgrund eurer Kritik gemeinsam Veränderungen angeschoben» worden. Die Tamedia-Geschäftsführung zeigt sich im internen Schreiben überzeugt davon, dass in den vergangenen zwei Jahren die Kultur und die Strukturen verbessert worden seien. (cbe)
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05.02.2023 14:22 Uhr