Herr Hug, am Samstag hat in Rapperswil eine Demonstration von rund 4000 Corona-Demonstranten stattgefunden. Nun ist Ihr Onlineportal Linth24 immer sehr kritisch mit der Schweizer Pandemiepolitik. Waren Sie selbst an der Kundgebung?
Nein, ich war zu Hause in Bollingen und arbeitete im Rebberg. Zur kritischen Haltung unserer lokalen Online-News-Portale möchte ich erwähnen, dass es aus meiner Sicht die Aufgabe der Medien ist, allen Meinungen Platz einzuräumen. Meinungen zu unterdrücken führt zur Erosion der Demokratie und zur Spaltung der Gesellschaft.
Wie haben Sie die ganze Demonstration erlebt?
Ich habe gegen Abend Bilder auf Linth24 gesehen und war überrascht, wie viele Leute in Rapperswil waren. Und wie friedlich und emotional die Demo war.
Nun hat die Stadt Rapperswil ursprünglich keine Erlaubnis für die Demo erteilt, sie hat aber trotzdem stattgefunden. Ist dies okay?
Es ist nicht meine Aufgabe, über Recht oder Unrecht einer Demo zu urteilen. Offenbar hat die Polizei nicht eingegriffen, um keine Eskalation heranzuführen. Ich fand diese Strategie klug.
Nun trugen wohl die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine Masken und hielten auch die Abstände nicht ein. Ist dies für Sie angesichts der immer noch kritischen Situation in Ordnung?
Ich bin weder das BAG, noch vertrete ich den Staat. Was ich jedoch sehe, ist, dass seit schönes Wetter ist und die Terrassen offen sind, die Masken quer durchs Land im Rückzug sind und die Leute überall frei herumsitzen. Offenbar geht die Bevölkerung immer mehr eigene Wege, was durchaus auf ein Glaubwürdigkeitsproblem der Politik zurückzuführen sein könnte.
«Gewisse Medien, vor allem linke, boulevardeske, aber auch die SRG, fand ich oft zu einseitig»
Wie war die Bevölkerung von Rapperswil gegenüber der ganzen Demo eingestellt?
Das weiss ich nicht, weil ich nicht vor Ort war.
Sie sind schon sehr lange verlegerisch und publizistisch tätig. Wie beurteilen Sie die Berichterstattung der Schweizer Medien während der letzten 12 Monate?
Gewisse Medien, vor allem linke, boulevardeske, aber auch die SRG, fand ich oft zu einseitig. Ich halte es mit NZZ-Chefredaktor Eric Gujer, der kürzlich sagte, die SRG sei zur PR-Agentur des Bundesrats mutiert. Zudem fand ich die permanenten Voraussagen und Forderungen zur Verschärfung von Covid-Massnahmen im «Blick» und im «Tages-Anzeiger» penetrant. Insbesondere, weil deren Wünsche meistens auch in Erfüllung gingen. Wenn diese medialen «Vorwarnungen» zur Strategie von Bundesrat Alain Berset gehörten, war das dumm. Denn es degradierte ihn, seine Beamten und den gesamten Bundesrat zu Befehlsempfängern der Medien und unterwanderte deren Glaubwürdigkeit. Waren die Voraussagen auf Lecks in Bersets Umfeld zurückzuführen, war es umgekehrt reines Managementversagen. Leider nicht sein einziges in dieser Pandemie.
Haben Sie selbst Coronafälle in Ihrem Umfeld?
Ja.
Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Monate?
Ich bin erstaunt, wie schnell sich die Menschen in Angst versetzen lassen. Und wie wenig Vertrauen sie in die eigene Widerstandskraft haben. Und was mich noch mehr erstaunt, ist, dass offenbar niemand wirklich hinterfragt, wie schädlich es sein könnte, wenn Menschen praktisch den ganzen Tag ihre eigene Luft einatmen. Erstens werden die Masken schnell zu Bakterienhorten und zweitens dürfte ein gesunder, mit guter Luft versorgter Körper immer noch die beste Abwehr gegen Virenangriffe sein. Kurzum: Ich begreife nicht, wie man im Freien, auf offener Strasse, allein oder mit dem Lebenspartner in einem Auto sitzend, eine Maske tragen kann. Manches, was wir zur Eindämmung der Pandemie tun, könnte sich noch als Bumerang erweisen.
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com regelmässig eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.
KOMMENTARE
30.04.2021 15:13 Uhr
30.04.2021 12:02 Uhr
29.04.2021 09:30 Uhr
28.04.2021 21:06 Uhr
26.04.2021 07:05 Uhr