13.08.2013

Ringier

Unsicherheit im Blick-Newsroom

Als Support für Andrea Bleicher soll eine Unterschriftensammlung gestartet worden sein.
Ringier: Unsicherheit im Blick-Newsroom

Nach der Nachricht, dass die interimistisch eingesetzte Andrea Bleicher wohl doch nicht "Blick"-Chefredaktorin wird, herrscht Unsicherheit im Newsroom. Die "Blick"-Journalisten stehen vor einer Zukunft mit ungewisser Führung. Was, wenn Bleicher geht? Wird dann auch Rolf Cavalli das Handtuch werfen? Als Support für Andrea Bleicher soll eine Unterschriftensammlung gestartet worden sein.

Dass Andrea Bleicher nun sehr wahrscheinlich nicht definitiv "Blick"-Chefredaktorin wird, sondern Wirtschaftspublizist René Lüchinger – wie die "NZZ am Sonntag" berichtete -, ist für die 39-Jährige eine herbe Niederlage. Seit sie im Februar als interimistische Chefin eingesetzt wurde, trat sie mehrfach öffentlich in dieser Rolle auf und hatte sich laut NZZaS Hoffnungen gemacht, in dieser Spitzenposition bestätigt zu werden. Bleichers Themensetzung wurde jedoch teilweise als zu zurückhaltend kritisiert. Das Boulevardblatt sei zudem weit davon entfernt, in Politik oder Wirtschaft Agendasetting zu betreiben, hiess es von externen Kritikern. 

Support für Andrea Bleicher
Anders sieht dies ein Teil ihrer Mitarbeiter. Dass Bleicher nun weichen soll, passt nicht allen im Newsroom. "Bleicher macht einen hervorragenden Job. Die Leute sind motiviert und mit Freude bei der Arbeit", beschreibt ein Journalist seine Sicht der Dinge gegenüber persoenlich.com. Die Journalisten seien verunsichert. Man frage sich: Ist René Lüchinger der bessere Chefredaktor? Was wird sich unter dem neuen Chef ändern? Wie persoenlich.com weiss, haben nun einige Supporter der Chefin eine Initiative zu ihrer Unterstützung gestartet. Von einer "E-Mail an Ressortleiter und ausgewählte Personen" oder einer "Unterschriftensammlung zu Händen von CEO Marc Walder" ist die Rede. Doch zu den Details des Inhalts gibt man sich bedeckt, da man "das Anliegen nicht gefährden wolle". Vorerst soll alles intern bleiben.

Ringier schweigt vorerst
Welche und wie viele Journalisten Bleicher unterstützen, ist nicht auszumachen. Es ist aber anzunehmen, dass die Neuzugänge dazugehören. Bleicher hatte während des halben Jahres mehrere Anstellungen vorgenommen (vgl. z.B. "Sechs neue Journalistinnen verpflichtet" und "Neue Personalien bekannt"). Zur Frage, ob im gesamten Newsroom Pro- oder Contra-Bleicher-Stimmung herrscht, will Ringier-Sprecher Edi Estermann keine Einschätzung abgeben. Auch zu einer "Unterschriftensammlung" oder einer "E-Mail an Ressortleiter und ausgewählte Personen" will er nichts sagen. "Das sind Spekulationen. Sie müssen verstehen, dass wir dazu keine Aussagen machen können", so Estermann. Ringier schweigt also vorerst. Weder extern noch intern sieht man derzeit Kommunikationsbedarf. Den Prozess will man nicht kommunizieren, sondern sich erst an die Mitarbeiter wenden, bevor man die definitive Neubesetzung auch extern verbreite.

Welche Konsequenzen zieht Rolf Cavalli?
Schliesslich beschäftigt noch eine andere Frage: Was macht Rolf Cavalli, wenn Andrea Bleicher nicht zur "Blick"-Chefin ernannt werden sollte? Wird er sich solidarisch zu seiner Lebenspartnerin zeigen und die Funktionen als Vorsitzender der Chefredaktoren im Blick-Newsroom und Chefredaktor von blick.ch ebenfalls aufgeben? Zudem leitet er ja interimistisch die Geschicke des "SonntagsBlicks", bis die designierte Chefredaktorin Christine Maier im November vom Leutschenbach an die Dufourstrasse wechseln wird. 

Die Tatsache, dass Andrea Bleicher und Rolf Cavalli zusammen derzeit nicht nur vier von fünf Chefstellen im Blick-Newsroom bekleiden (Vorsitz der Chefredaktoren mitgezählt), sondern auch privat ein Paar sind, könnte im Extremfall dazu führen, dass vorübergehend nicht nur der SoBli und blick.ch führungslos sind, sondern auch die Stelle des Vorsitzenden der Chefredaktoren im Newsroom der Blick-Gruppe unbesetzt bleibt.

Text: Edith Hollenstein, Bild: Keystone


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