27.06.2018

Abbau bei der SDA

Verhandlungsmarathon endet nach 148 Tagen

Der Arbeitskonflikt bei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ist mit einem Vergleich beigelegt worden. Bereits gekündigte Beschäftigte über 60 Jahre werden weiterbeschäftigt und erhalten einen Kündigungsschutz. Derweil gibt es neue Forderungen.
Abbau bei der SDA: Verhandlungsmarathon endet nach 148 Tagen
Am zweiten Streiktag vom 31. Januar in Zürich ist vor dem Hauptsitz der Tamedia, einer der Hauptaktionäre der SDA, ein Verhandlungstisch aufgestellt worden. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Der langwierige Arbeitskonflikt zwischen der Nachrichtenagentur SDA (heute Keystone-SDA) und ihrer Belegschaft hat ein Ende gefunden. Die Parteien unterzeichneten am Mittwochnachmittag vor der Eidgenössischen Einigungsstelle den Vergleich. Damit enden auch die Kampfmassnahmen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte (persoenlich.com berichtete).

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«Wir stehen am Ende eines Marathons. 148 Tage nach dem Streik der SDA-Redaktion ist ein Vergleich unterschrieben worden», erklärte Sebastian Gänger, Mitglied der Redaktionskommission (Reko), an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit der Gewerkschaft Syndicom und dem Berufsverband Impressum.

Grosser Stellenabbau

Der viertägigen Streik, den die Redaktion geschlossen durchgeführt habe, habe sich gelohnt. Erfreulich sei das Ergebnis besonders für die Mitarbeitenden über 60. Es bleibe aber ein fader Beigeschmack, da eine Einigung schon Mitte Februar bei den Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat möglich gewesen wäre.

Die Geschäftsleitung der SDA hatte im Januar bekanntgegeben, 35,6 von 150 Vollzeitstellen abbauen zu wollen. Durch Kündigungen, Pensenreduktionen und rund 25 freiwillige Abgänge in den letzten Monaten und Wochen ist der Abbau laut Gänger inzwischen grösser als ursprünglich geplant.

«Altersguillotine» weggeräumt

Der Vergleich bringt insbesondere deutliche Verbesserungen für bereits gekündigte SDA-Beschäftigte über 60. Sie können bleiben und erhalten zudem einen Kündigungsschutz bis zum Erreichen des ordentlichen Rentenalters. Laut der Syndicom-Vizepräsidentin Stephanie Vonarburg wurde damit die «Altersguillotine» des Verwaltungsrates aus dem Weg geräumt.


Ausserdem beinhaltet der neue Sozialplan die Ausrichtung von zusätzlichen Monatslöhnen an gekündigte Mitarbeitende, Zusatzleistungen bei Änderungskündigungen mit Pensenreduktionen sowie einen mit 100’000 Franken geäufneten Fonds für Härtefälle. Die Abgangsentschädigungen sind dabei an keine Bedingungen geknüpft.

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Als «relativ gutes Resultat» bezeichnete Impressum-Zentralsekretär Michael Burkard den Vergleich. Angesichts der in Millionenhöhe ausbezahlten Dividenden seien es aber nur «Brotsamen vom Tisch der Verlagsherren». Impressum hoffe auf mehr Weitsicht und Sozialkompetenz des fusionierten Verwaltungsrates.

VR und Geschäftsleitung erleichtert

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Agentur Keystone-SDA zeigten sich am Mittwoch «erfreut und erleichtert», dass unter Federführung der Einigungsstelle eine einvernehmliche Lösung im Arbeitskonflikt gefunden werden konnte, heisst es in einer Medienmitteilung.

Das sei möglich geworden, weil beide Parteien zur Lösung des Konflikts beigetragen hätten. Die Verhandlungsdelegation des Verwaltungsrates habe unter anderem angeboten, die betroffenen älteren Mitarbeitenden weiter zu beschäftigen. Mit der Unterzeichnung könne das Unternehmen «den Blick wieder vorwärts richten».

Forderung nach VR-Vertretung

Aus Sicht der Beschäftigten kann nun aber nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. Die Unsicherheit in der Redaktion sei gross. Es fehlten klare Perspektiven, sagte Reko-Mitglied Larissa Bäni. Die Redaktion misstraue der Unternehmensführung und das Vertrauen müsse wieder hergestellt werden.

In einer einstimmig in der vergangenen Woche beschlossenen Resolution fordert die Redaktion, dass die zukünftige Redaktionskommission bei Keystone-SDA mindestens die gleichen Rechte garantiert erhält, wie die bisherige Redaktionskommission.

Ausserdem fordert das Personal eine Vertretung im Verwaltungsrat. Es dürfe sich nicht wiederholen, was in der Vergangenheit passiert sei, erklärte Reko-Mitglied Reto Wattenhofer. Die Diskussion über die zukünftige Strategie dürfe nicht am Personal vorbei geführt werden. Dazu gehöre auch eine offene und transparente Kommunikation über personalrelevante Entscheidungen und ein Konsultationsrecht mit entsprechender Vorlaufzeit, das seinen Namen verdiene. (sda/cbe)

 

 



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