Herr Schawinski, Gratulation zu der Konzessionserteilung für Radio Alpin. Waren Sie überrascht über diesen Entscheid?
Erfreut ja, richtig überrascht nicht. Denn unser Gesuch war schlicht besser als dasjenige der Konkurrenz. Und zudem muss bei ähnlich gut bewerteten Gesuchen gemäss Art. 45 des Radio- und Fernsehgesetzes derjenige Bewerber die Konzession erhalten, der mehr Meinungs- und Angebotsvielfalt garantiert. Und das sind ganz eindeutig wir.
Sie haben sich bei der letzten Konzessionsvergabe vergeblich um ein Radio in Graubünden beworben. Was war diesmal anders?
Die Entwicklung der Medien, die weiter fortgeschrittene Konzentration und die zunehmende Monopolisierung in vielen Bereichen. Und zusätzlich wohl auch der politische Wille, das bestehende Gesetz umzusetzen.
Was heisst das jetzt konkret für Sie? Wie sieht das neue Bündner Radio aus?
Das wird toll. Wir haben einige Überraschungen auf Lager.
Wie viele Leute stellen Sie ein?
Mindestens elf, eventuell auch einige mehr.
Wann geht Radio Alpin auf Sendung?
Am 1. Januar 2025. Die Vorbereitungen laufen ab heute.
Die Chance ist gross, dass die Gegenseite den Entscheid anfechten wird. Was bedeutet das für Ihr Projekt?
Das glaube ich nicht. Wir haben gleich zweimal gewonnen. Erstens in der Bewertung der beiden Gesuche. Und dann, und noch wichtiger, in Bezug auf die Meinungs- und Angebotsvielfalt. Eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht hätte also keine Chance und wäre reine Trölerei.
In der Vernehmlassung bekamen Sie Unterstützung von Martullo-Blocher und der Ems-Chemie (persoenlich.com berichtete). War dies matchentscheidend?
Dafür haben sich alle anderen Bündner Institutionen aufgrund einer Aufforderung von Somedia mit Copy-Paste-Eingaben für den bisherigen Platzhirsch ausgesprochen, was die Monopolsituation in geradezu krasser Weise unterstrich, da sich niemand getraute, gegen die Inhaber aller relevanter Bündner Medien öffentlich aufzutreten. Ems-Chemie als einzige Firma hat sich getraut, sich diesem Diktat nicht zu unterwerfen. Entscheidend für die Bewertung der beiden Gesuche war dies alles nicht, wie man der Verfügung entnehmen kann. Die Fakten waren schlicht eindeutig.
Ausschlaggebend für die Konzessionserteilung ist die Meinungsvielfalt in einem Konzessionsraum. Was werden Sie anders machen als Radio Südostschweiz?
Ein richtiges Bündner Radio mit Infos auch aus dem Glarnerland. Also etwas ganz Eigenständiges.
Hatten Sie mit Somedia, Ihrem Konkurrenten, bereits Kontakt? Und wenn ja, könnte es eventuell sogar zu einer Zusammenarbeit kommen?
Kontakte nach dem Entscheid hatte ich noch keine. Aber an der Dreikönigstagung vom Mittwoch wurde mir ins Ohr geflüstert, dass man, wenn man leer ausgehen würde, gerne mit mir sprechen möchte. Dazu bin ich natürlich bereit.